Holger Badstuber zieht zum Jahresende Zwischenbilanz zur Bundesliga und spricht über den Erfolg von Leverkusen und Stuttgart, den Absturz von Köln und Union Berlin und verrät seinen Favoriten auf den Meistertitel.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Holger Badstuber dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

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Silvester steht vor der Tür und die Bundesliga präsentiert uns beim Blick auf die Tabelle ein paar schöne Überraschungen. Bayer 04 Leverkusen mit Trainer Xabi Alonso auf Platz eins, der VfB Stuttgart auf Rang drei, Union Berlin nahe der Abstiegszone, der BVB mit 15 Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter - ich habe mir viele Spiele angeschaut, ich war in der Allianz Arena und zu Gast bei meinem ehemaligen Verein in Stuttgart.

Ich habe guten Fußball gesehen, spannenden Fußball, mitreißenden Fußball. Diese Saison bietet vieles davon, was mich an diesem Sport seit Jahrzehnten begeistert. Zeit für eine Zwischenbilanz mit vier Glanzpunkten und drei Schwachpunkten, die Meister-Prognose lasse ich mir natürlich auch nicht nehmen. Was denkt ihr, wie verläuft das Rennen um die Meisterschaft? Meine Einschätzung lest ihr unten im Text. Zunächst die Glanzpunkte.

Leverkusen genießt das Gewinnen

Platz eins für Leverkusen ist prinzipiell keine Überraschung. Das Team von Trainer Xabi Alonso spielt konstant, ist noch nicht besiegt worden. Die Spielweise ist klar, strukturiert, zuweilen abgezockt. Das ist rund, harmonisch. Mir zeigt es, dass die Idee des Trainers konsequent umgesetzt wird.

Noch dazu haben sie so langsam Gefallen daran gefunden, zu gewinnen. Sie haben richtig Bock! Das macht sie extra gefährlich für die Konkurrenz. Florian Wirtz sticht mit seinen Fähigkeiten für mich aus einer Reihe von Spitzenspielern wie Boniface, Xhaka, Hofmann, Frimpong und Grimaldo noch heraus.

Der Star bleibt indes Alonso. Früher hatte er als Spieler auf der Sechs alles im Blick, jetzt hat er es geschafft, sein Wissen als Trainer zu vermitteln. Er vereint Kompetenz mit Autorität. Xabi Alonso wird eher früher als später eine richtig große Mannschaft trainieren.

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Wohltuende Ruhe im Bayern-Umfeld

Das Leck an der Säbener Straße scheint gestopft. Von Unstimmigkeiten oder Zwist dringt kaum mehr etwas nach außen. Für den Verein ist das nach den stetigen Unruhen im Umfeld der letzten Jahre wohltuend.

Einige Posten wurden neu besetzt - die Entscheidung, Christoph Freund als Sportdirektor mit an Bord zu holen, war absolut richtig. Er ist ein guter Mann mit einem guten Blick für Talente, mit Erfahrung in der Entwicklung von Spielern. Ihm traue ich im Zusammenspiel mit Trainer Thomas Tuchel, den ich sehr schätze, zu, ein Gerüst aufzustellen, das wieder Bayern-like ist. Die Saat ist gesetzt.

Harry Kane: Mehr als eine 9

25 Tore in 22 Pflichtspielen, dazu acht Assists: WOW, was für eine Bilanz! Was Harry Kane so wertvoll macht, ist seine Vielseitigkeit. Im Vergleich zu beispielsweise Robert Lewandowski ist Kane nicht "nur" Torjäger, sondern auch ein Zehner, der oft den entscheidenden letzten Ball spielt.

Kane kombiniert die Nummern 9 und 10, das macht ihn so gefährlich, er lässt sich auch mal fallen und ist somit weniger greifbar für Verteidiger. Jeder Cent dieser immensen Investition hat sich jetzt schon gelohnt für den FC Bayern. Zu diesem Transfer kann ich nur nochmals gratulieren.

