- Borussia Dortmund hat das Minimalziel Platz zwei erreicht, die Saison könnte einfach so austrudeln.
- Nun wird der BVB aber doch noch unfreiwillig zum Teil eines echten Finalspiels.
Es schien ja alles schon geregelt: Borussia Dortmund hatte sich am Samstag mit einem zwar glanzlosen, aber am Ende doch souveränen 3:1 bei Absteiger Greuther Fürth endgültig Platz zwei und damit die Vizemeisterschaft gesichert. Hertha BSC schien nach dem Remis der Vorwoche in Bielefeld so gut wie gerettet, Platz 15 und damit der Klassenerhalt bei vier Punkten Vorsprung auf den taumelnden VfB Stuttgart zum Greifen nah.
Die Berliner Heimniederlage gegen Mainz und der Stuttgarter Punktgewinn bei Meister Bayern München bringen nun aber doch wieder Brisanz in den Abstiegskampf - und machen Borussia Dortmund zu einem unter Umständen sehr entscheidenden Teil der Geschichte.
Der BVB empfängt am letzten Spieltag die Hertha und sollte Stuttgart gegen den 1. FC Köln seine Hausaufgaben machen und gewinnen, kommt alles auf den Ausgang der Partie im Signal Iduna Park an. Borussia Dortmund, das in allen Pokalwettbewerben sang- und klanglos ausgeschieden war in dieser Saison, wird nun also doch noch unfreiwillig Teil einer möglichen Final-Partie. Ob das aber für den VfB Stuttgart so ein großer Lichtblick sein kann, darf zumindest bezweifelt werden.
Lesen Sie auch: Verwirrspiel zwischen den Pfosten: Hertha verlängert angeblich mit BVB-Neuzugang
BVB: Ernüchterung und Klatschen am letzten Spieltag
Die Borussia hat sich in dieser Saison nicht eben hervorgetan als eine jener Mannschaften, die immer und überall den unbedingten Willen zum Sieg zeigen. Ob man nun von Mentalität, Einstellung, Widerstandsfähigkeit oder wie die BVB-Verantwortlichen von "Haltung" spricht: Diese Disziplin war bisher keine Dortmunder Kernkompetenz.
Und auch ein Blick in die Statistik lässt zumindest ein paar Restzweifel aufkommen, ob und wie ernst der BVB das letzte Spiel der Saison noch nimmt. In den letzten zehn Jahren gab es zwar sechs Siege am letzten Spieltag, dabei ging es für die Borussia selbst aber in drei Spielen noch um etwas. Zuletzt war es ein 3:1 gegen Bayer Leverkusen, das den Einzug in die Champions League bedeutete. Hat der BVB aber selbst keinen Druck mehr, haben es seine Mannschaften in der jüngeren Vergangenheit auch mal sehr lässig angehen lassen.
Unter anderem bei gleich drei Niederlagen gegen die TSG Hoffenheim. Im Kraichgau verspielte der BVB einmal fast die Qualifikation für die Königsklasse, als besonders bitter ging aber die Heimniederlage gegen den wenig geliebten Kontrahenten aus der Saison 2012/13 in die Geschichtsbücher ein. Dortmund hätte den Emporkömmling in die 2. Liga zurückschicken können - und verlor mit 1:2. Und das blamable 0:4 vor zwei Jahren - ebenfalls gegen Hoffenheim, ebenfalls vor eigenem Publikum - war eine der heftigsten Klatschen des letzten Jahrzehnts. Und es ebnete Hoffenheim den Weg in die Europa League.
Mislintat: BVB-Spieler "absolute Sportsleute"
Nun geht es zwar "nur" um Platz 15 für den kommenden Gegner, für die Hertha wäre das Erreichen dieses Ziels nach einer völlig chaotischen Saison aber überragend. Es ist mit einer topmotivierten Berliner Mannschaft zu rechnen, die mit allen Mitteln und angetrieben und eingestellt von Felix Magath ums Überleben kämpft.
Und die Borussia? Bleibt eine Wundertüte. Die Zuversicht auf einen engagierten Dortmunder Auftritt beim letzten Spiel der Saison vor eigenen Fans und dann zwei Wochen nach dem letztlich blamablen 3:4 gegen Bochum auch auf eine Art Wiedergutmachung und Versöhnung mit den eigenen Fans ist auf Stuttgarter Seite dennoch groß.
Lesen Sie auch: Borussia Dortmund: BVB-Youngster Jamie Bynoe-Gittens zeigt Dinge, die dem restlichen Kader fehlen
"Ich bin mir sehr sicher, dass die Dortmunder das ernst nehmen werden", sagte Stuttgarts Sportchef Sven Mislintat am Sonntagabend. Der ehemalige Dortmunder Chefscout hoffe nicht, dass "noch die Drähte glühen müssen. Die Dortmunder Spieler sind absolute Sportsleute." Also hoffen sie beim VfB auf die nötige Schützenhilfe und blenden die eine oder andere misslungene Dortmunder Vorstellung in dieser Saison einfach aus.
"Sie werden alles geben und versuchen, das letzte Spiel vor eigenem Publikum zu gewinnen. Da mache ich mir keine Sorgen", sagt Mislintat. Und immerhin: Es geht ja nicht gegen Angstgegner 1899 Hoffenheim. Sondern "nur" gegen die Hertha. Und mit der hat die Borussia nach dem 2:3 aus dem Hinspiel ja noch eine Rechnung offen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.