- Aktuell ist Sebastien Haller im BVB-Angriff gesetzt - geplant war das nach seinem langen Ausfall aber nicht.
- Die Borussia steht bei den weiteren Planungen mit dem Mittelstürmer womöglich vor einem Dilemma.
Die Meldung fällt unter die Rubrik "Sonstiges" und trotzdem könnte sie ziemlich weitreichende Auswirkungen für Borussia Dortmund haben. Youssoufa Moukokos Heilungsprozess nach dessen Anriss der Syndesmose "schreitet zwar voran, wird aber noch einigte Wochen in Anspruch nehmen." Das berichteten die "Ruhr-Nachrichten" am vergangenen Sonntag.
Moukoko hatte sich Anfang Februar beim Dortmunder 2:0-Erfolg bei Werder Bremen verletzt und befindet sich seitdem und auf unbestimmte Zeit im Krankenstand. Das ist insofern ein Problem für den BVB, da mit Moukoko eine echte Alternative für den Platz im Sturmzentrum wegbricht und Trainer
Weil aber Malen auf der Halbposition oder als zweite Spitze deutlich besser aufgehoben ist und Modeste in seinem halben Jahr bei der Borussia kaum einmal andeuten konnte, dass er wirklich eine Verstärkung ist, rückte zuletzt fast schon automatisch Haller in den Blickpunkt.
Haller sollte nicht sofort der Vielspieler sein
Nach zwei Kurzeinsätzen zu Beginn der Rückserie ist Haller die feste Größe im Dortmunder Angriff, hat seitdem mit einer Ausnahme stets in der Startelf gestanden und macht seinen Job angesichts der Umstände auch ordentlich. Zumindest kann man von einem Spieler, der ein knappes halbes Jahr abwesend war und in dieser Zeit tatsächlich wichtigere Dinge zu überstehen hatte als ein paar berufliche Probleme, kaum mehr erwarten.
Mitte 2022 wurde bei Haller ein bösartiger Tumor im Hoden entdeckt. Dass er nach zwei Operationen und vier Chemotherapien schon nach ein paar Wochen Training wieder zum Vielspieler wird, dürfte so kaum geplant gewesen sein. Und man merkt es dem Spieler und seinen Mitspielern auf dem Platz auch an.
Es fehlt der Rhythmus bei Haller, der sich immer bemüht und auch gute Aktionen als Wandspieler hat oder wenn er mit seinen Läufen Räume freizieht. Aber als Torjäger ist der 28-Jährige bisher kaum in Erscheinung getreten. Nach zwölf Pflichtspielen stehen ein Tor und ein Assist zu Buche. Zwar fangen einige seiner Kollegen mit ihren Treffern diese fehlende Torgefahr aus dem Angriffszentrum auf und man könnte auch feststellen, dass sich der BVB von Hallers Vorgänger Erling Haaland emanzipiert hat.
"Normalform" nur über Einsatzzeiten
Aber auf Dauer wird die Mannschaft wieder einen Spieler benötigen, der in vorderster Front zuverlässig das Tor trifft. "Wir haben noch keinen Stürmer, der 15 oder 20 Toren auf dem Konto hat", sagte Trainer Edin Terzic auf der Pressekonferenz vor dem Schalke-Spiel - nicht explizit in Hallers Richtung, sondern ganz allgemein formuliert. "Daran arbeiten wir hart, mit Extraschichten nach dem Training. Das haben wir uns mit allen Offensivspielern vorgenommen..."
Aktuell stehen Dortmunds Angreifer bei sechs (Moukoko), zwei (Modeste) und jeweils einem Saisontor in der Liga (Haller, Malen). Dazu kommen die beiden Flügelspieler Karim Adeyemi und Jamie Bynoe-Gittens mit je drei Treffern. Auf 15 bis 20 wird es in dieser Saison wohl keiner mehr schaffen.
Und die Frage wird sein, wann der BVB seiner Nummer eins im Angriffszentrum eine solche Quote wieder zutrauen kann. Haller selbst hatte vor dem Spiel auf Schalke recht unmissverständlich klargestellt, dass er in dieser speziellen Partie einen Platz auf der Bank "nicht akzeptieren würde". "Das geht nicht. Weil ich jetzt zeige, dass ich in der Lage bin, Spiele zu spielen", so Haller in einem Interview mit "Sky".
Haller durfte von Beginn an spielen. Aber nicht, weil er öffentlichen Druck aufgebaut hatte, sondern weil sein Trainer weit über dieses eine Derby hinaus denkt. "Die Entscheidung fällt zwischen Frische und Spielpraxis. Sebastien kann sich aber nur auf dem Platz an seine Top-Form herankämpfen", so Terzic.
Schmaler Grat für den BVB
Allerdings ist es auch ein schmaler Grat, auf dem der Trainer da wandelt. Auf der einen Seite wird Haller nur durch so viele Einsatzminuten wie möglich wieder zu alter Stärke finden. Andererseits können die kommenden Aufgaben auch nicht als Experimentierfeld gedacht sein. Dafür sind die Gegner zu stark und die Abläufe immer noch nicht eingespielt genug.
Denn so gut sich Haller auch schon als Wandspieler zeigt, so wenig Präsenz und Torgefahr kann er bisher im gegnerischen Strafraum zeigen. Dortmund versucht es im Vergleich zu den letzten Spielzeiten zwar häufiger mit Flanken, Sebastien Haller wird dabei als Zielspieler aber bisher kaum gefunden. Seitliche Hereingaben können ein Stilmittel sein, umso wichtiger sind die Trainingsreize, die Terzic in den anstehenden Einheiten setzen wird.
Die kommenden Wochen werden zeigen, wie schnell sich der Spieler wieder dem Niveau annähert, das den BVB im letzten Sommer überhaupt erst von einer Verpflichtung überzeugen konnte. Ein gesunder und spielfitter Haller mit dem entsprechenden Rhythmus und Selbstvertrauen kann definitiv der 15-bis-20-Tore-Angreifer sein, den sich Terzic wünscht.
Darüber hinaus macht sich der Klub im Hintergrund aber auch Gedanken über die aktuelle Saison hinaus, in der auch Haller ein Gegenstand der Überlegungen ist - was letztlich zur Frage führt, ob die Borussia auf Hallers Rückkehr zur alten Stärke baut oder aber auf dem Transfermarkt tätig wird. Von entsprechenden Überlegungen schrieb am Sonntag die "Bild". Und die könnten sich aus Sicht des BVB so schwierig wie selten zuvor entpuppen.
Verwendete Quellen:
- ruhrnachrichten.de: BVB gegen Köln unter Druck
- bild.de. Darüber möchte beim BVB niemand sprechen
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