VfB Stuttgart: Ein ganz starker Block

Wie sehr die Region lebt und bebt, wenn der VfB spielt, habe ich einst als aktiver Profi erlebt, aber auch in dieser Saison als Gast im Stadion. Diese Fans, dieser Verein und sein Umfeld haben sich eine stabile Saison verdient. Die Verantwortlichen sprechen mit einer Stimme, der Kader wurde positionsspezifisch super verstärkt mit Stiller, Mittelstädt, Undav. Trainer Sebastian Hoeneß hat einen galligen Powerfußball etabliert, der perfekt zu diesem dynamischen Klub passt.

Frisch und fit wirken die Spieler außerdem. Mit Keeper Nübel, der Viererkette und den zwei Sechsern existiert ein ganz starker Block, eine echte Einheit. Das erzeugt Konstanz und Verlässlichkeit und nicht zuletzt eine defensive Ausgewogenheit. Ich wünsche mir, dass der VfB im Winter keine Top-Spieler abgibt und die Saison in dieser Konstellation einfach durchzieht. Dann ist mindestens Platz fünf sicher!

Kaderlücken beim FCB: Für Titel braucht es Transfers

Zunächst ein großes Lob von mir an Aleksandar Pavlovic. Was ich von ihm gesehen habe, hat mir gefallen. Da ist Potenzial. Er wird in der Zukunft seine Chance erhalten, bei Bayern richtig Fuß zu fassen. Doch um jetzt die Ziele zu erreichen, ist er nicht die Lösung. Erfahrung ist auf dieser Position Trumpf.

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Möchte der FCB noch Titel gewinnen, wovon ich logischerweise ausgehe, muss im Winter qualitative Verstärkung her. Ein physisch starker, großer, einfach spielender Sechser sowie ein Rechtsverteidiger werden dringend benötigt. Die Saison hängt in gewisser Weise am Winter-Transferfenster. Ich kann nicht sagen, ob es den Bayern gelingt, die Lücken im Kader zu schließen. Wir müssen uns überraschen lassen.

Zu schnell, zu viel bei Union

Es ist ein bisschen schade, aber auch ein bisschen vorhersehbar gewesen. Dreifachbelastung, Vermischung durch Transfers, das hat die Mannschaft durcheinandergebracht. Es kam sogar so weit, dass Trainer Urs Fischer gehen musste.

Das und dass Union so tief nach unten abrutscht, hätte ich dann doch nicht erwartet. Ich mag den Verein nach wie vor, mit einer durchdachten Spielweise und Geschlossenheit hat er sich in der Bundesliga etabliert. Zuletzt schien es, als hätten sich die "Eisernen" wieder gefangen. Bitte da so weitermachen!

Kölns Absturz mit Ansage

Schon im Sommer hatte sich abgezeichnet, dass sich die kräftezehrende Philosophie von Trainer Steffen Baumgart weiter abnutzt. Dazu kamen entscheidende Abgänge wie Ellyes Skhiri. Jetzt hat die Mannschaft nicht nur die Gier, sondern auch die Balance verloren. Die Qualität reicht nicht mehr aus.

Baumgart ist jetzt weg, der Nachfolger bekommt keine Neuen, weil der Internationale Sportgerichtshof eine Transfersperre der Fifa über zwei Wechselperioden bestätigt hat. In Köln grassiert Abstiegsangst - zu Recht.

Und wer wird Meister?

Im Januar werden viele Profis aus der Bundesliga zum Afrika-Cup und bei der Asienmeisterschaft sein. Ein Team, das es besonders hart treffen wird, ist Bayer 04 Leverkusen. Da könnten bis zu sechs Spieler fehlen. Bei Bayern sind wahrscheinlich Minjae Kim und Noussair Mazraoui auf Reisen. Eric Maxim Choupo-Moting wurde überraschend nicht für Kameruns Nationalmannschaft nominiert.

Je nachdem, welche Mannschaft die Verluste besser kompensiert, geht es mit einem Schub in die Rückrunde. Es wird einen Zweikampf zwischen Leverkusen und Bayern bis zum letzten Spieltag geben. Aber der FC Bayern wird immer mein Favorit auf den Meistertitel sein.

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