BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke grüßt ins Dortmunder Publikum
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Am 15. Februar 2005 übernimmt Hans-Joachim Watzke nach dreieinhalb Jahren als Schatzmeister auch den Posten des Geschäftsführers. Damals steht es sportlich wie finanziell schlecht um den ersten deutschen Gewinner eines Europapokals. Zwei Tage vor Watzkes Beförderung hat der Klub nur durch ein 4:2 gegen Mainz den Relegationsplatz zur 2. Bundesliga verlassen.
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Watzke geht seine neue Aufgabe mit Elan an. Er ist ein erfahrener Unternehmer, der sich im Alter von 30 Jahren in der Textilbranche selbstständig gemacht hat. 2006 - als Vorsitzendem der Geschäftsführung - gelingt ihm die Rettung des BVB vor dem Konkurs. Mit beteiligt sind dessen langjähriger Präsident Reinhard Rauball und Finanz-Geschäftsführer Thomas Treß.
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Mit der Verpflichtung des Mainzer Erfolgstrainers Jürgen Klopp (r.) führt Watzke (M.) im Sommer 2008 das beinahe gesunkene Vereins-Schiff endgültig in erfolgreiches Fahrwasser und zurück an die nationale Spitze. Klopp feiert angesichts zweier Meisterschaften 2011 und 2012 und dem Pokalsieg 2012 mit Schwarz-Gelb unvergessene Triumphe, die den FC Bayern vorübergehend entthronen.
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Klopp, der Borussia Dortmund am Saisonende 2014/15 nach sieben Jahren verlässt, gewinnt die Herzen der BVB-Fans und avanciert - wie zuvor in Mainz und anschließend in Liverpool - zu einer Vereinslegende. Einen Trainer von solchem Charisma und mit solchem Erfolg wird Watzke für den BVB bis zum Ende seiner Amtszeit nicht mehr finden.
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Nur der ganz große Titel bleibt Borussia Dortmund in der Ära Watzke/Klopp verwehrt. Am 25. Mai 2013 siegt Bundesliga-Dauerrivale Bayern München im Londoner Wembley-Stadion im rein deutschen Endspiel in der Champions League durch ein spätes Tor von Arjen Robben mit 2:1. Watzke tröstet anschließend Mats Hummels. BVB-Präsident Rauball (r.) umarmt den traurigen Lukasz Piszczek.
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Gleich in seiner ersten Saison als Trainer des FC Liverpool feiert Klopp 2015/16 im Viertelfinale der Europa League ein Wiedersehen mit Watzke und Borussia Dortmund. Ein dramatisches Rückspiel am 14. April 2016 in Liverpool gewinnen die Reds in der Nachspielzeit nach 0:2- und 1:3-Rückstand noch mit 4:3. Die Freundschaft zwischen Klopp und Watzke nimmt durch dieses Resultat aber keinen Schaden.
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Anders verhält es sich mit der Entwicklung von Watzkes Verhältnis zum Trainer seines eigenen Klubs. Der BVB hat Thomas Tuchel (r.) aus Mainz weggelockt, wie sieben Jahre zuvor Klopp. Tuchel kommt aus einem sogenannten Sabbatjahr, sein Vertrag in Mainz hatte in der Saison 2014/15 nur noch auf dem Papier Bestand.
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Beim BVB soll Tuchel mindestens bis zum Saisonende 2017/18 arbeiten. Doch er kommt nicht über die Saison 2016/17 hinaus. Daran ändern auch seine Erfolge nichts: Sieg im DFB-Pokal und Qualifikation für die Champions League. Tuchel ist nicht annähernd so nahbar wie Klopp, kein Typ, mit dem sich Dortmunds Fans identifizieren. Als Tuchel Watzke offen dafür kritisiert, dass die Mannschaft am Tag nach dem Sprengstoffanschlag auf den BVB-Bus in der Champions League anzutreten hat, ist das Verhältnis der beiden endgültig zerstört. Tuchel verlässt die Borussia vorzeitig.
