Eintracht Frankfurt spielt die erste gute Bundesliga-Halbzeit der Saison, der 1. FC Köln mausert sich zum Überraschungsteam, Hoffenheim tut sich schwer und Bayer 04 Leverkusen verschenkt einen tollen Saisonstart. Die Erkenntnisse zum 3. Spieltag.
Köln mit neuer Flexibilität
Schon am vergangenen Wochenende zeigte der 1. FC Köln beim FC Bayern eine reife Leistung. Die Münchnerinnen taten sich schwer damit, die gut organisierte Defensive der Kölnerinnen zu knacken. Unter Daniel Weber ist genau das bisher die größte Weiterentwicklung im Vergleich zur letzten Saison: die Organisation des Teams.
Vor allem gegen den Ball machen sie derzeit vieles richtig, verengen die Räume und übergeben Mitspielerinnen schnell. In drei Partien kassierten sie zwar schon vier Gegentore, doch die Chancenqualität der Gegnerinnen war oft nicht gut. Das Expected-Goals-Modell von Opta (xG-Wert) errechnet aus den Abschlüssen der Teams, die gegen Köln in der Bundesliga gespielt haben, dass 2,9 Tore erwartbar gewesen wären. Aktuell der sechstbeste Wert der Liga.
Leipzig kam auf einen xG-Wert von 0,6, selbst die Bayern nur auf 1,8 und Duisburg jetzt auf 0,7. Köln verteidigt anders als in der vergangenen Saison nicht mehr so monoton. In allen drei Spielen gab es Phasen, in denen sie weit nach vorn schoben, ohne dabei aber die Kompaktheit zu verlieren. Weber hat dem Team schon jetzt eine klare Handschrift gegeben. Mit dem 4:1 gegen Duisburg, dem zweiten Saisonsieg, belohnt sich das Team dafür.
Bayer 04 Leverkusen verschenkt den Sieg
In der 70. Minute hatte Nikola Karczewska den Sieg für Bayer 04 Leverkusen auf dem Fuß. Einen zumindest strittigen Elfmeter hätte sie zum 3:0 verwandeln können. Es wäre vermutlich die Vorentscheidung gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hätte sich auch niemand bei der TSG Hoffenheim darüber beschweren können, dass diese Partie verloren geht.
Leverkusen war über weite Strecken das bessere, weil zielstrebigere Team. Immer wieder lief die Werkself das Aufbauspiel der Gastgeberinnen klug an und zwang sie so zu unkontrollierten Pässen. Man überließ Hoffenheim den Spielaufbau und konzentrierte sich darauf, die offensiven Umschaltsituationen zu nutzen. Mit Erfolg.
Doch der Elfmeter entwickelte sich zum Knackpunkt. Statt mit drei fuhr Leverkusen nun mit nur einem Punkt nach Hause. Dem Druck in der Schlussphase konnte man nicht mehr standhalten, die Passquote fiel von zwischenzeitlich 74 Prozent auf 66. Das Potenzial für mehr steckt in diesem Team. Auch das Zusammenspiel zwischen Karczewska und der zur Pause wegen Unwohlsein ausgewechselten Karolina Lea Vilhjalmsdottir funktioniert sehr gut. Nur sind vier Punkte aus drei Spielen zu wenig für das, was die Spielerinnen geleistet haben.
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TSG Hoffenheim: Tabellenführung verloren, Punkt erkämpft
Das Gegenteil ist bei der TSG Hoffenheim der Fall. Nach dem furiosen 9:0-Auftaktsieg gegen den MSV Duisburg hat die TSG stark abgebaut. Schon das 3:1 in Bremen war deutlich weniger souverän, als es das Ergebnis vermuten lässt; und dass eine starke Schlussphase noch zum 2:2 gegen Leverkusen reichte, ist unter anderem Karczewska zu verdanken, die den Elfmeter nicht verwandelte – sowie Martina Tufekovic, die in die richtige Ecke sprang.
