Die Vergabe der Medienrechte für die kommenden Bundesligasaisons hat sich zu einem echten Streit entwickelt. Die Hauptparteien sind die Deutsche Fußballliga (DFL) und der Sender Dazn. Aber worum geht es genau?
Der Streit zwischen der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Streaminganbieter Dazn hat die nächste Eskalationsstufe erreicht. Die Auktion der deutschsprachigen Medienrechte für den Zeitraum von 2025/26 bis 2028/29 wird zur öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht, die Fronten sind mittlerweile unversöhnlich verhärtet. Eine fruchtbare gemeinsame Zukunft der langjährigen Partner scheint kaum vorstellbar.
Was ist der Ursprung des Konflikts?
Dazn beklagt eine Ungleichbehandlung und reichte Beschwerde ein. Der Streaminganbieter fühlt sich diskriminiert, weil sein Angebot für das Rechtepaket B abgelehnt wurde, obwohl es "das finanziell attraktivste und überzeugendste" gewesen sei. Das Angebot soll laut Bild 400 Millionen Euro pro Saison betragen haben, die DFL akzeptierte allerdings die von Dazn abgegebenen Finanzgarantien nicht. Deshalb soll das entsprechende Paket trotz des niedrigeren Angebots bereits an Sky gegangen sein.
Welchen Hintergrund hat die Entscheidung der DFL?
Mit Dazn gibt es aus der aktuellen Rechteperiode offenbar eine Vorgeschichte. So soll der Streaminganbieter im Vertrag für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 gewisse Zahlungsziele nicht erfüllt und teilweise verspätet gezahlt haben. Die DFL will diesmal als in dieser Hinsicht "gebranntes Kind" (Kirch-Pleite, Arena-Aus, Eurosport-Ausstieg) wohl auf Nummer sicher gehen. Deswegen reichte ihr eine harte Patronatserklärung nicht aus, die innerhalb von 24 Stunden geforderte Bankgarantie lieferte Dazn erst mit einer Woche Verspätung an - zu spät zur Berücksichtigung.
Wie geht es im Streit nun weiter?
Der Streaminganbieter kündigte rechtliche Schritte an, um doch noch das bei der Ausschreibung angestrebte Rechtepaket B zu erhalten. Bis Dienstag kann Dazn ein Schiedsgericht anrufen. Dann würde sich der gesamte Prozess vermutlich bis zum Sommer ziehen, bis dahin wäre die Auktion wohl ausgesetzt. Nach dem Schiedsgericht kann der Streaminganbieter auch vor ordentliche Gerichte ziehen, es wäre der Beginn eines womöglich jahrelangen Rechtsstreits. Eine Lösung mithilfe eine Mediators ist bislang nicht in Sicht.
Welche Folgen hat der Streit für die Vereine?
Sicher keine positiven. Während des möglicherweise jahrelangen Rechtsstreits würden der mit Sky für das Paket B abgeschlossene Kontrakt sowie die noch abzuschließenden Verträge über die kleineren Rechtepakete nur auf Widerruf gelten. Die DFL müsste Rückstellungen bilden und könnte nicht die gesamten TV-Einnahmen auf Anhieb an die Vereine ausschütten. Mit Dazn würde zudem ein starker Bieter wegfallen, wodurch die Preise für die weiteren Pakete und damit verbunden die Einnahmen der Klubs sinken dürften.
Was sagt die DFL?
Die DFL wies bislang alle Vorwürfe zurück. Zuletzt hatte sie sich mit einem Brief an die Klubs gewandt und Dazn unterstellt, "Tatsachen bewusst falsch darzustellen, Verkürzungen vorzunehmen und zu versuchen, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen". Der Ligaverband kam zu dem Schluss, dass der Streaminganbieter so handle, um "einen Keil in die Liga zu treiben".
Wie begegnet Dazn diesen Vorwürfen?
Der Streaminganbieter warf dem Ligaverband in einem Schreiben an die 36 Klubs "Verleumdungen" vor, welchen der Streaminganbieter "vehement widersprechen" müsse. In dem Schreiben der DFL-Geschäftsführung "entsteht der Eindruck, dass Dazn bewusst massive Zahlungsausfälle an die 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verursacht habe", schrieb Dazn: "Wir stellen hierzu fest: Dies ist falsch (...)."
Was ist eigentlich das Rechtepaket B?
Das Rechtepaket B ist das größte der Ausschreibung, es enthält die Samstagsspiele der Bundesliga um 15.30 Uhr sowie die Einzelspiele am Freitagabend und die Relegation.
Wie läuft die Auktion ab?
Die DFL versteigert einzelne Rechtepakete an den Partien der Bundesliga und der 2. Liga. Wenn dabei ein Interessent die DFL-Mindestforderung erfüllt und gleichzeitig 20 Prozent über dem zweitbesten Angebot liegt, erhält er den sofortigen Zuschlag. Zum ersten Mal überhaupt wurde die Auktion ausgesetzt. (sid/jum)
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