Borussia Dortmund hat das Jahr 2024 zwar mit einem Auswärtssieg abgeschlossen, offenbarte aber auch das große Problem der bisherigen Hinrunde. Doch es gibt Grund zur Hoffnung, dass 2025 für den BVB erfolgreicher wird.

Eine Analyse
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Borussia Dortmund gilt in dieser Saison als eine Mannschaft mit zwei Gesichtern. Beim 3:1-Auswärtssieg gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag hatte sich dies eindrucksvoll gezeigt. In der 1. Halbzeit dominierten sie das Spiel, hatten 62 Prozent Ballbesitz und schossen drei Tore innerhalb von fünf Minuten. Und in der 2. Halbzeit? Da stand gefühlt ein völlig anderer BVB auf dem Platz.

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"Ich habe schon mit dem Anstoß gefühlt, dass wir uns zu sicher waren", sagte Trainer Nuri Sahin nach dem Spiel. "Das darf uns nicht passieren. Ich denke, das Spiel beschreibt die Hinrunde. Wenn wir in Fahrt kommen, sind wir gut. Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Aber wir müssen auf dem Gaspedal bleiben und versuchen, auf das vierte Tor zu gehen, anstatt fahrlässig zu werden."

Diese Fahrlässigkeit führte dazu, dass der BVB den Sieg durchaus noch hätte verspielen können. Die spielerische Dominanz der 1. Halbzeit war plötzlich weg. Erst gelang Wolfsburg der Anschlusstreffer zum 1:3, dann kassierte Außenverteidiger Pascal Groß auch noch die Rote Karte.

Julian Brandt kritisiert: "In der 2. Halbzeit träger und langsamer"

Wie so ein Bruch im Spiel einer Mannschaft zu erklären ist? Die Ursachen kennt niemand – nur die Auswirkungen. "Im Ballbesitz merkst du dann einfach, wie wir in unseren Entscheidungen langsamer werden und viel zu lange suchen", sagte der Offensivspieler Julian Brandt auf Nachfrage unserer Redaktion. "In der 2. Halbzeit waren wir mit dem Ball träger und langsamer, haben viel zu viel nachgedacht."

Lars Ricken, der Geschäftsführer Sport, bemühte sich um eine positive Betrachtungsweise: "Wir waren zu passiv durch die Rote Karte. Aber vielleicht war es dann auch wichtig, dass wir wirklich malochen und arbeiten mussten als Team - dass sich jeder zerrissen hat. Wir haben die letzten Kräfte zum Ende des Jahres rausgeholt. Das gehört zum Spiel dazu."

Mangelnde Konstanz in der Bundesliga

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das erste Halbjahr unter Trainer Sahin sehr durchwachsen verlief. Im DFB-Pokal scheiterten sie im Oktober in der 2. Runde am VfL Wolfsburg. In der Champions League überwintern sie auf dem 9. Platz. Dies ist im neuen Modus mit 36 Mannschaften durchaus beachtlich. In der Bundesliga allerdings fehlte die Konstanz.

Der BVB gewann an den bisherigen 15 Bundesliga-Spieltagen nie zwei Spiele hintereinander. Die Konsequenz ist, dass Dortmund nur auf Rang 6 überwintert. Tabellenführer Bayern München ist mit elf Zählern Vorsprung längst enteilt. Das Minimalziel ist Platz 4, damit Dortmund auch im kommenden Jahr in der Champions League spielt.

Ein Selbstläufer wird das nicht, wie Ricken weiß: "Wir werden einen Punkteschnitt von deutlich mehr als zwei Punkten haben müssen. Das wird eine ganz schöne Hausaufgabe, wenn man guckt, was für Auswärtsspiele wir noch haben."

Die Auswärtsschwäche war bislang eines der Hauptprobleme. Der Triumph in Wolfsburg war der erste Bundesliga-Auswärtssieg seit 253 Tagen und acht sieglosen Auswärtsspielen. Dieses Defizit gilt es, im neuen Jahr abzustellen.

Lars Ricken hat volles Vertrauen in Trainer und Mannschaft

Winter-Transfers würde es laut Ricken nur geben, wenn ein Spieler die Mannschaft zu überschaubaren Konditionen wirklich verbessern würde. Ansonsten vertraut er dem vorhandenen Kader: "Wir haben im Sommer und in den Jahren davor viel investiert. Und wir haben das Vertrauen und die Erwartungshaltung, mit dieser Mannschaft den vierten Platz zu erreichen."

Vertrauen im Verein genießt auch Trainer Nuri Sahin, der in seinem ersten Halbjahr einige Tiefs durchlebte. "Nuri hat einen Top-Job gemacht. Er kann emotional sein, er kann aber auch sehr sachlich fokussiert sein und Dinge anpassen", lobte Ricken.

Maximilian Beier & Co. müssen konstanter funktionieren

Die Hoffnung für das neue Jahr lautet, dass das Verletzungspech der Hinrunde abnimmt und einige Spieler zudem konstanter ihre Leistungen bringen. In dieser Hinsicht machte das Spiel in Wolfsburg durchaus Hoffnung.

Der Stürmer Maximilian Beier, der im Sommer für rund 28,5 Millionen Euro verpflichtet wurde, verbuchte in den vorherigen 19 Pflichtspielen zwar lediglich zwei Tore und eine Torvorlage. In Wolfsburg allerdings war er mit einem Tor und einer Vorlage sehr effektiv. "Er hat wieder ein immenses Tempo gehabt. Er ist sehr offensiv in die Schnittstellen gegangen. Tiefe Läufe sind seine Stärke, daher das Tor", lobte Ricken.

Brandt auf einem Niveau mit Florian Wirtz und Jamal Musiala?

Ebenfalls ein Treffer und eine Vorlage gelang Julian Brandt. Nachdem er zuletzt verletzungsbedingt vier Pflichtspiele verpasste, gelang ihm gegen Wolfsburg ein starkes Comeback. Vor seiner Verletzung hatte er bereits gegen Freiburg ein Tor erzielt. Erstmals seit einem Jahr traf er dadurch in zwei Bundesliga-Einsätzen hintereinander.

"Hoffentlich ist der Knoten jetzt bei ihm geplatzt. Für mich ist Julian auf seiner Position in der Bundesliga in den Top 3, zusammen mit den anderen beiden Experten", sagte Sahin und dürfte damit Jamal Musiala sowie Florian Wirtz meinen. "Er ist für uns absolut unersetzlich."

Vor allem wenn er so spielt, wie in der 1. Halbzeit - ehe es im Spiel des BVB zum unerklärlichen Bruch kam.

Verwendete Quellen

  • Pressekonferenz
  • Interviews in der Mixed Zone

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