Mit Widerstandskraft, Effizienz und einem vernünftigen Umschaltspiel hält der BVB dem Bremer Druck stand und liefert ein paar gelungene Ansätze für den Rest der Saison.

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Manchmal hilft einem der Zufall ein bisschen auf die Sprünge. In Borussia Dortmunds Fall in der Art, dass sich die Mannschaft in der Trainingswoche vor dem Spiel bei Werder Bremen unfreiwillig auf die besondere Situation eingestimmt hat, eine komplette Halbzeit in Unterzahl agieren zu müssen.

Edin Terzic und sein Trainerteam ließen in den Tagen vor der Partie am Dauerproblem der tiefen Spieleröffnung proben und wählten dafür die einfachste aller Provokationsregeln: das Spiel in Unterzahl- beziehungsweise Überzahl.

Konkret wollte Terzic den tiefen Aufbau mit einer Unterzahlmannschaft aus acht Spielern üben gegen eine verteidigende Mannschaft mit zwei Spielern mehr auf dem Platz, "um ruhig und klar am Ball zu bleiben", wie der Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Werder-Spiel verriet.

Die eigentlich als offensive Komponenten eingeschliffenen Abläufe sollten dem BVB dann am Samstagabend in Bremen auf einem anderen Feld sehr zugutekommen: Nach einem Platzverweis für Marcel Sabitzer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit galt es für die Borussia, einen 2:0-Vorsprung zu verteidigen.

"Und das geht, indem man sehr viel Aktivität zeigt. Wir wussten, dass wir unser Tor gut verteidigen müssen und sehr fleißig sein müssen", sagte der Coach. "Und am besten verteidigt man das eigene Tor mit gutem Ballbesitz. Wir wollten die Bälle nicht planlos nach vorne schießen und dann hoffen, dass sie nicht schnell wieder zurückkommen. Sondern wollten weiter klar bleiben und Ball und Gegner weit weghalten von unserem Tor."

Und das ist dem BVB - mit einer einzigen Ausnahme - dann auch ziemlich gut gelungen. Dem eingeübten Trainingsinhalt sei Dank.

BVB hält dem Druck stand

Borussia Dortmund hat durch den verdienten 2:1-Sieg in Bremen dem Druck Stand gehalten, der sich in den Stunden vor der Partie noch einmal mehr aufgebaut hatte. Nach dem Stuttgarter Sieg vom Freitagabend gewann auch einigermaßen erwartbar RB Leipzig sein Heimspiel gegen Schlusslicht Darmstadt. Alles andere als ein Dortmunder Sieg im Weserstadion hätte den Verlust von Platz vier bedeutet und auch den Anschluss an den VfB auf Platz drei gekappt.

So hat der BVB aber seine Position gewahrt, Verfolger Leipzig einen weiteren Spieltag auf Distanz gehalten und den VfB bei sechs Punkten Rückstand immerhin noch in Sichtweite. Der Sieg und ein bisschen auch die Art und Weise seines Zustandekommens waren die erfreulichen Nachrichten des Abends in Bremen.

Die Borussia erwehrte sich fast eine komplette Halbzeit lang vehement und konzentriert der allerdings auch ziemlich harmlosen Bremer Attacken und verdiente sich den Dreier durch eine besondere Widerstandskraft und eine größtenteils aufmerksame Defensivarbeit.

Dortmund braucht eine gewisse Effizienz

Dass der BVB ab dem Zeitpunkt des Platzverweises überhaupt etwas zu verteidigen hatte, lag unter anderem an ein paar Qualitäten der Mannschaft, die im Endspurt der Saison sogar noch eine Spur wichtiger werden könnten.

Der BVB tat sich gegen zu Beginn tief stehende Bremer schwer, konnte den Gegner mit seinem Positionsspiel auch im diesmal gewählten 4-3-3 mit zwei Achtern in den Halbräumen nicht so recht durchbewegen und aus den Positionen ziehen. Die Borussia hatte zwar viel Ballbesitz, aber mal wieder kaum Ideen.

Die tatsächlich einzige vernünftige Torannäherung aus dem freien Spiel führte sofort zum ersten Tor: Julian Brandt zeigte sich im Rücken der Bremer Mittelfeldreihe, Niklas Süle spielte einen gezielten Flachpass in Brandts Fuß. Dessen Abschluss war zwar weder platziert noch hart, trotzdem ließ Werders Keeper Michael Zetterer den Ball nach vorne abklatschen, direkt Torschütze Donyell Malen vor die Füße.

Der BVB nahm also das erste Geschenk des Gegners an und diese kühle Effizienz gab der Partie eine frühe Wendung: Die Bremer Zurückhaltung musste früher oder später weichen und sollte zur Einladung werden für eine Dortmunder Spezialdisziplin in dieser Saison.

Ein fast perfekt vorgetragener Konter über Niclas Füllkrug, Brandt und Jadon Sancho führte zum 2:0 noch vor der Pause. Es war bereits Dortmunds achtes Tor nach einem schnellen Umschaltmoment, nur Heidenheim ist in dieser Kategorie so stark wie der BVB.

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Genug Tempo fürs Umschaltspiel

Die Rückkehr von Spielern wie Karim Adeyemi, Julien Duranville oder auch Felix Nmecha, der durch sein erstes Tor nach der Rückkehr nun hoffentlich etwas befreite Sancho und einem Donyell Malen in guter Form sollte den Dortmundern in den kommenden Wochen genug Tempo und noch mehr Durchschlagskraft verleihen im Konterspiel.

Zumal der BVB dann unter anderem auch auf Mannschaften treffen wird, die sich selbst über den Ballbesitz definieren und der Borussia insofern vielleicht sogar etwas entgegenkommen könnten. Zur Wahrheit gehört nämlich auch immer noch, dass der BVB mit erst 28 Toren nach 25 Spielen mit den Top-Teams der Liga nicht mithalten kann.

Leipzig (31), Bayer Leverkusen (38), Stuttgart (44) und die Bayern (47) liegen da um Längen voraus. Der BVB wird in dieser Spielzeit wohl keine herausragende Ballbesitzmannschaft mehr werden. Umso wichtiger sind die alternativen Wege zum Torerfolg. Über Konter - und auch weiterhin den einen oder andere Standard.

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