Die Meisterschaft ist so gut wie entschieden, der Liga droht Langeweile. K.o.-Spiele könnten eine Lösung sein - meint zumindest Kolumnist Pit Gottschalk.
Wäre ich Bundesliga-Manager, würde ich verzweifeln. Keine einzige Geschichte aus der höchsten deutschen Spielklasse tauchte diese Woche auf, die ein bisschen die Gemüter erhitzt und Leidenschaft provoziert hätte. Die Liga bietet zum 31. Spieltag Langeweile pur.
Der Abstiegskampf: ein lahmer Dreikampf zwischen Heidenheim, Kiel und Bochum, wer den Relegationsplatz 16 erreicht und auf den Klassenerhalt hoffen darf. Der Titelkampf: längst entschieden. Ob Bayern jetzt am Wochenende oder eine Woche darauf Meister wird: Who cares?
Der Wettstreit um die restlichen Champions-League-Plätze reißt die Menschen auch nur regional vom Hocker: Leverkusen wird Vizemeister, Eintracht Frankfurt vermutlich Dritter - und dahinter rangeln Leipzig, Freiburg, Mainz und Dortmund ums internationale Geschäft.
Das alles ist nichts, was landesweit Schlagzeilen produziert, Stammtische beherrscht oder Massen vors Fernsehgerät zwingt.
Da war die 2. Liga diese Woche spannender: drei Trainer-Entlassungen, Aufstiegsängste, Großbaustellen. Aber wie kann man die erste Liga retten?
Lösungsvorschlag in zwei Worten: Final und Four
Wäre ich Bundesliga-Manager, würde ich die Top-Klubs von einer Rettungstat überzeugen. Grundgedanke: Die Meisterschaft ist noch längst nicht entschieden, wenn der 34. und letzte Spieltag endet. Der Lösungsvorschlag in zwei Worten: Final Four.
Die Uefa hat's ja bei den Nationalmannschaften vorgemacht: Man schickt die Verbände bei der Nations League in eine Gruppenphase, um Abstieg und Qualifikation für Höheres zu klären - und dann wird der Titel in einem Final-Four-Turnier unter den besten vier Teams ausgespielt.
Auf die Bundesliga übertragen, würde eine solche Regelung bedeuten: Von Spieltag 1 bis 34 werden Absteiger und Europapokal-Teilnehmer ermittelt, anschließend spielen die vier Bestplatzierten im K.o.-Stil ihren Meister aus.
Das wäre ein Halbfinale, Stand heute, Bayern München gegen RB Leipzig und Bayer Leverkusen gegen Eintracht Frankfurt; die Sieger stünden im Finale. Ich sehe, ganz ehrlich, nur Vorteile.
- Drei zusätzliche Spiele mit maximaler TV-Aufmerksamkeit.
- Das Vierer-Turnier austragen darf, wer Erster geworden ist.
- Garantierte Meisterhoffnung bis zur allerletzten Spielminute.
Wir würden ein Spektakel erleben, wie wir's jetzt bei der Nations League sehen werden. Deutschland hat Anfang Juni Spanien, Frankreich und Portugal zu Gast, gespielt wird die Mini-EM in Stuttgart und München. Wer siegt? Keine Ahnung - alles offen.
Letztlich würde das für die Bundesliga bedeuten: Sogar Eintracht Frankfurt hätte mit ein wenig Spielglück Chancen auf die Meisterschale. Das ist, mit Verlaub, im alten Bundesliga-Modus in sechs Jahrzehnten nicht gelungen.
Final Four kein Traditionsbruch
Wären solche Playoffs ein Traditionsbruch? Nicht wirklich, im Gegenteil. Die K.o.-Phase um die Meisterschaft gab's ganz früher Jahr für Jahr, sie hat eine ältere Tradition als die Bundesliga selbst.
Die Bundesliga-Bosse suchen immer nach Möglichkeiten, wie sie ihre Liga noch besser vermarkten können. Das hier ist ein Lösungsvorschlag, der schon auf dem Papier attraktiver klingt als der Spieltagssplit von Freitag bis Sonntag.
Über den Autor
- Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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