Nach der schweren Verletzung von Kingsley Coman rücken beim FC Bayern wieder einmal Arjen Robben und Franck Ribéry in den Fokus. Die "Flügel-Opas" sollen es nun richten. Doch reicht die Klasse der beiden überhaupt noch?

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Es war ein ziemlicher Schock für den FC Bayern. Am Montag verdichteten sich die Gerüchte, dass die zunächst als "Kapselverletzung" diagnostizierte Knöchelverletzung von Kingsley Coman wesentlich schlimmer sein könnte, als zunächst angenommen.

Abends kam dann die offizielle Bestätigung. Ein Syndesmosebandriss oberhalb des linken Sprunggelenks. Coman war zu diesem Zeitpunkt bereits operiert. Von einer mehrwöchigen Pause war die Rede.

Drei Monate Pause befürchtet

Laut den Experten von "fußballverletzungen.com", die die durchschnittliche Ausfalldauer von Verletzungen analysieren, fallen Fußballer mit Syndesmosebandriss im Schnitt rund 100 Tage aus. Comans Saison wäre damit beendet. Die Münchner verlieren ihren stärksten Flügelspieler der laufenden Saison.

Ja. Richtig gelesen. Denn Coman hat seit dem Trainerwechsel zu Jupp Heynckes einen enormen Sprung gemacht. An zehn Pflichtspieltoren war der junge Franzose in dieser Zeit beteiligt. Arjen Robben an neun, Franck Ribéry an zwei. Nur Thomas Müllers Bilanz ist besser, wobei der deutsche Nationalspieler nicht als klassischer Flügelspieler gelten kann und zudem häufig in zentralerer Position agierte.

Dribbling-Meister Coman

Noch deutlicher wird diese Analyse beim Blick auf die Kernkompetenz eines Flügelspielers beim FC Bayern. 4,2 erfolgreiche Dribblings verbucht Coman in dieser Saison pro 90 Minuten. Damit liegt er in der Bundesliga auf Rang eins vor Leipzigs Bruma. In der Champions League liegt er in den Top Ten.

Arjen Robben kommt in der Liga auf 1,1 erfolgreiche Dribblings pro 90 Minuten, Franck Ribéry auf 1,4. Das sind gewaltige Unterschiede, die zeigen, dass die Altstars längst nicht mehr die überragenden Dribbling-Werte früherer Jahre erreichen.

Dabei sind gerade die Durchbrüche auf dem Flügel so wichtig für die Münchner. Dies war der Hauptgrund, warum Coman 2015 - damals gemeinsam mit Douglas Costa - nach München kam. Die Saison 2014/2015, in der die Münchner in der Rückrunde über weite Strecken auf Arjen Robben und Franck Ribéry verzichten mussten, hatte die Abhängigkeit des Münchner Spiels von ihren Flügelspielern damals noch einmal offenbart.

Es sollten neue Alternativen her. Während Costa inzwischen in Turin weilt, war Coman zuletzt auf dem besten Weg in Richtung Weltklasse.

Top-Leistungen über 90 Minuten?

Es erscheint wie Ironie, dass diese Verletzung nicht einmal eine Woche nach einer öffentlichen Debatte über die Rollen von Robben und Ribéry passierte. Weil Heynckes gegen Besiktas Istanbul in der Champions League Coman statt der Altstars von Beginn an brachte, äußerte vor allem der Niederländer Robben öffentlich seine Unzufriedenheit über die Joker-Rolle.

Von einer Wachablösung war in manchen Medien die Rede. Nun stehen die beiden "Flügel-Opas", wie die beiden 34-Jährigen von einigen Bayern-Fans mit Augenzwinkern genannt werden, wieder voll im Fokus.

James Rodríguez kann auf dem Flügel spielen, ist aber weder besonders dribbelstark noch explosiv. Müller hat seine ganz eigene Interpretation dieser Rolle, wenn er auf dem rechten Flügel beginnt. Auch geht er selten ins Dribbling und nutzt die Position eher für gefährliche Läufe in den Rücken der Abwehr.

Robben oder Ribéry haben so beinahe automatisch einen Stammplatz in den wichtigen Spielen sicher. Beide - das zeigt nicht nur die Statistik, sondern auch der Eindruck im Spiel - haben etwas an Explosivität und Durchschlagskraft eingebüßt.

Gerade gegen tiefstehende Gegner, die gern auf dem Flügel doppeln, wählen beide häufiger den Querpass, statt es wie früher mit Finesse und Power mit dem direkten Weg in Richtung Tor zu probieren.

Fraglos haben beide nach wie vor große Qualität, wie Robben nach seiner Einwechslung gegen Besiktas unter Beweis stellte. Ob dies allerdings konstant über 90 Minuten gegen die nationale und europäische Top-Klasse reicht, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Comans Verletzung schmerzt. Nun müssen es wieder einmal die Oldies richten.

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