Der FC Bayern gewinnt die wichtigen Spiele nicht. Gut, dass wenigstens einer sagt, was Sache ist.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
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"Muss ich mich jetzt rechtfertigen?" Der Frust über die 0:1-Niederlage des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen im DFB-Pokal saß bei Sportchef Max Eberl nach dem Spiel in den Katakomben sichtlich und hörbar tief. "Ich weiß, ich weiß, dass Sie sehr kritisch sind, ich weiß, dass Sie alles infrage stellen. Das ist mir relativ scheißegal", legte Eberl nach. Grund dafür war eine Frage des "kicker"-Journalisten Georg Holzner, der sich nach der schlechten Bilanz der Münchner in Top-Spielen erkundigt hatte.

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Nun ist nicht ganz klar, wie viel der Eberl'schen Empörung echt und wie viel aufgesetzt war. Gut möglich, dass sich Eberl von seinem Mentor Uli Hoeneß inspirieren lässt, der nach großen Niederlagen der Münchner gern mal den Zorn auf sich zog oder mit großer Geste das Thema wechselte, um der Mannschaft in diesen Momenten ein wenig den Rücken freizuhalten.

Kanes Fehlen machte sich im Bayern-Spiel bemerkbar

Und natürlich hat Eberl einen Punkt, wenn er sagt, dass die erneute frühe Pleite im Pokal nicht mit anderen Niederlagen der Vergangenheit vergleichbar ist. 70 Minuten spielten die Münchner mit zehn Mann und waren gegen eine nach wie vor bärenstarke Leverkusener Mannschaft sogar über weite Strecken das bessere Team. Und das alles ohne Top-Torjäger Harry Kane.

Die Münchner verteidigten diszipliniert, fast ohne Fehler. Und in der Offensive gelangen immer wieder Durchbrüche über die Außenpositionen. Sogar drei hochkarätige Chancen sprangen dabei heraus. Aber das Fehlen von Kane machte sich gerade hier in Unterzahl enorm bemerkbar. Bayern fehlte der Zielspieler und ein Nachrücken der Mittelfeldspieler in den Strafraum war mit einem Spieler weniger einfach zu riskant. So reichte eine perfekte Grimaldo-Flanke auf den eingewechselten Tella für den Leverkusener Sieg.

Nur der Sieg gegen PSG verbessert die Bilanz

Außer Rot-Verursacher Neuer ist der Mannschaft also kein echter Vorwurf zu machen. Und doch steht am Ende eines wichtigen Spiels wieder kein Sieg. Es war das dritte Duell mit Bayer Leverkusen in diesem Jahr. Zwei Niederlagen und ein Remis sind keine gute Bilanz. Gegen Dortmund gab es eine Niederlage und ein Unentschieden. Auch gegen den aktuell formstärksten Verfolger Eintracht Frankfurt gab es in der laufenden Hinrunde keinen Sieg. Und gegen Barcelona in der Champions League setzte es sogar eine klare 1:4-Niederlage. Nur den 1:0-Sieg gegen Paris Saint-Germain kann man bisher so richtig auf der Habenseite verbuchen.

Nun kann man alles auf die Umstände schieben. Neuers Rote Karte, ein naives Spiel gegen Barcelona, ein eigentlich überlegenes Spiel gegen Leverkusen in der Liga, das nur zu einem 1:1 reichte. Aber der Anspruch des FC Bayern muss höher sein. Gerade, weil die Spielanlage unter Kompany so viel besser ist als in der Vorsaison unter Tuchel. Der FC Bayern hat ein Topspiel-Problem.

Kimmich spricht Probleme offen an

Joshua Kimmich fand nach der Partie gegen Leverkusen die richtigen Worte: "Was waren bisher die großen Spiele? Zweimal Leverkusen, da konnten wir keins gewinnen und wir hatten eigentlich Losglück, dass wir Leverkusen zu Hause bekommen. Am Ende des Tages kommen wir da nicht weiter. Wir haben Dortmund nicht gewonnen, Frankfurt nicht gewonnen, Barcelona nicht gewonnen. Wenn man rein die Ergebnisse sieht, dann ist es natürlich ernüchternd."

Kimmich habe schon vor der Partie gegen Leverkusen ein wenig den Zug und Drive vermisst, der die Münchner eigentlich in dieser Saison auszeichnete, erklärte er in der Mixed Zone. Von der Leistung mit zehn Mann war er durchaus angetan. Aber die Ergebnisprobleme sind klar benannt.

Schön spielen reicht nicht

Es ist gut, dass der Vizekapitän das so deutlich ausspricht. Natürlich sind die Münchner erleichtert, wie gut es in der Bundesliga bisher läuft. Das Wagnis Vincent Kompany ist bisher aufgegangen. Doch nach einem Jahr ohne Titel darf ein Klub wie der FC Bayern nicht die eigenen Erwartungen plötzlich herunterschrauben. Gut gespielt – das hat in München noch nie gereicht. Am Ende – so sieht es auch Kimmich – geht es um die Resultate. Um Titel. Dazu braucht es Cleverness in den richtigen Momenten.

Der FC Bayern hat sich immer dadurch ausgezeichnet, Wege zu finden, Spiele zu gewinnen. Dazu gehört, dass der erfahrenste Spieler auf dem Feld so eine Rote Karte wie gegen Leverkusen nicht bekommt. Dazu gehört, dass man in Frankfurt nicht mehrfach in den gleichen Konter läuft oder in Barcelona das Spiel in der ersten Hälfte – als die Münchner 30 Minuten extrem überlegen waren – zumacht, bevor Barça sich in einen Rausch spielt.

All das ist kein Grund zur Panik. Der FC Bayern kann auch nach dem Ausscheiden im Pokal seine Ziele noch erreichen. Die Meisterschaft und mindestens das Halbfinale in der Champions League. Gerade sollte das in München klar benannt werden. Ausreden sind nicht der Stil des FC Bayern. Kimmich hat das richtig erkannt.

Verwendete Quellen

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