DFB-Pokal-Achtelfinale – und das Stadion ist nicht einmal zur Hälfte gefüllt: Dieses Bild gab es am Mittwochabend in Wolfsburg zu sehen. Dabei stellt sich auch die Frage: Ist eine grundlegende Diskussion um die TV-Gelder inzwischen unumgänglich?

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Die Wolfsburger Fans bekamen am Mittwochabend einen souveränen Heimsieg ihrer Mannschaft zu sehen. Die "Wölfe" setzten sich im Achtelfinale des DFB-Pokals souverän mit 3:0 gegen die TSG Hoffeheim durch.

Mehr News zur Bundesliga

Dabei hätten den Sieg eigentlich noch weitaus mehr Anhänger des aktuellen Tabellenachten der Bundesliga im Stadion sehen können. Denn die Volkswagen Arena war gerade einmal zur Hälfte gefüllt – wenn überhaupt.

Offiziell knapp 14.000 von 29.000 Plätzen im Stadion besetzt

28.917 Zuschauer passen normalerweise ins Stadion des VfL Wolfsburg. 13.909 waren es am Mittwochabend, zumindest offiziell. Denn vor allem in den Sozialen Medien wird davon ausgegangen, dass es noch weitaus weniger – sogar unter 10.000 – gewesen sein sollen. Der TSG Hoffenheim zufolge sind 200 Fans zum Auswärtsspiel nach Wolfsburg gereist.

Flutlicht, K.o.-Spiel, Erstliga-Duell: es wäre eigentlich der passende Rahmen für ein volles Stadion gewesen. VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl versuchte nach dem Sieg zu erklären, warum viele Plätze am Ende dennoch leer geblieben sind: "Unter der Woche, 18 Uhr: Das ist nicht so einfach, weil viele Leute hier noch im Werk arbeiten oder aus der Umgebung nicht so einfach zum Spiel kommen", sagte Hasenhüttl, als er auf die (offiziell) 13.909 Zuschauer angesprochen wurde.

"Wir sind es in Wahrheit schon gewohnt, dass es nicht immer top laut ist", sagte der Österreicher, "aber wir wissen ganz genau um die Verbindung mit den Zuschauern. Ich finde viel wichtiger, dass die Leute, die da sind, uns auch tragen. Die Stimmung fand ich gut – und wir freuen uns riesig, wenn wir ihnen Abende wie diese bieten können und sie weiter träumen können."

Rund 200 Fans der Hoffenheimer waren beim Auswärtsspiel in Wolfsburg dabei
Rund 200 Fans der Hoffenheimer waren beim Auswärtsspiel in Wolfsburg dabei. © IMAGO/regios24/Darius Simka

Wolfsburg-Trainer mit "Friedhof"-Vergleich zum Saisonstart

Zum Saisonstart waren die Wolfsburger Fans beziehungsweise die Stimmung im Stadion schonmal mediales Thema. "Mir ist es manchmal ein bisschen zu ruhig gewesen", sagte Hasenhüttl damals nach der knappen 2:3-Heimniederlage gegen den FC Bayern bei DAZN. "Wenn wir uns in jeden Zweikampf werfen und wenn wir ein Spiel drehen, dann war mal kurz Stimmung. Aber dann kriegst du das zweite Tor, und dann ist wieder komplett Friedhof. Das kann nicht sein." Aussagen, die bei den Fans nicht gerade gut angekommen sein dürften.

Zurück zum Pokalabend: Am Tag, an dem in der Autostadt auch die Betriebsversammlung beim kriselnden VW-Konzern stattfand, war Torschütze Yannick Gerhardt am Ende "froh über jeden Einzelnen. Man darf nicht vergessen, dass wir eine kleine Stadt sind, wenn man sich andere Millionenstädte anschaut." In der Tat kann Wolfsburg mit seinen gut 125.000 Einwohnern mit Städten, wie Berlin, Hamburg oder München nicht mithalten.

Für Wolfsburg läuft es rein sportlich aktuell aber gut, seit sieben Pflichtspielen in Folge ist der VfL inzwischen ungeschlagen. Gerhardt und seine Teamkollegen wollen "weiter Werbung machen – und vielleicht gewinnen wir dann auch noch neue Fans dazu".

Dennoch zeigen die Bilder aus der Volkswagen Arena von Mittwochabend auch eines: Sowohl der VfL als auch die Gäste der TSG Hoffenheim scheinen nicht gerade Zuschauermagneten zu sein. Denn auch bei den Heimspielen der TSG in Sinsheim sieht man in Bundesliga und Pokal immer wieder reichlich leere Ränge.

