Real und Atletico Madrid, Juventus Turin und Schachtjor Donezk heißen die Gegner der deutschen Vertreter im Champions-League-Achtelfinale. Wie erwartet sind ganz dicke Brocken dabei, inklusive der Superstars Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Andrea Pirlo. Die Bayern haben den wohl schwächsten Gegner überhaupt erwischt, das Weiterkommen ist Pflicht. Aber wie stehen die Chancen der restlichen Bundesliga-Klubs?

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Vorher wurde getüftelt und orakelt und selbstverständlich die Unbestechlichkeit der Stochastik bemüht. Mathematiker hatten die wahrscheinlichsten deutschen Gegner fürs Champions-League-Achtelfinale errechnet. Die Bayern gegen Arsenal, Dortmund gegen Manchester City, Schalke gegen Monaco und Leverkusen gegen Chelsea erschienen demnach als mutmaßlichste Gegner.

Die reale Auslosung der acht Begegnungen am Montagmittag hat sich wie fast immer den Gesetzen der Mathematik widersetzt, Schachtjor Donezk (gegen Bayern), Juventus Turin (gegen Dortmund), Real Madrid (gegen Schalke) und Atletico Madrid (gegen Leverkusen) heißen die Kontrahenten der vier deutschen Vertreter, was nicht allenthalben auf Gegenliebe getroffen ist.

Donezk befindet sich im Umbruch

Die Bayern dürften mit Donezk kaum Mühe haben. Die Ukrainer dürfen wegen der unsicheren politischen Lage nicht im eigenen Stadion spielen, müssen ins 1.200 Kilometer entfernte Lwiw ausweichen. Dazu beginnt die Saison in der Ukraine erst deutlich nach dem Startschuss der Bundesliga-Rückrunde, die Bayern werden also voll im Spielbetrieb sein, während Schachtjor einiges an Spielpraxis fehlen wird. Die Saison in der Ukraine startet erst wieder Ende Februar…

Nach zahlreichen Abgängen besonders der südamerikanischen Stars befindet sich Donezk im Umbruch. Die Mannschaft von Dauer-Trainer Mircea Lucescu hat einige Schwierigkeiten in der Liga, auch einen echten Superstar sucht man bei den Ukrainern vergeblich. Allenfalls ist da noch der Brasilianer Adriano zu nennen, der in der Gruppenphase satte neun Treffer erzielt hat.

Die Chancen gegen die Über-Bayern sind trotzdem minimal. Alles andere als ein souveränes Weiterkommen des deutschen Rekordmeisters gegen Schachtjor wäre eine Sensation.

"Wir erwarten ein Fifty-fifty-Spiel"

Deutlich schwerer ist das Los für Borussia Dortmund. In der Neuauflage des Endspiels von 1997 wartet mit Juventus Turin ein echter Brocken auf den BVB. Der italienische Meister hat in den letzten Jahren international zwar kaum etwas gerissen, verfügt aber über eine abgezockte Mannschaft rund um die Stars Gigi Buffon, Arturo Vidal und natürlich Andrea Pirlo.

"Wir freuen uns auf Juventus und erwarten ein Fifty-fifty-Spiel", sagte Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke - ungeachtet der Tatsache, dass Juventus die Serie A mal wieder unangefochten anführt, während der BVB in der Bundesliga gegen den Abstieg kämpft. Juve ist eine Mannschaft ohne echte Schwachstellen, aber auch ein wenig ohne die früher typischen Konturen für Italiens Rekordmeister. Turin lebt von seiner ausgezeichneten Balance zwischen Defensive und Offensive, hat aber international in den wichtigen Partien zuletzt stets versagt.

Für den BVB wird ganz entscheidend sein, wie die Mannschaft in den Wochen nach der Winterpause aus den Startlöchern kommt. In der derzeitigen Form hätte die Borussia wohl kaum eine Chance. In "Normalform" dürften die Chancen tatsächlich bei 50 Prozent liegen.

Atletico besticht als Kollektiv

Bayer Leverkusen hat Platz eins in der Gruppenphase leichtfertig verspielt und steht nun gegen Atletico vor einer hohen Hürde. Atletico stand letzte Saison Sekunden vor dem Triumph in der Königsklasse, holte in Spanien das Double - vor den Granden Barca und Real.

Atletico ist eine Defensivmaschine bester Prägung, spielt einen kühlen und effizienten Fußball. Trainer Diego Simeones Truppe besticht als Kollektiv, das auch den schweren personellen Aderlass vor dieser Saison gut aufgefangen hat. Einen echten Superstar leistet sich der Klub nicht, in Deutschland dürfte Torjäger Mario Mandzukic noch ein Begriff sein. Daneben haben sich Abwehrchef Diego Godin und Mittelfeldspieler Koke einen klangvollen Namen in Europa erarbeitet.

Im Duell mit Bayer treffen zwei völlig unterschiedliche Spielphilosophien aufeinander. Leverkusen wird gegen die Abwehrkünstler aus Madrid alles abrufen und seine Naivität ablegen müssen, will die Mannschaft von Roger Schmidt eine reelle Chance haben. "Das ist ein Gegner der Kategorie ‚ganz schwer‘. Wir sind da klarer Außenseiter", sagte Geschäftsführer Michael Schade. Rudi Völler dagegen sieht seine Mannschaft nicht chancenlos. "Wir werden unser Glück versuchen."

Schalke chancenlos

Schalke 04 hatte sich auf das Schlimmste vorbereitet - und bekam den schwersten Gegner überhaupt zugelost. Real Madrid ist die derzeit beste Mannschaft der Welt, der Titelverteidiger, die Truppe der Weltstars Cristiano Ronaldo und Gareth Bale.

Schalke ging in den beiden Spielen letzte Saison komplett ein und hatte nicht den Hauch einer Chance. Zu allem Überfluss spielt Real in dieser Spielzeit noch eine Klasse besser, hat seine letzten 20 Pflichtspiele allesamt gewonnen und mit CR7 einen Spieler in seinen Reihen, der im Moment alles in Grund und Boden schießt.

"Wir sind Außenseiter, aber es gilt auch im Fußball der alte Spruch: ‚Form schlägt Klasse‘", sagt Schalkes Finanzvorstand Peter Peters überraschend forsch. Angesichts der Übermacht des Gegners, der Erinnerungen an die letzte Saison und Schalkes verzweifelten Versuche bisher, ein wenig Konstanz in die eigenen Leistungen zu bekommen, klingt das wie das sprichwörtliche Pfeifen im Wald. Schalke dürfte nicht den Hauch einer Chance haben.

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