Der FC Bayern München hat Bayer Leverkusen im Achtelfinale der Champions League zweimal dominiert. Neuer-Ersatz Jonas Urbig war im Rückspiel der große Gewinner. Der nächste Gegner Inter Mailand schickt bereits eine Kampfansage nach München.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Versuchung wäre naheliegend gewesen, nach dem 3:0 aus dem Hinspiel den Vorsprung einfach zu verwalten. Der FC Bayern München tat im Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel bei Bayer Leverkusen allerdings genau das Gegenteil. Er dominierte die Partie von Anfang an und gewann völlig verdient mit 2:0.

Mehr News zur Champions League

Der effektivste Mann auf dem Platz war Harry Kane: Der Engländer schoss erst das 1:0 (52.), dann legte er das 2:0 für Alphonso Davies (71.) auf. Der deutsche Rekordmeister hätte sogar noch höher gewonnen, wäre Jamal Musiala in der Schlussphase nicht gleich zweimal am Pfosten gescheitert.

"Ich glaube, die Jungs haben heute wieder gezeigt, wie hungrig sie sind und was sie erreichen wollen", lobte Trainer Vincent Kompany die Mentalität seiner Spieler. Auch Kane sprach von einer "besonderen Leistung" und lobte die Herangehensweise seiner Mannschaft: "Wir haben gut verteidigt und gute Chancen schon in der ersten Hälfte herausgespielt. In der zweiten Halbzeit hat es dann geklappt. Wir haben getroffen und uns für einen starken Auftritt belohnt."

Leverkusen-Torwart gibt zu: "Bayern war die klar bessere Mannschaft"

Leverkusen fand nie richtig zu seinem Spiel. Ein typischer Fehler: Nach Ballgewinnen schaltete Bayer meist nicht schnell genug um. Dabei liegt dort bekanntermaßen eine Schwachstelle der Bayern. Auch das Flügelspiel über den schnellen Jeremie Frimpong kam nie richtig in Fahrt. Leverkusen schlug zwar 27 Flanken – doch nicht einmal jede fünfte Flanke kam beim Mitspieler an.

Warum der Matchplan von Leverkusen nicht aufging? "Man merkt Ausfälle wie den von Florian Wirtz", sagte Torwart Lukáš Hradecký über den verletzten Nationalspieler. Gleichwohl zollte er dem Gegner viel Respekt: "Bayern ist eine ganz erfahrene Mannschaft, die wissen schon, wie man die Räume und wie man uns zustellt. Das haben sie gemeistert. Wir hatten kaum richtige Torchancen. Bayern war die klar bessere Mannschaft, das müssen wir zugeben."

Jonas Urbig: Vom Zweitliga-Ersatz zum Champions-League-Torwart

Besonders auffällig war die Leistung von Bayern-Torwart Jonas Urbig. Der 21 Jahre alte Winter-Neuzugang erlebte am vergangenen Samstag noch ein unglückliches Startelf-Debüt. Bei der 2:3-Niederlage gegen den VfL Bochum kassierte er drei Gegentreffer. Auch wenn er bei keinem Gegentor der Hauptschuldige war, könnte so ein Erlebnis am Selbstvertrauen kratzen.

Umso beeindruckender, wie souverän er nun in der Champions League agierte. Mit seinen starken Reflexen vereitelte er mehrere Großchancen. Besonders beeindruckend: In der 67. Minute hielt er aus kurzer Distanz einen Kopfball von Stürmer Patrik Schick fest.

Insgesamt machte Urbig – der zwar als das vielleicht größte Torwart-Talent von Deutschland gilt, allerdings vor wenigen Wochen noch Ersatz-Torwart beim Zweitligisten 1. FC Köln gewesen ist - einen sehr reifen Eindruck. Er war ruhig im Ball und machte keine waghalsigen Aktionen.

"Er war da, er war präsent, so als hätte er schon 200 Spiele für Bayern im Tor gestanden."

Matthias Sammer, Prime-Experte

Das Miteinander mit seinen Vorderleuten stimmte fußballerisch - und offenbar auch menschlich. Nach gelungenen Aktionen kamen immer wieder Mitspieler wie Dayot Upamecano auf Urbig zu, um mit ihm abzuklatschen. Nach dem Spiel nahm Trainer Kompany den Torwart in den Arm und sagte ihm einige Worte ins Ohr.

Prime-Experte Matthias Sammer lobte Urbig für seine Leistung: "Er war da, er war präsent, so als hätte er schon 200 Spiele für Bayern im Tor gestanden. Ein Riesenkompliment an den Jungen. Er hat eine sehr gute Ausstrahlung. Bei Torhütern habe ich immer das Gefühl, entweder sie füllen das Tor aus oder sie füllen es nicht aus. Und du hast das Gefühl, er hat es ausgefüllt."

Besonders auffällig war die Leistung von Bayern-Torwart Jonas Urbig (M). © Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH/Meuter

Gemischte Erinnerungen an Viertelfinal-Gegner Inter Mailand

Im Viertelfinale der Champions League wird der FC Bayern auf den italienischen Top-Verein Inter Mailand treffen. "Es wird ein schweres Spiel. Wir wissen um die Historie, wir wissen, wie gut sie spielen. Da werden wir uns gut vorbereiten", kündigte Musiala an.

Kane ergänzte: "Inter wird tough. Das San Siro (Stadion von Inter, Anm.d.Red.) ist nicht einfach." Doch der Stürmer weiß: "Wir können jedem Gegner wehtun."

Der FC Bayern hat eher gemischte Erinnerungen an Mailand: 2010 verloren die Münchner gegen Inter das Finale der Champions League, 2011 scheiterten sie bereits im Achtelfinale an den Italienern. Zuletzt trafen die beiden Mannschaften in der Vorrunde der Saison 2022/23 aufeinander. Beide Spiele gewann der FC Bayern mit 2:0.

Der deutsche Innenverteidiger Yann Bisseck, der in Deutschland für den 1. FC Köln und Holstein Kiel spielte, steht seit Sommer 2023 bei Inter Mailand unter Vertrag und fiebert dem Spiel entgegen. "Im Viertelfinale der Champions League ist es klar, dass man auf Giganten trifft. Wir glauben, dass wir gegen jeden Gegner bestehen können. Ich bin sehr zuversichtlich", sagte er gegenüber "Prime Video".

"Der FC Bayern ist immer eine Gefahr in Europa. Wir werden uns nicht nur auf unsere Defensive verlassen. Wir wissen, dass wir auch offensiv etwas machen müssen. Das können wir auch, denn wir haben überall überragende Spieler auf dem Feld.

Der FC Bayern aber eben auch.

Teaserbild: © Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH/Meuter