Endlich wieder Champions League, endlich wieder Ablenkung: Borussia Dortmund will sich am 4. Spieltag der Königsklasse mit einem Sieg über Galatasaray Istanbul vorzeitig für das Achtelfinale qualifizieren. Vor allem geht es dem BVB aber darum, neues Selbstvertrauen zu tanken, um auch in der Bundesliga das vorhandene Potenzial endlich abzurufen.
"Ich möchte jetzt nicht gegen uns spielen", kündigte BVB-Trainer
Die Diskrepanz der Leistungen des BVB in Champions League und Bundesliga scheinen unerklärlich. In der Königsklasse führt die Borussia die Tabelle der Gruppe D souverän an: neun Punkte, 9:0 Tore. Ein Sieg gegen Galatasaray Istanbul (heute, 20:45 Uhr live bei "Sky" und bei uns im Ticker) und Dortmund hätte sich bereits nach vier Spieltagen für das Achtelfinale qualifiziert. In der Bundesliga hingegen rangiert die Borussia punktgleich mit Schlusslicht Werder Bremen auf Rang 17. Fünf Niederlagen in Folge und der schlechteste Saisonstart der Vereinsgeschichte. Der vormals einzige ernsthafte Bayern-Konkurrent befindet sich national aktuell im Abstiegskampf.
Borussia Dortmund muss negative Gedanken abstellen
Angesichts der prekären Lage gerät die Champions League daher beinahe zur Nebensache. Mittelfeldspieler Sebastian Kehl hofft, dass sich Istanbul als Aufbaugegner für die Bundesliga erweist: "Wir haben die Möglichkeit, mal wieder mit einem positiven Gefühl ins Bett zu gehen. Das war in der Bundesliga zuletzt sehr hart", verrät der 34-Jährige. Doch die jüngere Vergangenheit zeigt: Selbst ein Erfolgserlebnis in der Königsklasse bringt nicht zwingend einen Schub in der Bundesliga.
Jürgen Walter, Sportpsychologe aus Düsseldorf, rät den Dortmunder Profis für die kommenden Bundesliga-Aufgaben daher, die negativen Gedanken abzustellen und sich auf das Positive zu konzentrieren. "Es ist Kopfsache, ob die Spieler in der Lage sind, umzuschalten, die Tabellensituation auszublenden und einfach guten Fußball zu spielen. Momentan denken sie zu sehr daran, dass sie eigentlich Bayern-Jäger sind und bereits 17 Punkte Rückstand auf die Münchner haben", erklärt der 58-Jährige im Gespräch mit unserem Portal. "Als sie 2011 und 2012 Meister wurden, hatten sie eine enorme Spielfreude. Jetzt ist es mehr ein Zwang, der sich entwickelt hat, dass alles klappen muss. Und genau dann funktioniert es nicht", sagt Walter und ergänzt: "Wer Angst davor hat, Fehler zu machen, der macht auch Fehler."
Top-Leistungen in der Champions League
Diese Ängste hat der BVB in der Champions League bislang erfolgreich ausgeblendet. In den bisherigen Partien gegen den FC Arsenal (2:0), beim RSC Anderlecht (3:0) und bei Galatasaray Istanbul (4:0) lieferte der Revierklub Top-Leistungen ab. Der BVB profitierte dabei auch von der Spielweise der Gegner. Anders als die nationalen Kontrahenten spielten diese selbst offensiv nach vorne. Deshalb boten sich für Dortmund zahlreiche Möglichkeiten, ihre größte Stärke, das Konterspiel, aufzuziehen. Auch bei der 1:2-Niederlage in der Liga-Partie beim FC Bayern München am vergangenen Samstag wurde die Borussia stets dann gefährlich, wenn sie bei Ballgewinn schnell umschalten konnte und die pfeilschnellen Offensivleute Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang in Position brachte. Diese beiden waren es auch, die dem BVB durch einen gradlinig vorgebrachten Konterangriff die 1:0-Führung bescherten.
Am Ende verlor der BVB dennoch mit 1:2 und stürzte auf einen direkten Abstiegsplatz ab. Auch deshalb wird Klopp gegen Galatasaray sicherlich nicht seine beste Elf aufs Feld schicken. Das kommende Bundesliga-Heimspiel am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach ist für den BVB zu wichtig. "Wir versuchen am Dienstag an unseren Abläufen zu arbeiten und positive Dinge für Sonntag abzuleiten", erklärt Klopp.
Doch nicht nur in Dortmund, sondern auch beim Gegner aus Istanbul ist die Stimmungslage schlecht. Galatasaray feierte am zurückliegenden Wochenende zwar eine gelungene Generalprobe, dennoch blieben beim 2:1 im Derby gegen Kasimpasa erneut viele Wünsche offen. "Uns fehlt Selbstvertrauen. Wir sind nicht in der Lage, 100 Prozent unserer Fähigkeiten abzurufen", klagte Galatasarays Mittelfeldspieler Hamit Altintop in der türkischen Zeitung "Hürriyet". Worte, die exakt so auch von einem Dortmunder Profi stammen könnten.
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