Die überraschende Entlassung des Star-Managers wirft kein gutes Licht auf den Bayern-Jäger: Aufsichtsrat Mintzlaff hätte seine Top-Personalie besser prüfen müssen.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Gerüchte um Max Eberl brodelten seit Monaten. Es ging nicht allein um die Frage, ob er sich als RB-Manager jemals heimisch in Leipzig fühlen würde oder lieber privat und beruflich in München tätig wäre. Es ging auch um die Frage, wie groß sein persönlicher Anteil am hervorragenden Transfersommer wirklich gewesen ist.

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RB Leipzig hat durch Spielerverkäufe 240 Millionen Euro eingenommen und umgehend 152 Millionen Euro in eine Mannschaft investiert, die mit Bayern München mithalten kann. 88 Millionen Euro Transfergewinn - das ist beträchtlich. Trotzdem gab es aus dem Verein relevante Stimmen, die sagten: Die Spanne hätte größer sein können.

Das mag sein. Wenn aber die Arbeit eines Managers hinter vorgehaltener Hand so offensichtlich infrage gestellt wird, muss man sich nicht wundern, wenn derselbe Manager erstens die Unkenrufe hört und zweitens Unzufriedenheit spürt. Er wollte ja, als er aus Gladbach kam, das Gegenteil: eine bessere Work-Life-Balance.

Hat RB-Aufsichtsrat Mintzlaff seine Top-Personalie nicht ausreichend geprüft?

Seit er Max Eberl am Tag vor dem Topspiel gegen Bayern (2:2) freigestellt hat, lässt RB-Aufsichtsrat Oliver Mintzlaff keine Gelegenheit aus, das Missverständnis zwischen Leipzig und Eberl als "Fehleinschätzung" darzustellen. Da sollte man ihn fragen: Hat er seine Top-Personalie vorher nicht ausreichend geprüft?

Die zwei DFB-Pokalsiege 2022 und 2023 sind ein überzeugender Beweis, dass RB Leipzig gute Arbeit leistet. Jeder weiß, dass Red Bull als Mutterkonzern Wettbewerbsvorteile schafft. Aber nicht jeder Vereinsmanager gibt das gute Geld, das man ihm zur Verfügung stellt, sinnvoll aus. Mintzlaff schon.

Doch schon bei den Trainern Jesse Marsch (2021) und Domenico Tedesco (2022) musste Mitzlaff radikale Kurskorrekturen in eigener Sache vornehmen und sie vorzeitig fortschicken. Positiv kann man sagen: ein ganz normaler Verein halt. Und negativ: eine wiederholte Fehlleistung im Management.

Mintzlaff versucht die Schuld auf Eberl abzuschieben

Dass Mintzlaff übers Wochenende immer wieder den Managementbegriff "Commitment" verwendet, um die Schuldfrage Richtung Eberl zu verfrachten, wirft kein gutes Licht auf ihn selber. Er hat ja Eberl geholt. Also ist auch er verantwortlich, dass die Personalie nicht funktioniert hat. Warum auch immer.

Max Eberl wird sich in den nächsten Wochen noch weitere, mit Details garnierten Mutmaßungen und Unterstellungen anhören müssen. Vielleicht ist er beschädigt, wenn er tatsächlich beim FC Bayern anheuert. Aber auch hier muss man sagen: Er hätte besser prüfen sollen, worauf er sich einlässt. Augen auf bei der Berufswahl.

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