Der VfL Wolfsburg bleibt in Position, um womöglich doch noch Vizemeister zu werden. Die Bayern sind zu stabil für die Konkurrenz. Frankfurt kommt rechtzeitig in Form. Im Abstiegskampf scheint alles entschieden zu sein. Das Wichtigste zum 18. Spieltag der Bundesliga.
Wenn es nicht noch eine große Überraschung gibt, wird der VfL Wolfsburg in dieser Saison erstmals seit 13 Jahren ohne Titel bleiben. Intern hat man die Ziele längst korrigiert, sich spätestens nach der deutlichen Klatsche gegen den FC Barcelona in der Champions League auch öffentlich eingestanden, kein Spitzenteam zu sein.
Lineth Beerensteyn ist Wolfsburgs Lebensversicherung
Aber die Wolfsburgerinnen haben aktuell auf jeden Fall eine Spitzenstürmerin. Viermal traf Lineth Beerensteyn beim 5:1-Sieg gegen die SGS Essen. Dabei leistete sie sich sogar einen Fehlschuss vom Elfmeterpunkt. Die Niederländerin spielt eine überragende Saison. Es waren ihre Tore 13, 14, 15 und 16 in der Bundesliga.
Mit ihrer Geschwindigkeit, ihrem guten Gespür für die richtigen Laufwege und ihrer Abschlussstärke ist sie von unschätzbarem Wert für ein Wolfsburg, dem in der Offensive zu oft die kreativen Ansätze fehlen. Beerensteyn kann aus dem Nichts Gefahr erzeugen, Dynamik in statische Situationen bringen. Die Nationalspielerin war schon immer sehr gut. Gerade aber scheint sie auf dem Weg zu ihrem ganz großen Durchbruch zu sein.
Sie ist damit Wolfsburgs Lebensversicherung auf dem Weg, die Saison noch zu retten und womöglich noch den zweiten Platz zu erobern.
Spektakuläre sieben Minuten bringen Frankfurt auf Kurs
Damit Wolfsburg noch den zweiten Platz erobert, muss Eintracht Frankfurt weitere Punkte liegen lassen. Am vergangenen Spieltag verlor die SGE dramatisch in Freiburg und auch gegen Werder Bremen startete das Team von Trainer Niko Arnautis durchwachsen.
Obwohl Werders Reena Wichmann nach acht Minuten einen Platzverweis kassierte, gelang den Gästen aus Frankfurt nur wenig. Stattdessen kassierte man in der 39. Minuten sogar das 0:1. Der Anfang vom Ende der bisher starken Saison?
Mitnichten. Es war viel mehr der Anfang von einem wütenden Sturmlauf der Eintracht. Noch in der ersten Halbzeit drehten Lisanne Gräwe und Carlotta Wamser die Partie. Zwischen den insgesamt drei Treffern lagen lediglich sieben Minuten. Im zweiten Durchgang spielte dann nur noch ein Team: Am Ende erdrückte Frankfurt die Bremer mit 75 Prozent Ballbesitz, 26 zu drei Abschlüssen und dank der Tore von Nicole Anyomi und Remina Chiba mit 4:1.

Ein wichtiges Signal der SGE, die sich vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern in guter Verfassung präsentiert. Das Spitzenspiel in zwei Wochen wird die letzte Chance sein, den Meisterschaftskampf nochmal scharf zu stellen. Viel wichtiger ist für Frankfurt mittlerweile aber der Blick nach unten. Wie lästig die Qualifikation zur Champions League sein kann, hat man bereits erleben dürfen.
Der zweite Platz wäre die Belohnung für eine bisher konstante und sehr gute Saison. Umso wichtiger, dass man sich gegen Bremen etwas Selbstvertrauen zurückholen konnte, bevor die Bayern zu Gast sind.
