Nach der Pokal-Niederlage gegen Hoffenheim forderten nicht wenige Fans des VfL Wolfsburg die Entlassung von Trainer Tommy Stroot. Während eine Top-Spielerin nach der anderen Wolfsburg verlässt, sorgte auch Stroot zuletzt für Unruhe.
Im verregneten Sinsheim endete am Mittwochabend eine der außergewöhnlichsten Serien im deutschen Fußball. Nach 52 gewonnenen Spielen im DFB-Pokal verloren die Frauen des VfL Wolfsburg im Viertelfinale mit 0:1 gegen die TSG Hoffenheim – es war die erste Pokalniederlage für die Wölfinnen seit November 2013.
Zehn Mal in Folge gewann der VfL den DFB-Pokal, nun wird eine Ära enden. Ihr sei klar gewesen, dass die Serie irgendwann einmal reißen müsse, schrieb
Es war der zweite Rückschlag für die Wölfinnen innerhalb weniger Tage, durch das 0:0 in der Bundesliga beim 1. FC Köln am vergangenen Freitag wuchs der Rückstand in der Tabelle auf Eintracht Frankfurt und den FC Bayern München auf drei Punkte an.
Stroot: Großes Ziel bleibt die Champions-League-Qualifikation
Weshalb viele VfL-Fans nach dem Pokal-Aus ihrem Ärger bei Instagram Luft machten und in den Kommentaren die Entlassung von Trainer Tommy Stroot forderten. Die VfL-Fans, die in den letzten Jahren den Pokalsieg im Abonnement feiern durften, fürchten nun die erste titellose Saison seit 2012.
Aber welchen Anteil hat Trainer Stroot tatsächlich daran, dass es in der Autostadt nicht mehr so rund läuft wie in den Jahren zuvor? Der 36-Jährige selbst war nach dem Abpfiff in Sinsheim bemüht, die Niederlage einzuordnen und auf die deutlich runtergeschraubten Saisonziele zu verweisen.
"Wir wollen uns für die Champions League qualifizieren, das ist Ziel Nummer eins. Und wenn am Ende ein Titel dabei rumkommen sollte, wären wir sehr zufrieden. Das ist es, worauf wir die Saison ausgerichtet haben", sagte Stroot bei Sky.
Etliche Abgänge konnten nicht kompensiert werden
Dem Trainer dürfte schon im Herbst klargewesen sein, dass eine schwierige Spielzeit bevorsteht. Mit Lena Oberdorf, Ewa Pajor und Dominique Janssen verließen drei der wichtigsten Spielerinnen Wolfsburg, sie konnten nicht gleichwertig ersetzt werden.
Dass die Wölfinnen in der Bundesliga elf Tore weniger erzielt haben als letzte Saison zum gleichen Zeitpunkt, lässt sich vor allem durch Pajors Abgang erklären.
Unter diesen Umständen spielt Wolfsburg eigentlich eine gute Saison, was auch Stroots Verdienst ist. In der Hinrunde wurde der FC Bayern besiegt, die Wölfinnen standen zeitweise an der Tabellenspitze. Der VfL ist nach wie vor im Titelrennen um die Meisterschaft und steht im Viertelfinale der Champions League.
Viel mehr ist aus dem aktuellen Kader wohl nicht rauszuholen. Zumal die direkte Konkurrenz aus München, Frankfurt und Leverkusen deutliche Schritte nach vorne gemacht hat, während dem VfL Wolfsburg eine Topspielerin nach der anderen verloren geht.
Stroot verkündete seinen Abschied – dann verlängerte er seinen Vertrag
Daran könnte neben dem Direktor Frauenfußball Ralf Kellermann allerdings auch Stroot seinen Anteil haben. Denn der VfL Wolfsburg, der 2023 noch im Finale der Champions League stand und viele Jahre eine Top-Adresse im europäischen Frauenfußball war, gab in den letzten beiden Spielzeiten nicht immer das beste Bild ab.
Etwa beim Hin und Her um Stroots Verbleib. Der Trainer verkündete im Mai seinen Abschied im Sommer 2025, im September änderte er dann seine Meinung und verlängerte sogar seinen Vertrag bis 2027.
Was bedeutet, dass im Sommer 2024, als Oberdorf, Pajor und Janssen den Verein verließen, unklar war, wie es beim VfL auf der Trainerposition weitergeht. Was für mögliche Neuverpflichtungen und Vertragsverlängerungen natürlich keine gute Ausgangslage war.
Stroot degradierte Frohms – Kellermann kritisierte Brand
Auch die Verträge von Torhüterin Merle Frohms und Offensivspielerin
Man kann aber sicherlich darüber diskutieren, ob es in der entscheidenden Phase der Saison eine gute Idee ist, diese Baustelle im Tor aufzumachen und für Unruhe zu sorgen.
Was auch für die Art und Weise gilt, wie Kellermann Brand im Herbst 2023 öffentlich kritisierte. Die Nationalspielerin wird nun wohl zu einem internationalen Top-Klub wechseln und dort die nächsten Schritte ihrer Karriere gehen.
Der Umbruch in Wolfsburg wird zur Mammut-Aufgabe
Potenziellen Neuzugängen wird sicherlich nicht entgehen, dass eine Spielerin nach der anderen Wolfsburg verlässt. Und dass sich die aktuellen Leistungsträgerinnen wie Popp, Marina Hegering und Svenja Huth im Herbst ihrer Karriere befinden. Der Umbruch, der beim VfL gemeistert werden muss, dürfte eine Mammut-Aufgabe werden.
Zunächst einmal steht aber am Sonntag das enorm wichtige Spiel gegen Eintracht Frankfurt (16:45 Uhr) an, das entscheidend für den weiteren Saisonverlauf wird. Mit einem Sieg wären die Wölfinnen wieder mitten drin im Meisterrennen, bei einer Niederlage könnte sogar die Champions-League-Qualifikation in Gefahr geraten.
Auch für Tommy Stroot ist das Spiel deshalb von großer Bedeutung. Falls Wolfsburg verlieren sollte, würde die Kritik an ihm sicherlich noch lauter werden.
Verwendete Quellen
- sport.sky.de: Tommy Stroot spricht über das Ende der historischen DFB-Pokalserie
- Instagram-Accounts der Frauen des VfL Wolfsburg und von Alexandra Popp
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