Mit Ach und Krach erreicht der Rekordmeister das Achtelfinale in der Königsklasse. Man kann die Spielweise kritisieren – aber sollte nicht ungerecht werden.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Pit Gottschalk dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Man kann die Bayern jetzt nicht dafür kritisieren, dass sie ihr Rückspiel gegen Celtic Glasgow mit Ach und Krach 1:1 gewonnen haben. Der Davies-Treffer in allerletzter Sekunde verhinderte die drohende Verlängerung, sicherte den Einzug ins Achtelfinale der Champions League und bewahrte München den Traum vom Finale Dahoam am 31. Mai in der Allianz Arena. So gesehen, fühlt sich das 1:1 (nach dem 2:1 im Hinspiel) tatsächlich wie ein Sieg an.

Mehr News zur Champions League

Zugegeben, die Spielweise war zeitweise grottenschlecht bis mittelmäßig. Wir können aber nicht die Leverkusener ein Jahr lang dafür feiern, dass sie ihre Siegtreffer reihenweise in der Nachspielzeit erzielt haben und deswegen "Mentalität zeigen", und gleichzeitig Bayern für denselben Tatbestand geißeln. Vermutlich steckt in diesem scheinbar harmlosen Stolpertor in der 94. Spielminute eine höhere Symbolik: Die Bayern erzwingen ihren Erfolg.

Krisenmomente gehören dazu – auch beim FC Bayern

Dass die Tormaschine nicht nur beim 0:0 in Leverkusen und am Dienstagabend beim 1:1 gegen Celtic Glasgow stotterte, ist so ungewöhnlich nicht. Im bisherigen Verlauf der Saison hat kein anderes Spitzenteam so viele Tore am Fließband produziert; eine Betriebspause ist da irgendwann zwangsläufig. Fest steht: Als Celtic die Bayern ins Wackeln brachte, stand der Rekordmeister nach kurzer Zeit wieder stabil. Auch das zeichnet Top-Teams aus.

Krisenmomente gehören zum Reifeprozess dazu, sie bereitet die Nerven der Spieler quasi auf die Augenblicke vor, wenn Zentimeter über Sieg und Pleite entscheiden. Den Stresstest in den Playoffs der Königsklasse haben die Bayern bestanden. Wie gesagt: mit Ach und Krach.

Man kann das wahlweise "glücklich" nennen, "Bayern-Dusel" oder "verdient". Aber Fußball ist, Grüße ans Phrasenschwein, ein Ergebnissport – und der FC Bayern hat geliefert.

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
  • Fever Pit'ch ist der tägliche Fußball-Newsletter von Pit Gottschalk. Jeden Morgen um 6:10 Uhr bekommen Abonnenten den Kommentar zum Fußballthema des Tages und die Links zu den besten Fußballstorys in den deutschen Medien.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.