Manuel Neuer wird vielfach als bester Torwart der Welt bezeichnet, teilweise sogar als der beste Torhüter aller Zeiten. Sein Torwarttrainer Michael Rechner hat verraten, was Neuer von anderen Keepern unterscheidet.
Michael Rechner kennt
"Die Aufgabe ist unglaublich reizvoll gewesen, hier einzusteigen – und natürlich auch die Aussicht, mit dem besten Torwart der Welt arbeiten zu können, mit Manuel Neuer", sagte der 44-Jährige im "FC Bayern Podcast" über seine damaligen Beweggründe. Den Wechsel nach München habe er nie bereut: "Es ist eine super Zusammenarbeit, es ist ein toller Klub und es macht jeden Tag Spaß."
Neuer ist "besessen davon, zu trainieren"
Die Zusammenarbeit mit dem Bayern-Kapitän sei sehr angenehm, "weil Manuel Neuer unglaublich offen und extrem reflektiert ist. Er ist besessen davon, zu trainieren. Er hat es in seiner Persönlichkeit drin, dass er tatsächlich auch mit 38 Jahren jeden Tag besser werden möchte, dass er jeden Tag an sein Maximum geht." Für einen Trainer sei dies ein Geschenk, "weil er einfach so eine große Eigenmotivation hat".
Was Neuer so besonders macht? "Aus meiner Sicht sind es drei Themen, die ihn zum besten Torwart der Welt machen", erklärte Rechner. "Zum einen sind es die technisch-taktischen Themen. Das heißt, er ist in allen Bereichen des Torwartspiels absolute Weltspitze. Viele andere Torhüter sind in dem einen Bereich richtig gut und Weltklasse, aber in einem anderen Bereich noch nicht."
Dies sei bei Neuer anders: "Wenn wir die drei großen Bereiche des Torwartspiels nehmen – Spieleröffnung, Torverteidigung und Raumverteidigung, dann ist er in allen Bereichen absolute Spitze. Er ist ein mitspielender Torwart, der immer anspielbar ist, der beidfüßig ist, der wie ein elfter Feldspieler agiert, da ist er Weltklasse. Und in allen Defensivaktionen, also sprich in der Torverteidigung und der Raumverteidigung, ist er auch absolute Weltspitze." Diese Vielseitigkeit mache Neuer für Rechner sogar zum besten Torwart aller Zeiten.
Neuer hat 70 bis 100 Aktionen pro Spiel
Auch wenn der FC Bayern in vielen Partien sehr dominant auftritt, viel Ballbesitz hat und daher nur wenig Chancen zulässt, ist Neuer sehr in das Spiel eingebunden. "In der letzten Saison hatten wir bei Manu eine durchschnittliche Anzahl an Aktionen von 70 pro Spiel", sagte Rechner. Zu diesen Aktionen zähle nicht nur das Abwehren von Torschüssen oder das Abfangen von Flanken, sondern zum Beispiel auch das Verarbeiten von Rückpässen.
In der laufenden Saison seien es pro Spiel sogar mehr als 100 Aktionen. "Das liegt einzig und allein daran, dass er noch mehr in den Spielaufbau integriert ist und dass er eine höhere Position hat. Er hat auch eine höhere Laufleistung." Weil Neuer nämlich sehr hoch steht, muss er bei Gegenangriffen des Gegners "seine Position immer wieder anpassen".
Neuer steht vielfach 40 Meter vor dem eigenen Tor. Ein Ballverlust führt in diesem Fall dazu, "dass er aus dieser hohen Position wieder zurück in den Strafraum, in den Fünfmeterraum oder sogar noch tiefer muss". In solchen Situationen müsse Neuer also die rund 40 Meter in einem sehr hohen Tempo zurücklegen. "Und dann muss er trotzdem wieder für einen Torschuss oder für eine Flanke bereit sein." Solche Szenarien werden im täglichen Training geübt.
Torwarttrainer ist von 8 bis 18 Uhr auf dem Trainingsgelände
Der Arbeitstag von Rechner als Torwarttrainer beginnt an Trainingstagen etwa um 8 Uhr morgens und endet zwischen 18 und 18:30 Uhr. "Ich als Torwarttrainer bereite (morgens) meinen Block vor, das Torwarttraining. Dann gibt es natürlich die Kollegen, die für die Angreifer oder für die Defensive etwas vorbereiten", sagte Rechner.
Danach geht es auf den Trainingsplatz. Sind die ein bis zwei Trainingseinheiten beendet, ist der Arbeitstag von Rechner noch nicht abgeschlossen. Er kümmere sich dann zum Beispiel um die "Gegnervorbereitung für das kommende Spiel oder auch die Spielanalyse vom vergangenen Spiel, Scouting oder die Verzahnung mit dem Campus, es gibt also viele Themen."
Trainer Kompany sieht Torwart als "elften Feldspieler"
Rechner lobte auch die Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer Vincent Kompany. "Er hat ein sehr, sehr gutes Gespür für den Torwart, weil er den Torwart auch sehr viel integriert und auch im Spielaufbau nutzt. Natürlich haben wir auch Torhüter mit Manuel Neuer, Sven Ulreich und Daniel Peretz, die das umsetzen können", sagte der Torwarttrainer.
Kompany habe die Erwartungshaltung, "dass der Torwart dieser elfte Feldspieler im eigenen Ballbesitz ist. Deswegen bekommt er sehr viel Verantwortung übertragen und darf viele Entscheidungen auf dem Platz und in der Spieleröffnung treffen. Es könnte nicht besser sein."
Verwendete Quellen
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