• Eigentlich sehnen sich Fans und Medien nach Fußballer-Interviews voller Ehrlichkeit - doch Marin Pongracic hat den Bogen wohl überspannt.
  • Ein Live-Interview des Verteidigers, den Borussia Dortmund aus Wolfsburg ausgeliehen hat, wirbelt mächtig Staub auf.
  • Pongracic drohen nun Konsequenzen.

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Was Marin Pongracic in seiner Live-Plauderei mit dem Rapper und Comedian SSYNIC verraten hat, übersteigt sowohl für den aktuellen als auch den ehemaligen Klub des kroatischen Nationalspielers das Maß des Erträglichen. Das schwante auch Pongracic selbst schon: "Ich darf jetzt nicht zu viel draufhauen, weil ich ja immer noch Spieler von denen bin."

Mit "von denen" meinte Pongracic den VfL Wolfsburg. Von dort ist der 24-Jährige derzeit an Borussia Dortmund ausgeliehen. Der Abwehrspieler hat sich mit seiner Kritik am VfL keine Freunde bei seinem Noch-Arbeitgeber gemacht.

Wolfsburg und der BVB denken über Schritte gegen Marin Pongracic nach

"Das werden wir intern in Ruhe besprechen zu einem richtigen Zeitpunkt. Und dann gegebenenfalls die notwendigen Schritte einleiten", kündigte Wolfsburgs Sportdirektor Marcel Schäfer an.

Auch Borussia Dortmund reagierte auf Pongracics Auftritt im Internet. "Einige Aussagen sind inhaltlich absolut nicht in Ordnung. Sie können sicher sein, dass wir intern mit Marin darüber sprechen werden", wurde Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl zitiert. Die "Bild"-Zeitung will von einer geplanten Geldstrafe gegen Pongracic wissen.

Pongracic hatte zuvor im Twitch-Gespräch "Flügelzange" mit dem Künstler SSYNIC unter anderem über Details zu seinen Vertragsinhalten gesprochen und verraten, dass Dortmund acht Wochen ohne seinen Torjäger Erling Haaland auskommen müsse.

Zudem sprach er ungewohnt offen über seinen Wechsel im Sommer und kritisierte vor allem den inzwischen freigestellten und durch Florian Kohfeldt ersetzten damaligen Wolfsburger Cheftrainer Mark van Bommel.

"Ich war in Wolfsburg abgeschrieben. Die haben angefangen, Faxen zu machen. Die hatten gar keinen Bock mehr auf mich. Die wollten mich loswerden, mir das aber nicht direkt sagen", so der Verteidiger, der im Winter 2020 aus Salzburg nach Wolfsburg gewechselt war. "Bei Elf gegen Elf trainiere ich einfach nicht mit, da will ich ausrasten, zu van Bommel gehen, ihn einfach packen und so", sagte der 24 Jahre alte kroatische Nationalspieler. "Aber dann bist du der größte Idiot. Was willst du machen."

Auch über Ablösesummen und Gehälter sprach Pongracic offen. Er habe bei seinem Transfer aus Salzburg den VfL "neun Millionen Euro" Ablösesumme gekostet.

Marin Pongracic: "Ich hatte richtig dumme Angebote"

Als er nun gemerkt habe, nicht mehr erwünscht zu sein, habe er "scheiß Optionen gehabt" und "richtig dumme Angebote, die keinen Sinn machen. Ich kann nicht auf riesen Summen verzichten." Trotz seines Frustes habe er das nicht machen können. Die Angebote hätten "nicht meinem Niveau" entsprochen. Corona, bilanzierte Pongracic, habe "den Markt gut auseinandergenommen".

Mit dem Kopf sei er bereits beim RSC Anderlecht gewesen, ehe ihm sein Berater einen "Kracher" angekündigt habe: die Leihe zu Borussia Dortmund. Pongracic sei "schockiert" gewesen und habe seinem Berater geantwortet: "Das kann nicht sein, denn es macht ja keiner eine Leihe zu einem besseren Verein."

Der dortige Trainer Marco Rose aber hatte Pongracic bereits zuvor zwei Jahre bei Red Bull Salzburg im Kader gehabt - und er habe einen Innenverteidiger gebraucht, berichtete Pongracic vom Anruf Roses bei ihm.

Zu den aktuellen Aussagen seines Spielers äußerte sich Rose am Tag vor dem Bundesliga-Topspiel in seiner Geburtsstadt Leipzig zurückhaltend: "Ich habe Marin jetzt noch nicht gesehen." Er kenne aber den brisanten Inhalt des Gesprächs mit SSYNIC. "Ich habe das tatsächlich mitbekommen und werde ihn natürlich darauf hinweisen, dass Schweigen manchmal Gold ist."

In Wolfsburg steht Pongracic noch bis 2024 unter Vertrag

In Wolfsburg hatte Pongracic im Sommer keine Aussichten auf einen Stammplatz. "Wir haben im Sommer das bewertet, was wir bewerten konnten und was im Training und in den Testspielen angeboten wurde – daraufhin sind wir zu dem Entschluss gekommen, Marin zu verleihen", sagte Schäfer, als er auf die Aussagen des Leihspielers angesprochen wurde.

Pongracic kam in der vergangenen Saison zehn Mal für den VfL in der Bundesliga zum Einsatz. Für Dortmund absolvierte er in der laufenden Spielzeit sieben Spiele in der Bundesliga und kam zudem drei Mal in der Champions League zum Einsatz. Der BVB besitzt am Saisonende eine Kaufoption auf Pongracic. Dessen Vertrag in Wolfsburg läuft noch bis zum 30. Juni 2024. (dpa/hau)

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