Der FC Bayern ist auf der Suche nach einem Backup für Stürmer-Star Robert Lewandowski. Offenbar können sich die Münchner eine Rückholaktion von Sandro Wagner vorstellen. Bei einem Transfer im Winter bahnt sich eine Win-Win-Situation für beide Seiten an.
Neulich hatte sich
"Es wäre sicherlich eine Option, einen jungen, hungrigen Stürmer zu holen, der hinter einem langjährigen Profi noch lernen will", sagte der 29-Jährige der "Sport Bild".
Einerseits ist das interessant, weil die Linie der Bayern im Sommer noch eine gänzlich andere war.
"Wenn ich immer höre, der FC Bayern hat keinen Ersatz für Lewandowski, für Gerd
Vorstandsvorsitzender
Kein Profi polarisiert wie Wagner
Andererseits hat sich seit dem Sommer einiges verändert bei den Bayern, zum Beispiel ist der Trainer nicht mehr derselbe.
Kein Klub polarisiert wie die Bayern, kein Profi polarisiert wie Wagner. Das könnte passen und eine äußerst unterhaltsame Gemengelage ergeben. Aber ergibt ein Wechsel schon im Winter für beide Seiten auch Sinn? Aus Sicht der Bayern gibt es kaum etwas, das dagegen spräche.
Die Münchener haben in den vergangenen Jahren in der entscheidenden Phase der Saison im Frühjahr mehr als einmal erleben müssen, was ein auf Naht gestrickter Kader aushalten muss, sobald sich einige Schlüsselspieler verletzen.
Vor drei Jahren mit Pep Guardiola fiel in den Halbfinals gegen Barcelona gleich ein halbes Dutzend Leistungsträger aus, die Bayern waren letztlich chancenlos. Vergangene Saison erwischte es Lewandowski vor dem Hinspiel gegen Real Madrid, der Pole spielte dann gehemmt im Rückspiel trotz einer Schulterverletzung.
Wagner kann Feuer ins Spiel bringen
Da wurde es besonders augenscheinlich, dass den Bayern eine 1B-Lösung im Sturmzentrum fehlte. Mit einem angeschlagenen Spieler in ein entscheidendes Champions-League-Viertelfinalspiel bei Real Madrid zu gehen, war nicht nur riskant - es war fahrlässig.
Im Sommer waren die Bayern an Alexis Sanchez vom FC Arsenal dran. Der Chilene ist ein Allrounder, kann im Sturm auf jeder Position spielen und hätte auch ganz gut zu Bayerns Spielausrichtung gepasst.
Sanchez' Transfer hätte aber auch das Gehaltsgefüge gesprengt. Und als Ancelotti dann James Rodriguez nach München holte, waren die Pläne mit Sanchez quasi ad acta gelegt.
Lewandowski ist auch ein Allrounder. Der Pole kann als Wandspieler eingesetzt werden, er kann sich im Zweikampf und im Luftkampf behaupten, hat eine gute Technik und einen enormen Zug zum Tor.
Viele dieser Attribute bringt auch Wagner mit. Der ist in der Ballsicherung sogar noch eine Spur stärker, dafür hapert es im Vergleich zu Lewandowski etwas an den technischen Fähigkeiten.
Aber: Der Nationalspieler kann richtig Feuer in eine Partie bringen.
Seine zum Teil aufreizende Körpersprache, das furchtlose Einsteigen in Zweikämpfen und seine Fähigkeit, damit auch das Publikum mitzunehmen sind nicht zu unterschätzen. Den Bayern wird seit den Abgängen von Philipp Lahm und Xabi Alonso ja nachgesagt, sie hätten kaum noch Führungsspieler oder wenigstens Typen in der Mannschaft.
Wagner wäre auf alle Fälle ein Typ, an dem sich die Mitspieler reiben und die Gegenspieler abarbeiten könnten. Einer mit Meinung und Charisma und manchmal auch ein kleiner "Drecksack".
Erinnerungen an den Triple-Kader
Wie Jupp Heynckes grundsätzlich zur Situation im Angriff steht, dürfte auch klar sein. Die Triple-Saison bestritten die Bayern mit gleich drei reinen Mittelstürmern, Mario Gomez, Mario Mandzukic und Claudio Pizarro. Heynckes konnte rotieren lassen, alle drei kamen in der Bundesliga am Ende auf nahezu gleich viele Einsätze - und dazu gab es noch Thomas Müller als Not-Notlösung in der Hinterhand.
Nun ist Müller derzeit verletzt und außer Lewandowski gibt es als echte Sturm-Alternative nur den Regionalligaspieler Kwasi Okyere Wriedt.
Aus Sicht der Bayern würde ein Wagner-Transfer ganz sicher Sinn ergeben, zumal der auch noch einigermaßen bezahlbar sein dürfte und eine emotionale Bindung zu Klub und Stadt hat.
Eben dieser Punkt könnte auch für Wagner ein ganz ausschlaggebender sein. Der hat immer wieder betont, wie wichtig ihm die Zeit bei seiner Familie in München ist und dass er sich eine Rückkehr zum FC Bayern eines Tages vorstellen könnte.
Das Pendeln zwischen Hoffenheim und Unterhaching, wo seine Familie lebt, sei "zum Kotzen", hatte er jüngst erklärt.
WM-Chancen blieben intakt
Wagners Karriere in der Bundesliga war eigentlich schon vorbei, bis er mit Darmstadt aus dem Nichts wieder auftauchte und in Hoffenheim dann seine sensationelle Entwicklung nahtlos fortsetzte.
Das Tempo von Wagners Aufstieg ist enorm und war so nicht mehr zu erwarten von einem Mittzwanziger. Will er diesen Aufstieg jetzt veredeln, wäre ein Schritt zu einem noch größeren und sportlich besseren Klub als Hoffenheim nur konsequent.
Zumal Wagner auch nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, er wird Ende November immerhin schon 30 Jahre alt.
Bei den Bayern könnte er Champions League spielen, in den ganz großen Partien auflaufen, sich einem Publikum auf der größten Bühne überhaupt zeigen.
Und er wäre auch einsetzbar: Die Qualifikationsspiele mit Hoffenheim gegen Liverpool werden von der UEFA nicht als Einsätze Wagners in der Champions League gewertet.
Seine Chancen auf die Weltmeisterschaft müssen sich als Bankangestellter in München nicht zwingend verschlechtern. Natürlich bekäme Wagner weniger Einsatzzeit als in Hoffenheim, wenn Heynckes aber eine ähnliche Rotation vorschwebt wie in seiner letzten Saison als Bayern-Trainer, dann dürfte Wagner das auf jeden Fall reichen, um sich lange genug ins Schaufenster zu stellen.
Wagners Berater ist übrigens Roman Rummenigge, der Sohn des Vorstandsvorsitzenden. Am Mittwochabend schaute sich Wagner das Spiel der Bayern-Basketballer gegen Galatasaray in München an. Inmitten einiger Bayern-Stars wie Javi Martinez oder Joshua Kimmich.
Das können auch nur Zufälle sein. Es verdichten sich aber die Anzeichen, dass sich da zwei gesucht und wieder gefunden haben. Und Rückholaktionen sind in München derzeit ohnehin besonders angesagt.
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