Überraschende Wendung im Fall Papiss Demba Cisse: Noch vor Kurzem hatte sich der Senegalese geweigert, mit dem neuen Trikot seines Vereins Newcastle United aufzulaufen. Der Grund: Das Geschäftsmodell des neuen Hauptsponsors seines Klubs ließ sich nicht mit den religiösen Ansichten des Angreifers vereinbaren, weshalb er im Juni sogar in einen Streik getreten war. Nun hat er sich mit dem Verein ausgesprochen und will doch im neuen Trikot für Newcastle auflaufen – allerdings nicht aus völlig freien Stücken, wie es scheint.

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Der 28-Jährige störte sich an den Praktiken von "Wonga.com", dem neuen Hauptsponsor der "Magpies". Das Kreditunternehmen bietet kurzfristig Darlehen im geringen Rahmen an, mit kurzen Laufzeiten und nicht unerheblichen Zinsen. Auf der Homepage lässt sich auf zwei Balken schnell und bequem ausrechnen, dass man für ein Darlehen von 300 Pfund nach 30 Tagen stolze 400 Pfund zurückzuzahlen hat. Für den bekennenden Muslim Cisse ist die Erhebung von Zinsen, vom Koran "Riba" genannt, aber verboten.

Bisherige Verhandlungen schlugen fehl

Newcastle erhält von Wonga.com umgerechnet 37 Millionen Euro für den Werbeplatz auf den Spielertrikots und ist dementsprechend nicht gewillt, auf diese wegen der ablehnenden Haltung eines einzelnen Spielers zu verzichten. Cisse schlug bereits vor, alternativ die Werbung auf seinem Trikot zu überkleben oder durch eine karitative Einrichtung zu ersetzen. Ersteres legte vor einigen Jahren einen Streit zwischen Frederic Kanoute und seinem Arbeitgeber FC Sevilla bei. Dabei ging es um die Werbung eines Wettanbieters. Kanoute, ebenfalls Muslim, weigerte sich, mit dessen Werbung aufzulaufen, da der Koran Glücksspiel verbietet. Daraufhin spielte der Stürmer mit einem Trikot, auf dem der Schriftzug überklebt war.

Im Fall Cisse kam es allerdings nicht zu einer gütlichen Einigung dieser Art. Warum ist nicht bekannt, weder Verein noch Spieler äußerten sich zu Verhandlungsdetails. Ein Vertreter des Vereins ließ lediglich vor einigen Wochen ausrichten, man befinde sich in Gesprächen und sei optimistisch, einen Kompromiss zu finden.

Casino-Foto bringt die Wende

Bevor der Fall in absehbarer Zeit vor einem Tribunal des englischen Fußballverbandes FA verhandelt worden wäre, gab der Verein bekannt, dass man diesen Kompromiss nun erzielt habe. Dieser sieht vor, dass Cisse bei Newcastle bleibt und den Sponsor akzeptiert. Die Gründe für das Einlenken des Ex-Freiburgers wurden nicht offiziell genannt, doch wie die "Zeit" berichtet, könnte die Beilegung des Disputs in Zusammenhang mit einem Foto stehen, das auf Facebook aufgetaucht sei.

Im vergangenen November habe ein 22-jähriger Brite Cisse in einem Casino getroffen, ein Foto geschossen und dieses in dem sozialen Netzwerk hochgeladen. Allerdings verstößt wie erwähnt auch Glücksspiel gegen den Koran und ein Sprecher des Casinos sagte der BBC, Cisse sei "ein sehr willkommener Gelegenheitsgast".

Diese Neuigkeit hätte die Verhandlungsposition des Senegalesen bei einer Verhandlung erheblich geschwächt. Daher erscheint es naheliegend, dass er eher zähneknirschend einlenken würde, als vor einem Tribunal seine scheinbar ambivalente religiöse Haltung erklären zu müssen.

(mse)

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