Die Unbeeindruckten: FC Bayern marschiert in Richtung Titel
Ob ein etwaiger Sieg der SGE gegen die Münchnerinnen dazu führt, dass ganz oben nochmal etwas anbrennt, bleibt abzuwarten. Denn was den FCB in dieser Saison besonders auszeichnet, ist diese abgeklärte und souveräne Art, mit der sie die meisten Spiele auf nationalem Niveau für sich entscheiden.
Laut dem Datenportal "FBref" hatten die Bayern nur ein einziges Mal weniger Expected Goals als ihr Gegner – also weniger statistisch erwartbare Tore aus der Qualität, die sie sich an Chancen herausgespielt haben. Das war im Hinspiel beim VfL Wolfsburg (0:2). Und selbst in diesem Spiel war der Unterschied marginal: 1,2 zu 1,1 für den VfL.
Bedeutet: Die Bayern hätten rein nach Chancenqualität kein Spiel verlieren müssen. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass sie bei 15 Siegen, zwei Unentschieden und einer Niederlage stehen. Sie sind nicht immer das spektakulärste, sehr wohl aber das stabilste Team der Liga. Auch gegen Bayer Leverkusen war das Team von Alexander Straus nicht überragend, aber ausreichend dominant, um verdient mit 2:0 zu gewinnen.
Die Bayern lassen sich nicht beeindrucken vom Druck, den andere auf sie ausüben. Sie spielen ihren Stiefel herunter und gewinnen den Großteil der Spiele. Selbst wenn sie in Frankfurt verlieren sollten, ist ihnen die Meisterschaft deshalb womöglich kaum noch zu nehmen.
1. FC Köln sorgt für Vorentscheidung im Abstiegskampf
Carl Zeiss Jena hat Big Points im Abstiegskampf geholt und sich mit einem 1:0-Sieg sogar in der Tabelle am 1. FC Köln vorbeigeschoben. Laufarbeit, Kampf und die notwendige Effizienz beim Führungstreffer bringen Jena nun in eine sehr komfortable Ausgangsposition.
Bedanken kann sich der Aufsteiger aber auch bei einer besonders schwachen Offensivleistung der Kölnerinnen. Man könnte es beinahe als hohe Kunst bezeichnen, sich 29 Abschlüsse zu erspielen, aber dabei kaum Gefahr auszustrahlen.
Köln kannte nur einen Weg: Über die Flügel anzugreifen und dann per Flanke das Glück erzwingen zu wollen. Für einen Bundesligisten, der eigentlich die Ambition hat, weiter oben in der Tabelle eine Rolle zu spielen, ist das deutlich zu wenig. In Köln kann man von Glück reden, dass Turbine Potsdam es nicht geschafft hat, aus den starken Leistungen der vergangenen Wochen Zählbares mitzunehmen.
Und sonst so?
Ärgern muss sich auch die TSG Hoffenheim. In der Rückrundentabelle stehen die Hoffenheimerinnen nach dem 7:0-Sieg über Potsdam auf dem dritten Tabellenplatz. Schon jetzt haben sie mit 15 Punkten so viele Zähler geholt wie in der gesamten Hinrunde.
Dort haben sie sich mit schwachen Leistungen die Chance verspielt, jetzt nochmal ernsthaft in den Kampf um die Champions-League-Plätze eingreifen zu können. So aber konkurriert man im Mittelfeld der Tabelle mit Freiburg und Leipzig, die sich im direkten Duell am Wochenende mit einem 1:1 trennten.
Wie geht es in der Bundesliga weiter?
Nach der Länderspielpause findet der 19. Spieltag statt und da wird vor allem der Samstag (12. April) entscheidend: Erst treffen Jena und Potsdam im Abstiegsgipfel aufeinander, dann empfängt Frankfurt die Bayern.
Wolfsburg kann am Sonntag in Freiburg nachziehen und mit einem Sieg in jedem Fall Punkte auf mindestens eines der beiden Teams vor sich gut machen. Essen empfängt zudem Bremen, Hoffenheim trifft auf Leipzig und am Rhein gibt es das Derby zwischen Leverkusen und Köln.