Joshua Kimmich hat nach monatelangen Verhandlungen seinen Vertrag beim FC Bayern verlängert. Jetzt hat er darüber gesprochen, wie die Verlängerung ablief, inklusive Blick hinter die Kulissen an der Säbener Straße.

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Wochen- und monatelang herrschte Unklarheit beim FC Bayern: Bleibt Joshua Kimmich oder verlässt er den Klub im Sommer nach zehn Jahren? Gewissheit gab es dann in der vergangenen Wochen: Kimmich verlängerte seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bis 2029.

Am Samstag, nach dem Unentschieden bei Union Berlin, war Kimmich im ZDF-"Sportstudio" zu Gast. Im Gespräch über seine kürzliche Verlängerung gab der 30-Jährige auch kleine Einblicke hinter die Kulissen und erklärte, wie eine Verlängerung beim FC Bayern abläuft.

Champagner nach der Unterschrift – aber nicht für Kimmich

So war neben Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund auch Vorstandschef Jan-Christian Dreesen vertreten, wie Kimmich sagte. Daneben war auch Kimmichs Frau Lina Kimmich beim wichtigen Karriereschritt ihres Mannes dabei. Nach der erfolgreichen Unterschrift gab es dann Champagner, aber nicht für Kimmich. "Für mich nicht, ich bin gleich zum Training gegangen", sagte der Bayern-Star.

Die Verhandlungen führte Kimmich erneut selbst – ohne Berater. "Ich bin der Meinung, dass ich meine Interessen am besten vertreten kann", erklärte der 30-Jährige. "Ich möchte selbst die Fragen stellen, die Antworten hören. Ich glaube, das könnte keiner besser als ich selbst." Schon seinen letzten Bayern-Vertrag handelte Kimmich alleine aus.

Kimmich hatte das Gefühl, "ein Verkaufskandidat zu sein"

Im "Sportstudio" erklärte Kimmich auch, warum es so lange mit der Verlängerung gedauert hat. Im vergangenen Sommer hatte er das Gefühl, "ein Verkaufskandidat zu sein", der Verein habe davon gesprochen, "dass Gehalt eingespart werden sollte".

Er selbst habe sich im Sommer auch entsprechende Gedanken gemacht, wie der 30-Jährige kürzlich im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" erklärte: "In dieser Phase im vergangenen Sommer ist schon der Gedanke in mir gewachsen: Okay, es gibt auf der Welt auch noch andere Vereine. Wobei mir eigentlich klar war, dass ich mich nach so einem Jahr nicht einfach verabschieden möchte."

Wenig später sei ihm jedoch mitgeteilt worden, "dass ich das Gesicht des Vereins werden sollte". Deshalb sei es "schwierig gewesen, diese Meinungsänderung innerhalb von ein paar Wochen zu glauben", erläuterte Kimmich, "das Vertrauen ist über die sehr offenen Gespräche wieder gewachsen".

Das Vertrauen zwischen Spieler und Verein litt vor allem während der Corona-Pandemie, als Kimmich zunächst auf eine Impfung verzichtete. In einer später erschienenen Dokumentation kritisierte der Bayern-Star den Verein für dessen Umgang mit der damaligen Situation. Mittlerweile sei das Vertrauen aber wieder da und das Verhältnis gut, erklärte Kimmich am Wochenende.

Bei der nun getroffenen Entscheidung sei Trainer Vincent Kompany "ein sehr wichtiger Faktor" gewesen. Auch über Sportdirektor Freund und Sportvorstand Eberl äußerte Kimmich sich positiv. Beide hätten ihm die nötige Zeit eingeräumt, um sich die Entwicklung des Teams unter Kompany anschauen zu können.

"Ich hatte das Gefühl, dass sie meine Situation verstehen", sagte Kimmich über das Führungsduo. "Gerade auch in der Hinrunde wurde auch überhaupt gar kein Druck ausgeübt, weil sie, glaube ich, wussten, woher meine Gedanken kommen und warum ich mir das Ganze erst mal angucken möchte."

PSG soll Interesse an Kimmich-Verpflichtung gehabt haben

Er habe auch mit anderen Klubs verhandelt, bestätigte er, und "alle Optionen nebeneinander gelegt". Ähnlich hört es sich auch im "SZ"-Interview an, als Kimmich erklärte: "Das Recht, Alternativen zu prüfen, wollte ich mir vor meinem wahrscheinlich letzten großen Vertrag schon noch rausnehmen. Ich wollte keine Entscheidung treffen, ohne meine Optionen zu kennen und diese Optionen nebeneinanderzulegen."

So soll unter anderem Paris Saint-Germain konkretes Interesse an einer Verpflichtung Kimmichs gehabt haben. Bestimmte Vereine wollte Kimmich am Samstag allerdings nicht nennen. Im Interview mit der "SZ" bestätigte er jedoch, dass er bei anderen Interessenten noch mehr Geld hätte verdienen können.

Vincent Kompany und Joshua Kimmich
Trainer Vincent Kompany (l.) kann auch in der kommenden Saison auf Anführer Joshua Kimmich setzen. © Andreas Gora/dpa

Doch ihm ging es laut eigener Aussage nicht ums Geld. "Es geht um das Gesamtkonstrukt. Geld ist ein Faktor, klar, aber am wichtigsten war mir die Frage der sportlichen Perspektive", erklärte Kimmich. Sehr wichtig sei für ihn außerdem gewesen, dass andere umworbene Spieler wie Jamal Musiala ihre Verträge auch verlängert hätten. Er habe gemerkt, "dass nicht viele Vereine auf der Welt mit dem FC Bayern konkurrieren können", sagte Kimmich.

Mit seiner Frau habe er regelmäßig über die Verhandlungen gesprochen, sie habe aber nicht versucht, "Einfluss zu nehmen", berichtete er, "sie hat gesagt, wir kommen überall hin mit." Am Ende sei sie mit dem Ergebnis zufrieden gewesen: "Sie hat gesagt: Das hast du gut gemacht, wir fühlen uns hier sehr wohl."

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