In einer schwierigen Phase hat der FC Bayern München den Vertrag mit dem bisherigen Interimstrainer Hansi Flick vorzeitig verlängert - aus gutem Grund. Die Personalie Flick könnte eine Signalwirkung haben.

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Es ist eine gute Mischung. Eine Mischung aus seiner ruhigen, sachlichen Art, aber auch aus akribischer Arbeit, deren Resultate man auf dem Platz bestaunen kann. Hansi Flick ist seit Anfang November Trainer des FC Bayern, hat seitdem die Fans, aber auch Spieler und Verantwortliche in seinen Bann ziehen können. Doch nicht nur auf menschlicher Ebene wirkt der 55-Jährige wie ein Volltreffer.

18 von 21 Pflichtspielen wurden unter dem neuen Trainer gewonnen, der Schnitt von 2,62 Punkten pro Pflichtspiel ist beeindruckend. Fußballerisch machte die Mannschaft große Fortschritte, auch individuelle Leistungen haben sich verbessert. Beispiele sind Mittelfeldregisseur Thiago, der in der Hinrunde Konstanzdellen hatte, und Thomas Müller, der effizient wie selten zuvor agiert.

Der Glaube der Mannschaft an die eigene Stärke ist mittlerweile zurückgekehrt. Flick übernahm das Team in einer schwierigen Phase und hauchte ihr neues Leben ein. Die positive Entwicklung in allen Bereichen ist ein wichtiger Grund für die Verlängerung bis 2023 - aber nicht der einzige.

Verlängerung von Hansi Flick bedeutet Planungssicherheit

Derzeit ist der Spielbetrieb ausgesetzt, was für vertragliche Angelegenheiten in erster Linie bedeutet, dass Zeit vorhanden ist, um sich auszutauschen. Schon nach dem starken Hinspiel in der Champions League bei Chelsea (3:0) deutete Karl-Heinz Rummenigge an, dass eine Vertragsverlängerung gut möglich ist. Als Geburtstagsgeschenk überreichte er ihm einen Kugelschreiber, mit dem "man beim FC Bayern manchmal auch Papiere unterschreibt".

Doch dafür mussten entscheidende Gespräche geführt werden. Gespräche, die zwischen Spielen im Drei-Tages-Rhythmus nicht einfach sind. Durch die Coronakrise wurde der Austausch erleichtert, der Ist-Stand beim FC Bayern konnte besser analysiert werden. Und dieser ist, das ist leicht zu erkennen, deutlich besser als bei Flicks Amtsübernahme.

Die Vertragsverlängerung bedeutet für beide Seiten Planungssicherheit. In Zeiten, in denen Planungen ob der noch ungewissen finanziellen Auswirkungen kompliziert sind, ist das ein wichtiges Gut.

Ein Zeichen für Thomas Müller, David Alaba, Manuel Neuer und Thiago

Karl-Heinz Rummenigge bestätigte bereits, dass die Transferplanungen derzeit auf Eis liegen. Umso wichtiger sind die Planungen mit den Spielern, die unter Vertrag stehen. Topspieler wie Alaba, Müller, Neuer oder Thiago sind nur noch bis 2021 gebunden. Die geklärte Zukunft von Trainer Flick könnte Signalwirkung für die Spieler haben. Der 55-Jährige wurde von vielen Spielern gelobt. Er kommt in der Mannschaft demzufolge gut an.

Für die Spieler ist es außerdem wichtig, absehen zu können, wohin sich der Verein entwickelt, welche Ambitionen er hat. Die Verlängerung mit dem Trainer zeigt, dass die Bosse in München an den eingeschlagenen Weg glauben. Dass die Spieler diesen Weg bisher mitgegangen sind, ist sehr positiv und könnte in den anstehenden Gesprächen ein Faktor werden.

Flick-Verlängerung: Was gab der Trainermarkt überhaupt her?

Die Vertragsverlängerung mit Hansi Flick ist seitens des FC Bayern nicht zuletzt auch deswegen nachvollziehbar, weil die Alternativen rar sind. Erik ten Hag von Ajax Amsterdam und Thomas Tuchel von Paris Saint-Germain wurden zwar mit dem Rekordmeister in Verbindung gebracht, beide stehen aber noch bis 2021 (Tuchel) oder 2022 (ten Hag) unter Vertrag. Der Faktor Planungssicherheit ist auch für diese beiden Klubs ein wichtiger, zudem müsste der FC Bayern eine Ablösesumme bezahlen. In Zeiten der Coronakrise, in denen künftige Einnahmen ungewiss sind, sparen auch die Münchner.

Zudem gilt Tuchel als nicht ganz einfach, war auch in Paris in einige interne Konflikte involviert. Erik ten Hag indes erlebte in den Wochen vor der Unterbrechung der Saison seine erste kleine Krise. Das sorgte womöglich für leise Zweifel. Darüber hinaus haftet den verfügbaren Trainern wie Mauricio Pochettino und Massimiliano Allegri mindestens ein "Aber" an. All diese Zeichen werden auch die Verantwortlichen des FC Bayern gedeutet haben. Anschließend haben sie die Entscheidung getroffen, Hansi Flick weiter zu vertrauen. Aus gutem Grund.

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