Die Uefa will Pep Guardiola bestrafen, weil der Trainer des FC Bayern mit einem T-Shirt Gerechtigkeit für einen verstorbenen Journalisten einforderte. Für dieses ignorante Verhalten sollte sich der Verband schämen. Ein Kommentar.

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Der Journalist Jorge Topo Lopez war als Berichterstatter bei der WM 2014 im Einsatz. Er sollte über das Halbfinale zwischen Argentinien und der Niederlande berichten, doch am Vorabend der Partie starb der 38-Jährige bei einem mysteriösen Autounfall. Der Argentinier saß in einem Taxi, das von einem Auto gerammt wurde, dessen Insassen wiederum von der Polizei verfolgt wurden.

Bis heute ist der genaue Unfallhergang ungeklärt, es kursieren wilde Theorien über den tragischen Tod. Fest steht: Die Ermittlungen gehen bis heute nur schleppend voran.

Mehrere prominente Fußballer haben bereits auf diesen Missstand hingewiesen, unter anderem die Teams von Atletico Madrid und des FC Barcelona. Sie forderten Aufklärung. Auch Pep Guardiola wollte ein Zeichen setzen - und trug ein T-Shirt mit entsprechender Aufschrift auf der offiziellen Pressekonferenz vor dem Champions-League-Viertelfinale des FC Bayern München gegen den FC Porto.

Die Uefa reagiert auf Guardiolas Aktion auf die denkbar schlechteste Weise: Sie leitete Ermittlungen gegen den Trainer ein. Natürlich ist der Fußballverband, rein juristisch gesehen, im Recht: Als Hausherr darf die Uefa für ihre Veranstaltungen klare Regeln aufstellen. Die besagen im zweiten Absatz des elften Artikels ihres Verhaltenskodex, dass "Bekundungen nichtsportlicher Art im Rahmen von Uefa-Veranstaltungen" untersagt sind. Dieser Absatz mag sinnvoll sein, wenn es um Werbung oder politisch fragwürdige Statements geht. Doch in diesem Fall geht es um den tragischen Tod eines Mannes, der über eine Fußball-WM berichtete.

Niemand hätte sich daran gestört, wenn die Uefa über Guardiolas T-Shirt hinweggesehen hätte. Die Deutsche Fußballliga (DFL), nicht unbedingt für ihre milden Urteile bekannt, wäre in diesem Fall ein lobenswertes Vorbild gewesen: Als Haris Seferovic Ende November bei einem Torjubel ein T-Shirt zu Ehren der verstorbenen Tugce präsesentiert hatte, wurde der Stürmer von Eintracht Frankfurt von vielen Seiten mit Lob für seine Botschaft überschüttet. Die DFL erkannte, welch menschlich tragischen Fall der Schweizer angesprochen hatte und verzichtete bewusst und ausdrücklich auf Ermittlungen.

So viel Einfühlungsvermögen ist bei der Uefa offensichtlich nicht vorhanden. Ihr sind Paragrafen und Regeln wichtiger.

In einer perfekten Fußballwelt würde die ganze Mannschaft des FC Bayern in solchen T-Shirts zum nächsten Champions-League-Spiel anreisen, um ein klares Statement gegen die Ignoranz der Uefa abzugeben. Doch vermutlich wird Guardiola für seine Botschaft stillschweigend die Geldstrafe bezahlen, die die Uefa ihm aller Voraussicht nach aufbrummen wird.

Wenn die Uefa nur ein bisschen Anstand hat, wird sie das Geld der Ehefrau des verstorbenen Journalisten, Veronica Brunati, zur Verfügung stellen. Doch vermutlich wäre ein klein wenig Menschlichkeit von diesem Verband zu viel verlangt.

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