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Anders als Tuchel, der von außen kommt, ist BVB-Urgestein Michael Zorc (r.)17 Jahre lang in der Riege der sportlich Verantwortlichen in Dortmund ein Wegbegleiter und enger Vertrauer Watzkes. Beide treten 2005 an, Zorc als Sportdirektor. Der langjährige Kapitän des Klubs bekleidet diesen Posten bis zum Saisonende 2021/22.
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Zorc darf sich die Verpflichtung von Klopp mit ans Revers heften. Zwar unterlaufen dem Gespann Watzke/Zorc auch Fehlgriffe - etwa die Verpflichtung von Peter Bosz als Cheftrainer im Anschluss an die Ära Klopp. Trotzdem hält sich das Duo 17 Jahre lang in höchster Verantwortung auf sportlicher und finanzieller Ebene.
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Mit der Installation von Ex-Kapitän Sebastian Kehl (l.) als neuem Sportdirektor nach Zorc setzen Watzke und der BVB 2022 auf einen Weg, den auch der FC Bayern München seit Jahrzehnten geht: jenen der Einbindung verdienter Spieler in administrative und leitende Verantwortung. So identifizieren sich die Fans leichter mit dem Verein und dessen handelnden Personen.
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Wer dem Fan-Volk zu sehr gefallen will, riskiert den Vorwurf, ein Populist zu sein. Watzke passiert das mehrfach. 2012 ruft er aufgrund der Inhaftierung der Oppositionellen Julia Timoschenko indirekt zum Boykott der EM in der Ukraine auf. 2013 attackiert Watzke als Verfechter der 50+1-Investorenregel das Modell der "Werksklubs" in der Bundesliga, wie Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg oder die TSG 1899 Hoffenheim. Dies gefällt damals Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser nicht.
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Mit Vorliebe reibt sich Watzke am großen nationalen Rivalen aus München. Obwohl beide Klubs auf der sportlichen Führungsebene einen respektvollen und fairen Umgang miteinander pflegen, schießt Watzke regelmäßig verbale Spitzen in Richtung FC Bayern ab. Watzkes Tenor lautet regelmäßig, der BVB könne mit den Bayern nicht mithalten. Deren erarbeiteter Vorsprung sei sportlich und finanziell zu groß, der Titelkampf insofern auch keiner auf Augenhöhe. Trotzdem heißt der Meister der Jahre 2011 und 2012 Borussia Dortmund.
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2014 fordert Watzke ein härteres Vorgehen gegen "Problemfans", was Fananwälte aufgrund Watzkes Vorbeireden an der geltenden Rechtslage auf die Barrikaden bringt. 2020 kündigt er angesichts der finanziellen Einbußen des Klubs im Rahmen der Corona-Pandemie an, auf ein Drittel seines Gehalts zu verzichten. Den Schritt bezeichnet "Sportschau"-Moderator Reinhold Beckmann als populistisch.
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Watzke setzt sich der Kritik aber auch ganz bewusst aus, indem er seine Funktionärskarriere außerhalb des Vereins vorantreibt.
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Ab Dezember 2021 fungiert Watzke (im Bild mit Innenministerin Nancy Faeser und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier) als Vizepräsident des DFB und Aufsichtsrat der DFL und sitzt für den DFB seit April 2023 im Exekutivkomitees der Uefa.
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Angesichts dieser Ämterverquickung muss Watzke verschiedene Interessen vertreten, was Konflikte schürt. Watzke selbst spricht von einer "Herausforderung".
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Ein Beispiel ist Watzkes Ablehnung der vom DFB propagierten Reform des Kinderfußballs. Er soll weggeführt werden vom Ergebnisgedanken, hin zu mehr Freiheit und Spielfreude. Der Vizepräsident des DFB sieht darin den falschen Weg. "Es gab ja auch die Diskussion, nicht mehr auf Tore zu spielen. Demnächst spielen wir dann noch ohne Ball. Oder wir machen den eckig, damit er den etwas langsameren Jugendlichen nicht mehr wegläuft. Ich glaube, dass das grundsätzlich der falsche Ansatz ist."