Doch insgesamt war das im Spiel mit dem Ball abermals zu wenig von den Hoffenheimerinnen. Stefan Lerch wurde auch deshalb angestellt, weil er mit dem VfL Wolfsburg einst große Erfolge feierte. Doch fußballerisch findet bei der TSG gerade eine Abkehr von dem statt, was den Klub erst in die Top 4 der Bundesliga brachte.
Unter Gabor Gallai entwickelte Hoffenheim einen unvergleichlichen Spielstil. Gegen hohes Pressing und tiefe Abwehrblöcke fand man gleichermaßen Lösungen. Aktuell scheint das Team aber am stärksten zu sein, wenn es selbst nicht das Spiel machen muss – oder man zumindest nicht in der Situation ist, eine geordnete Abwehr knacken zu müssen. Mit Leverkusens hohem Pressing kam Hoffenheim über weite Strecken nicht zurecht. Selbst in der Schlussphase agierte man viel mit der Brechstange.
Eintracht Frankfurt: Die erste gute Halbzeit der Saison
Der Saisonstart von Eintracht Frankfurt bleibt eines der größten Rätsel. Obwohl das Team von Niko Arnautis so eingespielt sein müsste wie kein anderes in der Bundesliga, wirkt vieles unausgereift. Spielerinnen laufen gleichzeitig in dieselben Räume, Pässe gehen zu oft zu Gegenspielerinnen oder landen im Nichts – von sechs Halbzeiten spielte die SGE bisher fünf, in denen sie kaum wiederzuerkennen war.
Selbst gegen die Aufsteigerinnen aus Leipzig kam die Eintracht in den ersten 45 Minuten auf nur zwei Abschlüsse. Beide ungefährlich. Mit eine Passquote von 72 Prozent ging es in die Kabine. Dort wiederum muss Arnautis die richtigen Antworten auf die vielen Fragen gefunden haben. Eine davon: Die Auflösung der geliebten Raute.
Der Trainer wechselte, brachte Dilara Acikgöz für Pia-Sophia Wolter und Verena Hanshaw für Nadine Riesen. Außerdem stellte er auf eine Doppelsechs um. Die vier Spielerinnen davor besetzen die offensiven Räume dynamisch. Ob nun 4-2-3-1, 4-2-4 oder auch mal ein 4-4-2 – Frankfurt bewegte sich etwas besser zwischen den Linien und bekam so Zugriff auf das Spiel.
Auf immerhin 75 Prozent stieg die Passquote im zweiten Durchgang an, aber viel wichtiger war, dass man die Offensivspielerinnen besser ins Spiel bekam – und der 0:1-Rückstand zu einem 3:1-Sieg gedreht wurde. Der Aufbau verlief über zwei Sechserinnen flüssiger als über eine und zwei Achterinnen. Frankfurt ging also weg von den vermeintlich eingespielten Abläufen und zeigte so die erste gute Halbzeit der Saison.
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WM-Kater? Nicht nur Frankfurt tut sich schwer
Ein Grund für den durchwachsenen Saisonstart von Eintracht Frankfurt könnte das große Turnier im vergangenen Sommer sein. Die WM hallt womöglich nach. Viele Spielerinnen, die dort teilnahmen, wirken derzeit müde, etwas angeschlagen.
Zumal einige Teams kaum Zeit hatten, sich optimal auf die neue Saison vorzubereiten. Durch die langwierige Qualifikation zur Champions League musste Frankfurt beispielsweise schon sehr früh ran. Auch der VfL Wolfsburg absolviert am Abend seine erste Partie in der CL, es geht gegen den FC Paris.
Dass Bayern, Wolfsburg und die SGE bisher noch nicht gänzlich überzeugen, überrascht angesichts der in den letzten zwei Jahren enorm gestiegenen Belastung kaum. Auch in dieser Saison wird das einen großen Einfluss darauf haben, wer erfolgreich ist und wer nicht. Zwar können die Klubs das mit breiten Kadern und entsprechender Rotation ein wenig steuern, doch das Thema wird den Fußball der Frauen weiter begleiten.
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