Im Endspurt der Saison und mit der Meisterschaft im Blick ändert Borussia Dortmund seine Kommunikationsstrategie. Die Zeit der Ausreden für die Mannschaft dürfte damit vorbei sein. Das einschneidende Erlebnis vom vergangenen Samstag hat bei Borussia Dortmund offenbar einige Hebel in Gang gesetzt.

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"Edin hat am Sonntag sehr deutlich formuliert, was er von der Mannschaft erwartet: Eine sehr gute Trainingswoche, Intensität, Schärfe. Er hat die richtigen Worte gefunden", sagte Sportchef Sebastian Kehl im Interview mit den "Ruhr-Nachrichten" über die Aufarbeitung des blamablen Remis in Stuttgart und damit auch die Ansprache seines Trainers an die Mannschaft.

Die dürfte in den kommenden Tagen etwas härter und fordernder werden, als die Profis das von ihrem Trainer gewohnt sind. Bei nur noch sechs Pflichtspielen und der immer noch sehr validen Chance auf den ersten Meistertitel seit elf Jahren kann spätestens jetzt auch keine Rücksicht mehr auf persönliche Befindlichkeiten genommen werden.

BVB macht sich gerne kleiner als er ist

Dem BVB und seiner Führungsriege wird gerne vorgeworfen, dass sie der Mannschaft zu viele Alibis verschaffe, sich immer so lange schützend vor das kickende Personal stelle, bis auch die letzte Chance auf einen Titel dahin sei.

Diese Vorwürfe sind natürlich überspitzt formuliert, im Grunde liegt darin aber ein Funken Wahrheit und wahrscheinlich einer der Gründe dafür, "warum wir in den letzten zehn Jahren nicht oben standen", wie Terzic unter anderem nach dem Remis beim VfB feststellte.

Die Borussia macht sich zu oft kleiner als sie ist. Das beginnt oft genug schon vor der Saison, wenn die Ziele so zurückhaltend wie möglich definiert werden und als Hauptargument dann die Serien-Meisterschaft der Bayern herangezogen wird. Der BVB macht es sich stattdessen bequem in seiner Nische, die sich definiert über Platz zwei oder drei in der Liga und das eine oder andere Highlight in den Pokal-Wettbewerben.

Ganz zart hat sich der eine oder andere vor Beginn der aktuellen Saison ein wenig hinaus getraut aus dem Schneckenhaus und zwischen den Zeilen angedeutet, dass vielleicht und unter Umständen, und wenn die Bayern mal schwächeln sollten, ja was gehen könnte in Sachen Meisterschaft. In den letzten Wochen war davon aber dann trotz der immer noch imposanten Aufholjagd in der Liga und der Chance auf ein spannendes Titelrennen nichts mehr zu hören.

Kehl: "Wir wollen Deutscher Meister werden!"

Jetzt endlich, nach dem dritten heftigen Genickschlag innerhalb von nur zwei Wochen, ändert die Borussia offenbar ihre Kommunikationsstrategie. "Wir haben immer noch die große Chance, in der Bundesliga bis zum letzten Spieltag im Titelrennen dabei zu sein. Wir wollen Deutscher Meister werden! Es sind nur zwei Punkte Rückstand auf Bayern München", sagt Kehl und geht damit erstmals in dieser Saison in die Offensive. "Unser Ziel, den Titel zu holen, haben wir nicht aus den Augen verloren. Wir sind so nah dran wie zu diesem Zeitpunkt der Saison seit Jahren nicht mehr..."

Das klingt plötzlich forsch und fordernd und so ganz anders als alles, was man in den Wochen davor aus Dortmund so gehört hat. Und vermutlich ist es die richtige Strategie, um im Endspurt der Saison alle Sinne zu schärfen und alle Kräfte zu bündeln.

"Wir benötigen jetzt eine sehr gute Trainingswoche, ein bisschen Wut, absolute Gier, den unbedingten Willen, unser Tor gemeinsam zu verteidigen und natürlich die Unterstützung unserer Fans. Mit diesem Paket ist alles möglich."

Bayerns Schwäche und Dortmunds Stärke

Bisher war es eher die Schwäche der Bayern, die das Titelrennen offen hält. Der Rekordmeister hat im Vergleich zur Vor-Saison sieben Punkte weniger auf dem Konto, der BVB steht dagegen wie am 28. Spieltag vor einem Jahr bei 57 Punkten. Jetzt muss noch mehr Dortmunder Stärke dazu kommen, um die Bayern und deren Zwei-Punkte-Vorsprung einzufangen.

Die Vorzeichen dafür bleiben günstig: Der BVB hat als beste Heimmannschaft der Liga noch vier Heimspiele vor der Brust, dazu zwei Auswärtspartien in Bochum und Augsburg. "Wir sind das heimstärkste Team der Liga und jederzeit in der Lage, eine Serie zu starten", sagt Kehl. "Wir sind auf der Zielgeraden der Saison, wir wollen nach vorne gucken und angreifen!"

Verwendete Quelle:

  • Ruhr Nachrichten: BVB-Sportdirektor Kehl erstmals mit Titel-Ansage
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