Bayern-Sportvorstand Max Eberl sprach nach dem 1:1 gegen Union Berlin über den Meisterschaftskampf, den Torwart-Fehler von Jonas Urbig und die Konkurrenzsituation auf den Flügelpositionen.
Herr
Max Eberl: Wir trafen auf eine Mannschaft, die versucht hat, die Null zu verteidigen. Wir haben in der ersten Halbzeit noch nicht so viele Chancen kreiert. Aber wir sind ruhig geblieben. Uns war klar, dass es hier in der Alten Försterei nicht leicht werden würde. Wir wussten aber, dass wir unsere Möglichkeiten bekommen würden. Dann haben wir das Tor gemacht. Das war genauso, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben über den Flügel gespielt, einen tiefen Lauf gemacht, den Ball quergelegt und dann hat
Aber…?
Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass wir das Spiel nach Hause radeln würden. Es war klar, dass Union das Spiel weiter nach vorne schieben würde. Sie haben ihr Spiel gemacht: hohe Bälle, Chaos! Das haben wir sechs bis acht Minuten nicht gut gemanagt. Wir haben keine Ruhe reinbekommen. Und dann kam es zu dem Ausgleich, was uns extrem ärgert. Leider war daraufhin die Zeit zu knapp, um noch einmal dieses Brett zu durchbohren. Das Unentschieden ist sehr, sehr ärgerlich angesichts der Dominanz, die wir hatten. Aber wenn man unentschieden spielt, hat man nicht mehr verdient.
Das Gegentor resultierte aus einem Torwartfehler von Jonas Urbig. Waren solche Vorfälle eingeplant, wenn man einen 21-Jährigen ins Tor stellt?
Wir planen keine Fehler ein. Aber wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen und wir spielen auch zusammen unentschieden. Man könnte auch sagen, wir hätten die Flanke besser verteidigen können oder hätten mit dem Kopf besser verteidigen müssen. Es waren ein paar Spieler an dem Gegentor beteiligt. Das ist ärgerlich.
Dennoch sah Urbig bei dem Gegentor nicht gut aus. Er ist ja zweifelsohne ein großes Talent, aber es geht ja auch darum, dass er sein Selbstvertrauen aufbaut. Haben Sie die Sorge, dass dies einen negativen Einfluss haben könnte?
Nein, genauso wenig hatte ich nach dem guten Spiel gegen Leverkusen das Gefühl, dass er sagt, er wäre jetzt schon voll da. Er wird damit umgehen müssen. Das ist eben so, wenn Torhüter bei einem Gegentor mit drin hängen. Aber ich mache mir keine Gedanken. Er ist noch ein junger Torwart. Wenn einem Torwart so etwas passiert, ist das eben meist ein Gegentor. Aber ich mache mir keine Sorgen.
Abgesehen von dem Torwartfehler: Inwiefern unterscheidet sich das Spiel des FC Bayern München im Ballbesitz, wenn Jonas Urbig und nicht
Wir reden hier von dem Ex-Welttorhüter, der uns nun dreieinhalb Spiele nicht zur Verfügung stand. Wir haben nie darüber lamentiert. Aber natürlich ist das ein Faktor. Manuel Neuer ist unser Kapitän und ein wichtiger Spieler, der dreieinhalb Spiele nicht da war. Aber trotzdem ändert sich unser Spiel nicht großartig. Jonas ist auch ein Torwart, der gut mit dem Ball umgehen kann. Aber er ist eben 17, 18 Jahre jünger als Manuel. Das heißt: Manu hat Millionen mehr Bälle gespielt als Jonas, er hat Millionen mehr Situationen erlebt. Aber auch Jonas wird das lernen.
Wie bewerten Sie aktuell die Saisonphase? Sie haben nun zwei Bundesligaspiele in Folge nicht gewonnen. Trotzdem hat man nicht das Gefühl, dass die Tabellenführung in Gefahr ist. Oder wird die Meisterschaft doch noch einmal spannend?
Wir müssen schon noch unsere Punkte holen. Das wollen wir auch. Wir wollten gegen Bochum (das Spiel endete 2:3, Anm.d.Red.) gewinnen. Leverkusen hatte vergangene Woche parallel gespielt und ebenfalls verloren. Jetzt müssen wir einmal abwarten, wie Leverkusen gegen Stuttgart spielt. Wir wollten vorlegen und den Vorsprung zumindest bis dahin auf elf Punkte ausbauen. Das haben wir nicht geschafft. Darüber ärgern wir uns.
Worauf führen Sie das zurück? Kann es damit zusammenhängen, dass man noch die Belastung aus den beiden Champions-League-Spielen gegen Bayer Leverkusen spürt?
Wenn ich so etwas sagen würde, würden Sie mir vorwerfen, dass das eine Ausrede ist. Das wäre auch ein stückweit berechtigt. Wir haben große Spiele gespielt. Aber der FC Bayern kennt ja diesen Rhythmus. Wir wollten hier gewinnen. Das war unser Auftrag. Leider haben wir das nicht geschafft. Nun schauen wir, was Leverkusen am Sonntag macht. Man hört immer, dass die Meisterschaft schon entschieden wäre. Aber wir müssen noch die Punkte holen, um die Meisterschaft wirklich zu entscheiden.
Nun steht die Länderspielpause an. Wäre das ein guter Moment, um die letzten Vertragsgespräche zu führen und für Klarheit zu sorgen?
Sie wissen ja nicht, was wir bereits machen. Wir reden ja nicht erst jetzt mit den drei Jungs. Gerade mit Thomas (Müller), Eric (Dier) und Leroy (Sane) haben wir schon Gespräche geführt. Das werden wir auch weiter vollziehen. Sobald es eine Entscheidung gibt, werden wir das verkünden.
Ich glaube, dass wir gerade auf den Flügeln sehr flexibel sind. Michael Olise ist relativ gesetzt. Das zeigt sich an seinen Leistungen. Er kann in jedem Spiel den Unterschied ausmachen. Und auf der anderen Position spielt manchmal Serge, manchmal Leroy und manchmal Kingsley Coman. Wir haben unterschiedliche Möglichkeiten, weil diese Spieler auch unterschiedliche Facetten haben. Ich denke, dass Serge nach seiner Einwechslung in Leverkusen sehr gut gespielt hat. Heute war die Einwechslung von Leroy sehr gut. Genau das haben wir uns bei dem Kader erhoff. Wenn die Säge ein bisschen klemmt – so wie heute – kommen die Einwechselspieler und können den Unterschied ausmachen. Wir brauchen alle Spieler, um erfolgreich zu sein.
Über den Gesprächspartner
- Max Eberl (Jahrgang 1973) ist seit März 2024 Sportvorstand des FC Bayern München. In seiner aktiven Zeit gab er beim FC Bayern sein Profidebüt, spielte danach allerdings für den VfL Bochum, die SpVgg Greuther Fürth und Borussia Mönchengladbach. Als Funktionär war er bereits für Gladbach und RB Leipzig tätig, ehe er nach München kam.