Nur wenige junge Spieler setzen sich auf Anhieb beim FC Bayern München durch. Eine Ausleihe kann ein sinnvoller Zwischenschritt sein. Übergangskoordinator Richard Kitzbichler, der die Top-Talente auf diesem Weg begleitet, gibt seine Einschätzung zu den möglichen Stars der Zukunft ab.

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Richard Kitzbichler soll dafür sorgen, dass möglichst viele Talente des FC Bayern München den Durchbruch bei den Profis schaffen. Der 51-jährige Ex-Profi, der früher unter anderem für den Hamburger SV und Red Bull Salzburg aktiv war, ist seit September 2023 als Übergangskoordinator tätig.

"Man sieht bei uns, dass immer wieder einige Spieler den Sprung schaffen", sagt er im aktuellen "FC Bayern Podcast" und bringt einige Beispiele: "Früher Thomas Müller - der immer noch spielt -, Bastian Schweinsteiger, David Alaba und Philipp Lahm, jetzt Alex Pavlovic und Jamal Musiala."

Hinzu kämen viele Spieler aus dem Nachwuchs, die bei anderen Vereinen den Durchbruch geschafft haben: "Man sieht, wie viele Spieler mit Bayernvergangenheit in der Bundesliga unterwegs sind. Bei uns entwickeln sich viele gute Spieler, die vielleicht nicht den Sprung bei uns schaffen, aber dennoch eine sehr gute Profikarriere machen."

Ohnehin gäbe es nur wenige Spieler, die sich bereits mit 18 oder 19 Jahren direkt bei den Bayernprofis durchsetzen. Oftmals ist eine Ausleihe notwendig, um bei einem anderen Verein Spielpraxis zu sammeln und danach gestärkt zurückzukommen.

Lahm, der als Jungprofi an den VfB Stuttgart verliehen wurde, und Alaba, einst bei der TSG Hoffenheim, sind gute Beispiele dafür. Auch aktuell gibt es mehrere Bayern-Vertragsspieler, die übergangsweise für andere Clubs aktiv sind und dort wertvolle Erfahrungen sammeln.

Wanner und Krätzig erleben in Heidenheim Abstiegskampf

Kitzbichler betreut mehrere dieser Leihspieler. "Das sind jetzt zum Beispiel bei Heidenheim Paul Wanner (19 Jahre alt, Anm.d.Red.) und Frans Krätzig (22), der gerade dorthin gewechselt ist. Beide bekommen sehr viel Spielzeit, dafür muss man auch den Trainer sehr loben. Frank Schmidt setzt die immer wieder ein – auch wenn es vielleicht mal nicht so läuft, wie sich das jeder vorstellt", sagt Kitzbichler.

"Es ist super für die Spieler, dieses Vertrauen zu spüren. Die haben eine schwere Situation, stehen hinten auf dem Relegationsplatz, haben ständigen Druck." Der Abstiegskampf könne für junge Spieler allerdings eine wertvolle Erfahrung sein. Es gehe darum, "in solchen Situationen zu bestehen und Leistung zu bringen - das ist schon gut in diesen jungen Jahren".

Ebenfalls zufrieden sei er mit dem 19-jährigen Maurice Krattenmacher, der an den Zweitligisten SSV Ulm verliehen wurde: "Er hat sich sehr gut entwickelt und ist Stammspieler. Vom Klub her ist es eine ähnliche Situation wie in Heidenheim, da sie auch um den Verbleib in der Liga spielen und sehr viel Druck verspüren. Aber trotzdem muss er immer wieder seine Leistungen bringen."

Zwei Leihspieler kämpfen in Österreich um die Meisterschaft

Eine andere Ausgangssituation haben die 19-jährigen Leihspieler Matteo Pérez Vinlöf (Austria Wien) und Lovro Zvonarek (Sturm Graz) in Österreich: "Die sind aktuell Erster und Zweiter in der Liga, spielen vorne mit. Das ist ein anderer Druck, wenn du die Erwartungshaltung hast, die Spiele zu gewinnen, weiterzukommen in der Liga und vorne dabei zu bleiben."

Grundsätzlich sei die Situation von Leihspieler zu Leihspieler unterschiedlich. Der 21-jährige Hyun-ju Lee bei Hannover 96 "spielt um den Aufstieg in die Bundesliga", der 21-jährige Armindo Sieb wiederum versuche in Mainz, "in der Bundesliga Fuß zu fassen". Zudem wurde nun mit dem 19-jährigen Mathys Tel ein absolutes Top-Talent nach England an Tottenham Hotspur verliehen.

Auch wenn die genannten Spieler aktuell für andere Vereine aktiv sind, hält Kitzbichler den Kontakt aufrecht. "Ich bin natürlich sehr viel bei den Spielen und hin und wieder auch mal beim Training, aber mehr natürlich telefonisch im Austausch", sagt Kitzbichler, der auch mit den Verantwortlichen der jeweiligen Clubs regelmäßig spricht.

"Für mich geht es sehr viel darum, eine sportliche Bewertung zu finden und zu sehen, was kann der nächste Schritt sein, wie entwickelt er sich, passt das für uns als Verein und auch für den Spieler? Entwickeln sie sich so, wie wir das wollen? Und was könnte dann im Sommer der nächste Schritt sein?"

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Wichtig sei laut Kitzbichler, für die Leihspieler einfach erreichbar zu sein. "Sie wissen, sie können sich jederzeit melden. Ich frage immer wieder nach, schaue, wie es ihnen geht." Die Spieler sollen keinesfalls denken, "sie sind da irgendwo per Leihe abgeschoben und sollen jetzt mal machen. Wir stehen sehr dahinter. Und ich denke, das wissen sie auch."

Beharrlichkeit ist eine Grundvoraussetzung für Erfolg

Auf die Frage, welche Eigenschaften für eine erfolgreiche Profikarriere entscheidend seien, antwortet Kitzbichler: "Es hängt schon sehr viel vom Spieler ab. Man muss beharrlich sein, immer selbst an sich arbeiten, sich auch selbst immer wieder hinterfragen und nicht Fehler bei anderen suchen. Im Endeffekt liegt im Fußball die Wahrheit auf dem Platz."

Zwar würden die Begleitumstände durchaus eine Rolle spielen. "Du brauchst das Vertrauen, aber das kannst du dir auch erspielen. Und da sehe ich die Spieler im Mittelpunkt. Natürlich wollen wir mit ihnen ein Umfeld schaffen, sodass sie sich unterstützt fühlen und wissen, dass wir auf sie setzen", sagt Kitzbichler.

"Aber es gibt im Fußball viele Situationen, die du oft schwer vorherbestimmen kannst. Es gibt Trainer, die auch unter Druck stehen. Das ist ständig ein Leistungsdruck. Du sollst jedes Spiel gewinnen. Das ist bei unserem Klub natürlich etwas Spezielles. Du musst immer überall vorne mitspielen."

Daher gibt es nur wenige Spieler, die schlussendlich den Durchbruch beim FC Bayern schaffen.

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