Die größte Konferenz aller Zeiten wurde für den Streamingdienst DAZN zu einem kleinen Triumphzug. Über vier Stunden dauerte die spektakulärste Übertragung in der Geschichte der Königsklasse, die am Ende sogar noch mit einer gewissen Exklusivität garniert wurde.
Die Macher der Sky-Bundesliga-Konferenz sind zu Recht stolz auf ihr Produkt, das sie nicht zufällig mit dem Zusatz "Das Original" versehen. Nun durfte – oder musste – auch Streamingdienst DAZN eine XXL-Konferenz auf die Beine stellen, die am letzten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase mit Präzision und Geschick zu überzeugen wusste.
Die Herausforderung war turmhoch: Nicht neun Spiele, wie an den jeweils letzten Spieltagen einer Bundesliga- oder Zweitliga-Konferenz, sondern sogar doppelt so viele galt es am Mittwochabend ab 21 Uhr live unter einen Hut zu bringen. Dazu noch jede der 18 Partien in der Einzelspiel-Option. Das bedeutete unter anderem: Insgesamt 36 Kommentatoren waren im Einsatz, dazu so viel technische und logistische Vorbereitung wie nie. Eine Mammutaufgabe und ein Novum in der deutschen TV- respektive Streaming-Landschaft.
DAZN liefert starke Vorberichterstattung
Diesem Neuland näherte sich DAZN bereits anderthalb Stunden vor dem Anpfiff in den Stadien, mit einem auf die Größe und Gewichtung des letzten Spieltags angepassten Vorlauf. Immerhin ging es für vier der fünf deutschen Teilnehmer noch um fundamentale Entscheidungen, vom fixen Einzug ins Achtelfinale bis zum Ticket für die Playoffs.
Bayer Leverkusen, der FC Bayern, Borussia Dortmund und der VfB Stuttgart waren von großem Belang, lediglich die längst ausgeschiedenen Leipziger mit ihrer Partie bei Sturm Graz fielen da aus der Rolle. Entsprechend gewichtet war dann auch schon der Vorlauf mit Einspielern und Interviews über und mit Protagonisten des Quartetts. Und ein vergleichsweise leicht zu planender Ablauf.
Kurzweiliger Vorlauf bei der XXL-Konferenz auf DAZN
Moderatorin
Einige Schalten in die Stadien und frische Informationen auch von den anderen Spielorten machten die Vorberichterstattung interessant und kurzweilig genug und bauten die nötige Spannung auf für den Showdown und das große Experiment.
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Ereignisse in der Konferenz überschlagen sich
Mit dem Anpfiff aller 18 Spiele um 21 Uhr konnte die Regie in der Konferenz nur noch einem lose gescripteten Drehbuch folgen, von da an waren auch fast zwei Stunden Improvisationstalent und schnelle Entscheidungen gefordert. Eine "deutsche Konferenz", ausgekoppelt aus dem Spieltag mit lediglich allen Spielen mit deutscher Beteiligung, gab es verständlicherweise nicht.
Die große Herausforderung war ohnehin, tatsächlich kein einziges Tor der Mega-Konferenz zu verpassen – auch wenn sich die Ereignisse teilweise überschlugen.
Bereits vor den Spielen war klar, dass die Dynamik einer "normalen" Konferenz noch einmal drastisch erhöht werden würde. Die sportliche Konstellation mit ständig wechselnden Tabellenständen der Klubs und damit veränderten Vorzeichen fing die Regie gut auf und setzte neben den "deutschen" Spielen den Fokus auch vermehrt auf jene Spiele, die die größten Auswirkungen auf die Tabelle versprachen – oder schlicht am spannendsten waren.
36 Highlights in nur einer Halbzeit
Keine drei Minuten dauerte es dann auch nur bis zum ersten "Toooor in…" und dann ging es Schlag auf Schlag. Im Sekundentakt trudelten die Meldungen aus den Stadien ein, schon in den ersten zehn Minuten der Konferenz mussten Treffer nachgereicht werden, weil sich die Ereignisse förmlich überschlugen.
Bis zur Halbzeit waren 33 Tore zu vermelden, zwei Platzverweise und ein Handelfmeter, den der VAR dann wieder kassierte. Inhaltlich gab es dabei keine größeren Probleme, die Schalten waren schnell und kompakt genug, um nicht zu sehr in Verzug zu geraten. Lediglich die Streamingqualität ließ beim einen oder anderen Nutzer offenbar etwas zu wünschen übrig.
Ein kleiner Makel an einem ansonsten überaus unterhaltsamen Abend. DAZN schaffte den Spagat aus schnellen Schalten und dem nötigen Informationsgehalt, um in der Torflut auch ja nicht den Überblick zu verlieren. Immer wieder wurde die Blitztabelle entweder eingeblendet oder durch die sehr gut vorbereiteten Kommentatoren erwähnt und auch die Konstellation an den neuralgischen Stellen, also im Kampf um Platz acht und die Qualifikation für die Playoffs.
Und: Die Befürchtung einer gewissen Reizüberflutung bei insgesamt 64 Toren in etwas mehr als anderthalb Stunden Live-Fußball hat sich letztlich nicht bestätigt. Gerne schaute man auch noch die Zusammenfassung bis weit nach Mitternacht inklusive aller Emotionen und Stimmen.
Unter anderem jener von BVB-Geschäftsführer Lars Ricken zu den Gerüchten um den angeblichen neuen Trainer Niko Kovac. "Das kann ich bestätigen, wir haben eine grundsätzliche Einigung erzielt. Ab Sonntag wird Niko Kovac dann als Trainer einsteigen", verriet Ricken und verschaffte DAZN an diesem Abend sogar noch einen Kick Exklusivität.
DAZN ist für die Bundesliga-Konferenz vorbereitet
"Nach dem heutigen Tag kann man sagen: Das neue Format hat sich bewährt. Das ist doch genau das, was der Fan sehen will. Die Spannung übertüncht alles, weil es auch so schwer voraussehbar war für die Mannschaften", fasste Experte Ballack den historischen Abend zusammen.
"Für uns geht es nicht darum, einfach 'mehr' zu liefern, sondern das Beste aus diesem besonderen Spieltag zu machen und die Fans genau dort abzuholen, wo ihre Leidenschaft liegt", hatte DAZN-Programmchef Michael Brachert in einem "Spiegel"-Interview vorhergesagt. Und genau das ist DAZN bei dieser eigenartigen Premiere durchaus gelungen.
Bracherts Team hat eine logistische Meisterleistung hingelegt und den Fans der Königsklasse ein großes Vergnügen mit nur ein paar kleinen Schönheitsfehlern beschert. Und bei diesem gigantischen Experiment auch gezeigt, dass die Redaktion vorbereitet scheint für den Sommer.
Ab August wandert die Bundesliga-Konferenz von Sky rüber zu DAZN. Wer solche Herausforderungen wie an diesem letzten Champions-League-Spieltag meistert, sollte "Das Original" auch ohne Qualitätsverlust stemmen können.
Verwendete Quellen
- spiegel.de: Eine komplett irre und wilde Fahrt (Bezahlinhalt)
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