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Als Aufsichtsratsvorsitzender der DFL rückt Hans-Joachim Watzke automatisch zum Vizepräsidenten des DFB auf. Im April 2023 betont er mit Blick auf den seinerzeit noch nicht neu abgeschlossenen Grundlagenvertrag zwischen DFL und DFB: "Ich habe mich jetzt ein Jahr lang intensiv darum bemüht, ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen DFB und DFL wiederherzustellen." Und: "Meine Funktion endet, wo es um reine DFB-Vergangenheit und Amateur-Themen geht."
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Im Dezember 2022 ist Watzke entscheidend daran beteiligt, dass mit Donata Hopfen (r.) die erste Frau an der DFL-Spitze ihren Posten nach nicht einmal einem Jahr wieder verliert. Ursprünglich sollte sie bis Ende 2024 amtieren. Watze und die Mehrheit der 35 Bundesligakollegen aber sind mit Hopfens Arbeit nicht zufrieden. Installiert werden an ihrer Stelle gleich zwei Männer: Axel Hellmann und Oliver Leki. Sie bleiben übergangsweise für ein halbes Jahr im Amt.
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Am 24. Mai 2023 scheitert der Plan von Watzke, Hellmann und Leki, die nationalen und internationalen Medienrechte in eine Tochtergesellschaft auszulagern, an der Mehrheit der 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga. Hellmann und Leki nehmen, wie von Anfang an geplant, ihren Hut.
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Watzke hält seinen Frust im Anschluss nicht zurück: "Wenn sich allerdings irgendwann die Meinung breitmachen sollte, dass wir uns hemmungslos verschulden sollten, um Wachstum anzuhäufen - viel Spaß. Ich mache das dann nicht mit." Das Thema Wettbewerbsfähigkeit sei "offensichtlich einigen nicht so wichtig, sonst hätte man die Barriere für die nächste Phase weggeräumt. Wir werden von denen, die nicht zugestimmt haben, in den nächsten Wochen konstruktive Vorschläge erhalten. Davon bin ich sehr, sehr überzeugt." Ein halbes Jahr später winken die Vereine den Investoren-Deal im zweiten Anlauf durch.
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Als Vizepräsident des DFB und Mitglied einer eigens gegründeten Arbeitsgruppe ist Watzke nach dem Debakel bei der WM in Katar Anfang 2023 daran beteiligt, dass nach dem Rücktritt des langjährigen DFB-Sportdirektors Oliver Bierhoff kein Vakuum entsteht.
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Watzke gelingt es, den einstigen DFB-Teamchef Rudi Völler (l.) aus der Task Force heraus zur spontanen Übernahme von Verantwortung zu bewegen - so spontan, wie Völler nach der verkorksten EM 2000 plötzlich zum Amt des Teamchefs gekommen ist. So herrscht Anfang 2023, als die Heim-EM 2024 terminlich näher rückt, in der Nationalmannschaft wieder mehr Ordnung. Diese wird im September 2023 mit der Entlassung von Hansi Flick als Bundestrainer vorübergehend wieder zerstört.
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In Dortmund sieht sich Watzke ständig mit Diskussionen um die Zukunft von Cheftrainer Edin Terzic (r.) konfrontiert. Und das obwohl - oder gerade weil - Terzic mit dem BVB 2021 als Interimslösung den DFB-Pokal holt und als Cheftrainer den Meistertitel nach elf Jahren am letzten Spieltag der Saison 2022/23 auf der Zielgeraden an den FC Bayern verschenkt.
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Seinen Abschied als Geschäftsführer hat Watzke selbst bestimmt und auf das Jahresende 2025 festgelegt. Was von seinem Nachfolger verlangt wird, beschreibt Watzke so: "Du brauchst (...) jemanden mit einem breiten Kreuz, der die Gesamtverantwortung in den Gremien trägt."