Der VfL Wolfsburg marschiert weiter. Auch Europa-League-Gegner Sporting Lissabon konnte den Siegeszug der Wölfe nicht stoppen. Trainer Dieter Hecking kann seit einigen Wochen auf ein stabiles Gerüst vertrauen, das sich unter anderem aus dem besten Torjäger und dem spektakulärsten Spieler der Liga zusammensetzt.

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Diese Siegesserie ist nicht nur beeindruckend, sie ist unter allen Bundesligisten auch unerreicht. Seit Ende November hat der VfL Wolfsburg kein Pflichtspiel mehr verloren, in elf Partien weisen die Wölfe acht Siege und drei Unentschieden auf.

Damit klettert die Werkself nicht nur auf Rang zwei in der Liga und steht nach dem 2:0 gegen Sporting schon mit einem Bein im Achtelfinale der Europa League - der VfL ist derzeit das heißeste Team im deutschen Profi-Fußball.

Wolfsburg und der leise Umbruch

Trainer Dieter Hecking hat einen leisen Umbruch vollzogen. Natürlich wird der VfL immer noch bestens alimentiert vom hundertprozentigen Eigner Volkswagen, aber auf die Gelder aus dem Mutterkonzern konnten sich die Wölfe schließlich auch schon in den Jahren davor verlassen. Jetzt gibt es mit Hecking und Manager Klaus Allofs aber ein Tandem, das die entsprechenden Subventionen auch sinnvoll einsetzt.

Heckings größte Leistung ist sicherlich, der Mannschaft nach gefühlten Ewigkeiten wieder eine klare Hierarchie und Struktur verliehen zu haben. Das Gerüst der Truppe hat sich gefunden. Hochbegabte, aber ebenso exzentrische Einzelkönner wie Diego wurden aussortiert. Lediglich "Lord" Nicklas Bendtner schert ab und an noch ein wenig aus dem Kollektiv aus.

Die Defensive stimmt

Ansonsten stimmt die Mischung und sie fußt auf den Leistungsexplosionen einiger Spieler, die in der Mannschaft eine ganz zentrale Rolle einnehmen. Es gab in der vergangenen Saison und sogar noch zu Beginn dieser Spielzeit einige Zweifel an Torhüter Diego Benaglio. Der Schweizer war nicht immer ein sicherer Rückhalt und so mancher Experte spekulierte schon mit einem Ende von Benaglios Zeit beim VfL, der seit bald sieben Jahren im Verein ist. Seit Wochen ist Benaglio aber wieder in Topform und erinnert an mit seinen Leistungen an die Meister-Saison 2008/09.

Davor räumt mit Naldo einer der besten und der torgefährlichste Innenverteidiger der Liga ab. Neben dem Brasilianer, der seine beste Zeit in Wolfsburg erlebt, kann sich ein junger, talentierter Spieler wie Robin Knoche wunderbar entfalten und entwickeln. Naldo ist der Fixpunkt in der Defensive und in der Offensive bei Standards oder Freistößen ungemein gefährlich. Sechs Saisontore hat der 32-Jährige schon auf dem Konto, ein unglaublicher Wert für einen Defensivspieler.

Die brasilianische Mini-Achse komplettiert eine Linie davor Luiz Gustavo. Der 27-Jährige versucht zwar bisweilen eine gewagte Grätsche zu viel, ist aber als Stabilisator und Balleroberer Gold wert. Gustavos körperliche Präsenz im zentralen Mittelfeld setzt den Gegnern zu - und Heckings Schachzug, neben den robusten Gustavo einen intelligenten und ballsicheren Umschaltspieler wie Maximilian Arnold zu stellen, entpuppt sich als Volltreffer.

Kevin de Bruyne - der Star der Mannschaft

Der Star der Mannschaft ist trotz des Zukaufs von Andre Schürrle weiterhin Kevin de Bruyne. Der Belgier hatte ein paar Anlaufschwierigkeiten, ist seit Wochen aber der wohl beste Spieler der Bundesliga. In jedem der fünf Spiele nach der Winterpause hat De Bruyne mindestens einen Scorerpunkt gesammelt.

Der 23-Jährige ist nicht zu fassen, nutzt die komplette Breite und Tiefe des Spielfelds, schließt aus allen Lagen ab, fädelt Angriffe ein, ist ein begnadeter Dribbler und noch besserer Passspieler. Dagegen kommt selbst Weltmeister Schürrle nicht an, der noch mehr Tempo ins Wolfsburger Spiel bringen soll. Schürrle muss seinen Platz innerhalb der Mannschaft erst noch finden und zeigen, dass er die erhoffte Verstärkung auf der linken Außenbahn sein kann.

Vieirinha muss das nicht mehr beweisen. Den Portugiesen hat Hecking vom offensiven Außenbahnspieler zum rechten Außenverteidiger umerzogen. Seitdem marschiert Vieirinha wie verrückt und hat sich zu einem der Besten auf seiner Position entwickelt. Die Belohnung ist ein neuer Vertrag bis 2018. Zu deutlich verbesserten Konditionen natürlich.

Vom Auslaufmodell zur Entdeckung der Saison

Den Reigen komplett macht Bas Dost, für die meisten bereits jetzt die Entdeckung der Saison. Der Niederländer war beim VfL quasi weg vom Fenster, ein Auslaufmodell und angeblich ein teures Missverständnis. Und jetzt: Trifft Dost förmlich nach Belieben. Neun Tore in fünf Spielen nach der Winterpause sind ein Wahnsinnswert, in der Liga benötigte Dost für seine insgesamt neun Treffer bisher nur 22 Torschüsse und 638 Minuten Einsatzzeit - effizienter im Abschluss ist in Deutschland derzeit kein anderer.

Nach vielen kleinen und großen Verletzungen ist der Niederländer endlich seit längerer Zeit beschwerdefrei, zudem spürt er das Vertrauen von Hecking. Der hat den vermeintlichen Toptorjäger Ivica Olic zum HSV ziehen lassen und setzt voll auf Dost. Und Dost dankt es mit Leistung und Toren. Mehr kann man von einem gelernten Torjäger nicht verlangen.

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