Unfassbar. Drei lächerliche Minuten fehlen Red Bull Salzburg zum historischen Einzug in die Champions League. Das neunte Scheitern seit der Übernahme durch den Brause-Konzern 2005 verläuft dramatisch. Es wird Auswirkungen haben - auch auf den Standort Leipzig.
Die Fans verließen fluchtartig das Stadion, die Spieler sanken weinend auf den Rasen. Und die spontanen Appelle von Trainer Oscar Garcia, der seine Profis und die Betreuer nach dem nächsten Champions-League-Drama von Red Bull Salzburg im Mittelkreis um sich scharte, verpufften. "Der Fußball war unfair zu uns. Ich bin stolz, Euer Trainer zu sein. Ich möchte niemanden weinen sehen", rief der Spanier in seiner Verzweiflung nach dem harten K.o.-Schlag.
Nicht nur beim Torschützen Valentino Lazaro flossen die Tränen weiter. "Wir waren mal wieder einfach zu dumm", klagte Österreichs Jung-Nationalspieler. Drei Minuten! Drei lächerliche Minuten hatten Österreichs Serienmeister am Mittwochabend beim 1:2 nach Verlängerung gegen Dinamo Zagrab gefehlt, um im neunten Anlauf seit der Übernahme durch den Getränkekonzern Red Bull 2005 erstmals in die Gruppenphase der Königsklasse einzuziehen. "Scheiße einfach", fluchte Lazaro.
Gegen Ende des Spiels schwanden die Kräfte
Nach seinem Traumtor in der 22. Minute schienen die Roten Bullen den Champions-League-Fluch endlich überwinden zu können. Bis am Ende die Kräfte schwanden und die große Flatter kam. Junior Fernandes erzwang für die Kroaten mit einem abgefälschten Schuss die Verlängerung. Und der algerische Nationalspieler El Arabi Hilal Soudani schockte die 23 451 Zuschauer im Stadion mit seinem Siegtor in der 95. Spielminute.
In seiner Wut und Enttäuschung klagte der verletzt ausgewechselte Lazaro seine Kollegen an. "Von draußen war es hart zum Zuschauen." Die Mitspieler hätten sich in ihr Schicksal gefügt, kritisierte der 20-Jährige: "Jeder geht in die Verlängerung, als hätten wir schon verloren. Ich verstehe nicht, wie man so negativ sein kann."
"Sind Weltmeister im Jammern"
Oben in seiner Skybox litt Red-Bull-Milliardär
"Bis zur 87. Minute hat alles gepasst - und dann kriegst du so ein Scheißtor", stöhnte Mittelfeldspieler Konrad Laimer. Mehrmals vergaben die Bullen das mögliche 2:0, zudem wurden sie um einen Elfmeter betrogen. Schiedsrichter Craig Thomson aus Schottland ahndete ein klares Handspiel von Leonardo Sigali nicht (62.). "Fünf Schiedsrichter am Feld, und sie übersehen so ein Handspiel", empörte sich Verteidiger Christian Schwegler. "Frechheit", schimpfte Lazaro.
Europa League bleibt als Trostpflaster
Statt Traumspiele gegen den FC Bayern oder Real Madrid bleibt den Salzburgern nur die Europa League als Trostpflaster. Bis zum Ende der Transferfrist am Mittwoch droht ohne Champions League aber zunächst der Verlust von Leistungsträgern wie dem umworbenen Innenverteidiger Martin Hinteregger. Unter anderem der FC Augsburg ist scharf auf den 23-Jährigen, der allerdings um die zehn Millionen Euro kosten soll. In der vergangenen Saison war er an Borussia Mönchengladbach ausgeliehen. "Ich hoffe nicht, dass Spieler gehen", sagte Garcia. Aber der Coach weiß nicht, welche "Ambitionen der Verein in Zukunft hat".
Sicher ist: Schon jetzt setzt der 72 Jahre alte Mateschitz mit seinen Millionen mehr Hoffnungen in das Projekt RB Leipzig. Nach dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga wird mittelfristig in Sachsen die Champions League ins Visier genommen. Das Ziel, an dem die Bullen stets scheitern. "Nächstes Jahr ist dann zehnjähriges Jubiläum", bemerkte trocken ein einheimischer Journalist, als im Stadion die Lichter ausgingen. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.