Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge erklären, wie der FC Bayern München zum erfolgreichsten Verein in Deutschland wurde und was den Klub von anderen Traditionsvereinen unterscheidet.
Sie gewannen 33-Mal die Deutsche Meisterschaft, 20-Mal den DFB-Pokal und sechsmal die Champions League bzw. den Europapokal der Landesmeister. Der FC Bayern München ist im deutschen Fußball das Nonplusultra. Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die den Verein als Spieler und Vorsitzende geprägt haben, sprechen im aktuellen Podcast des FC Bayern über die Gründe für den Erfolg.
"Kontinuität ist ein richtig wichtiger Wert in der heutigen Zeit", sagt
Der FC Bayern ist das Gegenstück zum HSV, 1. FC Köln und Schalke 04
Der FC Bayern sei laut Hoeneß "das Gegenstück zu dieser Entwicklung. Denn in den letzten 50 Jahren gab es oben relativ wenig Präsidenten und Manager." All dies hätte dazu geführt, "dass sich der Verein in einem relativ ruhigen Fahrwasser entwickeln konnte."
Erfolg braucht einen klaren Plan und eine klare Vision
Kontinuität gab es auch bei der Kaderplanung. "Wenn man im Fußball etwas mannschaftstechnisch aufbauen will, muss man einen klaren Plan und eine klare Vision haben. Es ist unglaublich schwierig, jedes Jahr vier, fünf Spieler auszutauschen", sagt Rummenigge. "Das ist erstens in der heutigen Zeit unglaublich teuer. Und zweitens bedarf es den Faktor Zeit, bis der Trainer die integriert hat, bis die Harmonie, die Loyalität und die Freundschaft in der Mannschaft entstehen."
Der FC Bayern musste in der Vereinshistorie auch schmerzliche Niederlagen einstecken. 1999 ging das Finale der Champions League gegen Manchester United mit 1:2 verloren, weil der FC Bayern zwei Gegentreffer in der Nachspielzeit kassierte. Auch die Champions-League-Final-Niederlage 2012 gegen den FC Chelsea im eigenen Stadion schmerzte sehr. Doch der Verein erholte sich stets schnell davon.
"Es war eine der größten Leistungen dieses Clubs, dass man ein, zwei Jahre nach den größten Niederlagen die größten Erfolge hatte", sagt Hoeneß. "Das war 2001 der Gewinn der Champions League. Und auch nach dem Finale dahoam haben wir in London gegen Dortmund (2013, Anm.d.Red.) die Champions League gewonnen. Das zeichnet eine Mannschaft aus."
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Bayern ließ sich sogar von der NFL inspirieren
Um sportlich und wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ließ sich der FC Bayern von anderen Klubs inspirieren. "Der Uli ist nach San Francisco zu den 49ers (NFL-Team aus dem American Football, Anm.d.Red.) gereist und hat sich angeschaut, wie die ihr Merchandising-Programm vermarkten und hat versucht, das auf deutsche Fußball-Verhältnisse zu adaptieren", erzählt Rummenigge.
"Ich bin zu Manchester United und habe mir das Sponsoring angeschaut. Zusammen waren wir dann bei Ajax und haben uns den Campus von denen angesehen. Wir haben uns von allen die Filetstücke angeschaut und versucht, wie wir das beim FC Bayern übernehmen können, um daraus diesen Klub zusammenzubauen."
Die Allianz-Arena war ein Meilenstein für den FC Bayern
Auch neben dem Sport war der FC Bayern ambitioniert, wie Rummenigge erklärt: "Das größte Ziel, das wir neben dem sportlichen Erfolg verfolgt haben, war der Bau der Allianz-Arena. Das war der Meilenstein, den ich in meiner zweiten Karriere erlebt habe, der den ganzen Klub auf eine neue Stufe gehoben hat."
Das Stadion bietet 75.000 Zuschauer einen Platz. Oft wird Hoeneß gefragt, warum man kein Stadion mit 100.000 Plätzen gebaut habe. Die Gründe: "Wir hatten mit 1860 München einen Partner, der die 100.000 natürlich nie gebraucht hätte. Und wir haben uns ehrlich gesagt auch nicht zugetraut, jedes Wochenende da 100.000 Zuschauer reinzupacken. Unsere Argumentation war, dass es schlecht für das Image wäre, wenn 40.000 Plätze freibleiben. Ich glaube weiterhin, es war die richtige Entscheidung. Wir sind lieber immer ausverkauft."
Beckenbauer fragte: Sind wir eine Bank oder ein Fußballverein?
Die Einnahmen, die der FC Bayern unter anderem durch Ticketverkäufe, Sponsoren und TV-Einnahmen generierte, wurden größtenteils in den Kader gesteckt. Allerdings gab es auch Skeptiker innerhalb des Vereins. Hoeneß berichtet von einer Aufsichtsratssitzung, bei der der frühere Vereinspräsident Franz Beckenbauer den entscheidenden Anstoß gab.
"Wir waren einmal nicht im UEFA-Pokal und dann war die große Frage: Machen wir so weiter oder gehen wir All-in? Dann kamen die Transfers von Luca Toni, Franck Ribéry und Miro Klose. Und dann sagte jemand im Aufsichtsrat: 'Seid ihr verrückt? Das sind ja über 100 Millionen '", erinnert sich Hoeneß. Dieses Geld hätte der Verein zwar noch auf dem Feldgeldkonto gehabt – aber nicht viel mehr. "Und dann gab es den legendären Satz von Franz: 'Meine Herren, sind wir eine Bank oder ein Fußballverein?' Dann hat der Aufsichtsrat zugestimmt, und die großen Spieler waren alle da."
Später beschloss der Verein, ihre besten Spieler grundsätzlich nicht mehr zu verkaufen. Den entscheidenden Anstoß dazu gab Karl Hopfner, der als Geschäftsführer für das Finanzielle zuständig war. "Karl hat mich fasziniert, als wir die Angebote für Ribéry hatten – und zwar von zwei Clubs, Real Madrid und Chelsea. Chelsea hatte das mit Abstand höchste Gebot auf den Tisch gelegt. Das wäre ein Weltrekord für Ablösesummen gewesen", so Rummenigge.
"Wir haben stundenlang darüber diskutiert. Mit dem Ergebnis zum Schluss - und das war eine Idee vom Karl Hopfner - dass wir ab sofort nicht mehr unsere besten Spieler verkaufen. Wir verlängern die Verträge, ihr kriegt auch im Rahmen unserer Möglichkeiten mehr Geld. Aber wir verkaufen nicht. Es war ein wichtiger Tag, als wir diese Entscheidung getroffen haben."
Dieses Credo gilt beim FC Bayern bis heute.