Der FC Bayern München suchte nach dem Verlsut von Robert Lewandowski händeringend nach einem treffsicheren Stürmer. Eric-Maxim Choupo Moting war es nur zeitweise, und als Heilsbringer galt Harry Kane, der im Sommer 2023 aus England kam. In dessen Schatten aber blüht ein 18-Jähriger auf, der für die Bank viel zu schade ist, aber als Super-Joker gerade die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

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Der Joker stach schon wieder. Mathys Tel kam beim 4:3 des FC Bayern München gegen Manchester United ganz spät rein, erst in der 87. Minute ersetzte der Franzose den Schützen des 1:0, Leroy Sané.

Aber die wenigen Minuten genügten dem 18-Jährigen in der Münchner Arena, um in seinem sechsten Champions-League-Spiel erstmals in Europas Fußball-Königsklasse zu treffen. Es war der Treffer zum 4:2 in der zweiten Minute der Nachspielzeit.

Der kleine Aaron bekommt Tels Trikot und dessen Schuhe

Anschließend schlug die Stunde eines kleinen Bayern-Fans. Aaron wusste nicht, wie ihm geschah. Erst wurde der Junge von seinem Idol Tel über die Bande auf den Rasen der Allianz Arena gehoben, dort schenkte ihm der Münchner Superjoker nach einer kurzen Plauderei ("Wie heißt du?") auch noch Shirt und Fußballschuhe. Tel macht die Fans glücklich - und die Verantwortlichen beim deutschen Rekordmeister froh.

"Mathys macht es herausragend gut", lobte Trainer Thomas Tuchel nach dem Spiel das Offensivtalent. "Er macht den Unterschied von der Bank. Wir wissen, dass wir mit ihm Spiele drehen können." Mit zwei Toren und einer Torvorlage hatte Tel bereits zuvor in der Bundesliga auf sich aufmerksam gemacht. Tuchel stellte Tel eine baldige Belohnung in Aussicht. "Es ist eine Frage der Zeit, wann er auch mal beginnt", sagte der 50 Jahre alte Coach zu einem Startelf-Einsatz des formstarken Angreifers. Sportchef Christoph Freund ergänzte: "Er macht unglaublich Freude. Super Charakter, super Mentalität. Ein junger Spieler, wie man es sich wünscht."

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Mathys Tels Statistik als "Joker" ist herausragend

Mit einer beeindruckenden Statistik: Tel erzielte jedes seiner letzten sieben Pflichtspieltore in der Schlussviertelstunde, drei davon in der Nachspielzeit wie gegen United. Bei seinen jüngsten fünf Kurzeinsätzen über insgesamt 57 Minuten traf er dreimal und legte ein Tor auf - das entspricht rund 14 Minuten pro Torbeteiligung.

Aktuell will Tuchel aber weiter auf Tels Joker-Lauf setzen, obwohl er zugibt, es sei "unfair", Tel nicht von Anfang an zu bringen. "Er hätte es verdient, in der Startelf zu stehen, aber jetzt kommen alle drei Tage Spiele. Es ist eine Frage der Zeit, wann er beginnt..." Bis dahin gilt: "Im Moment hat er diese Rolle, und die macht er extrem erfolgreich." Tel sei als junger Spieler bei einem Topklub wie dem FC Bayern in der "Herausforderer-Rolle", erklärte sein Trainer. Und in dieser gehöre es nun mal dazu, "dass man aus wenigen Minuten viel machen muss".

Thomas Tuchel stellt Mathys Tel einen Einsatz in der Startelf in Aussicht

Die kommenden Duelle mit dem VfL Bochum am 23. September (15:30 Uhr/Sky) vor dem obligatorischen Wiesn-Besuch tags darauf und in Münster am 26. September im DFB-Pokal böten sich dafür an. "Warten wir es ab", sagte Tuchel zu einem möglichen Startelfeinsatz des Teenagers, dessen "Gedankenwelt und Mindset total klar" seien: "Er hat eine entscheidende Rolle. Die Art und Weise, wie er sie annimmt, ist fantastisch."

Der vor einem Jahr für immerhin 20 Millionen Euro von Stade Rennes verpflichtete Tel erfüllt diese Vorgabe gerade bestens. "Meine Rolle ist es, dem Team etwas zu geben, jedes Mal, wenn ich reinkomme", sagte der 18 Jahre alte Franzose, der kurze Interviews schon auf Deutsch gibt. "Der FC Bayern ist mein Zuhause geworden", sagte er, "ich will für immer hier bleiben."

Mathys Tel ist der bisher jüngste Bundesliga-Torschütze des FC Bayern München

In seiner ersten Saison nach dem Wechsel aus Rennes nach München kam er auf 28 Pflichtspieleinsätze und sechs Tore, wurde zu Bayerns jüngstem Torschützen in der Bundesliga (17 Jahre, 136 Tage). Im Sommer ließ er sich auch von der Verpflichtung von 100-Millionen-Mann Kane nicht schrecken und lehnte eine Leihe ab.

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"Mir gefällt, wie er trainiert - mit Vollgas, Engagement und dem Wunsch, sich immer zu verbessern", sagte Superstar Kane über Tel. Auch Führungsspieler Müller lobte den jungen Franzosen. "Er gibt immer Energie, er will immer ein Tor machen. Deswegen lieben wir ihn", sagte der 34-Jährige. "Aber das verlangen wir aber auch. Wir sind ja beim FC Bayern nicht zum Kaffeeklatsch oder weil wir in der Lotterie gewonnen haben. Es geht um die höchste Leistungsklasse, die wir haben in Deutschland. Da muss sich jeder einbringen." So wie Tel. "Er macht das exzellent. Seine Quote ist außergewöhnlich", sagte Müller. (dpa/sid/hau)

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