So läuft die Verteilung der TV-Gelder in der Bundesliga

Damit dürfte zumindest eine Frage in den Raum gestellt werden: Müsste die Deutsche Fußball Liga (DFL) etwas an der Verteilung der TV-Gelder ändern?

Denn die TV-Gelder für die Erst- und Zweitligisten verteilen sich auf vier Säulen: Neben der Gleichverteilung (Anteil von 50 Prozent in der vergangenen und aktuellen Saison) sind die Säulen "Leistung", "Nachwuchs" und "Interesse" jeweils individuell, hier bekommt jeder Bundesligist unterschiedlich viel Geld.

Durch die Gleichverteilung hat jeder Erstligaverein in der abgelaufenen Spielzeit 25,33 Millionen Euro erhalten – das berichtet das Portal "fernsehgelder.de", das in der Liga als seriös gilt. Nach Ende der aktuellen Saison werden es 26,2 Millionen Euro pro Verein. Die Leistung, also das Abschneiden am Ende der Saison, macht mit 43 Prozent Anteil den nächsthöheren Teil der nationalen Fernsehgelder aus. Beim Nachwuchs sind es lediglich vier Prozent, beim Interesse sogar nur drei.

In der Rangliste der TV-Erlöse landete der VfL Wolfsburg in der abgelaufenen Saison auf dem achten Platz, insgesamt knapp 65 Millionen Euro an Erlösen soll der Werksklub bekommen haben. Der Pokal-Gegner vom Mittwoch, die TSG Hoffenheim, liegt mit knapp 60 Millionen Euro auf dem zehnten Platz. Um die Beträge in Relation zu setzen: Das Maß aller Dinge in der Bundesliga bleibt der FC Bayern mit insgesamt 95 Millionen Euro an TV-Geldern.

TV-Gelder: Mehr Interesse, mehr Geld?

Vor allem die Säule des Interesses ist angesichts der mauen Zuschauerzahlen bei unter anderem Wolfsburg und Hoffenheim interessant. Die Erlöse werden dabei laut DFL proportional gemäß dem Interesse an den Klubs auf Basis der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) verteilt.

Angesichts der leeren Zuschauerränge kann zumindest die Hypothese aufgestellt werden, dass die betroffenen Vereine auch deutlich weniger Menschen vor die Fernsehbildschirme ziehen werden als beispielsweise der FC Bayern und Borussia Dortmund.

Die große Frage: Müsste die DFL bei der Verteilung der TV-Gelder dem Aspekt des Zuschauerinteresses größeren Raum geben? Oder anders gefragt: Sollten die Vereine, die ein großes Zuschauerinteresse haben, deren Stadien also auch immer gut gefüllt oder gar ausverkauft sind, mehr Geld erhalten als die Klubs, deren Tribünen immer wieder leer bleiben?

36 Erst- und Zweitligisten bekommen künftig mehr Geld

Zumindest in naher und mittelfristiger Zukunft wird sich an der aktuellen Lage wohl recht wenig ändern. Was jedoch feststeht: Die Vereine werden ab der neuen Saison mehr Geld bekommen, am Donnerstagnachmittag gab die DFL die neuesten Zahlen nach der Ausschreibung der Medienrechte bekannt.

Die DFL kassiert mit dem Verkauf der nationalen TV-Rechte für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 insgesamt 4,484 Milliarden Euro. Das ist ein Plus in Höhe von 84 Millionen Euro im Vergleich zu den aktuell gültigen Abschlüssen, wie die DFL nach der Mitgliederversammlung am Frankfurter Flughafen bekanntgab. Pro Jahr erhalten die 36 Erst- und Zweitligisten 1,121 Milliarden Euro.

Nun entscheidet das neunköpfige DFL-Präsidium um Sprecher Hans-Joachim Watzke über den Verteilerschlüssel hinsichtlich der wichtigsten Einnahmequelle der Klubs. "Da gilt, dass wir mit Genauigkeit vor Schnelligkeit gehen", sagte der BVB-Boss. Wohlwissend, dass es Klubs gebe, "die gerne nochmal über gewisse Leitplanken diskutieren" wollen. Man werde sich ein Meinungsbild einholen. Mit Blick auf die Lizenzierungsfristen solle aber spätestens im Januar ein Schlüssel gefunden sein.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.