Alphonso Davies gehört zu den Gewinnern der Saison 2019/20. Der junge Kanadier nutzte die Chance, die ihm das Verletzungspech des FC Bayern bot. Der Rekordmeister reagiert darauf mit einer vorzeitigen Verlängerung des Vertrags mit Davies. Er gilt als kommender Führungsspieler.
Der FC Bayern München bastelt mitten in der Coronakrise an seiner Mannschaft der Zukunft. Der Vertrag des 19-jährigen Kanadiers Alphonso Davies wurde vorzeitig bis zum 30. Juni 2025 verlängert, obwohl er ohnehin noch bis zum Saisonende 2022/23 lief.
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FC Bayern will Davies halten
Die Verantwortlichen wissen, dass Davies' Aufstieg zum Stammspieler Interessenten aus dem Ausland auf den Plan gerufen hat. Davies' Marktwert schnellte nach Angabe des Portals "Transfermarkt.de" seit Saisonbeginn von zehn auf 45 Millionen Euro empor.
Davies weist in der laufenden Saison 31 Pflichtspieleinsätze auf. Dem zum Verteidiger umgeschulten Flügelstürmer gelang dabei ein Tor. Zu acht Treffern lieferte der schnelle und athletische Davies Vorlagen.
Mit der Verabschiedung der Legenden
Dass Davies aber nur ein Jahr nach seiner Verpflichtung von den Vancouver Whitecaps bereits zum Stammpersonal beim deutschen Rekordmeister zählen würde, durfte er nicht erwarten.
Süles, Hernandez' und Martinez' Pech haben Davies geholfen
Das Verletzungspech im Herbst 2019, als mit
So lobt ihn Vorstandsmitglied und Torwart-Legende Oliver Kahn: "Alphonso Davies ist ein Spieler, der schon in jungem Alter ein hohes Leistungsniveau erreicht hat und gleichzeitig noch großes Entwicklungspotenzial in sich hat. Wer bereits in so jungen Jahren beim FC Bayern konstant auf Top-Niveau spielen kann, kann eine große Karriere vor sich haben."
Als der FC Bayern im Juli 2018 am Rande der inzwischen obligatorischen US-Tour die Verpflichtung von Davies bekannt gab, sorgte das nicht gerade für Euphorie in München. Der damals 17-jährige Kanadier war den meisten Beobachtern in Deutschland völlig unbekannt.
Experten skeptisch, ob Davies auch in Deutschland besteht
Mancher vermutete sogar einen Marketing-Gag dahinter, um die Trikot-Verkäufe auf dem nordamerikanischen Markt anzukurbeln. Und selbst Insider, die Davies längst als eines der größten Talente des Jahrgangs 2000 auf dem Schirm hatten, waren skeptisch, ob der Sprung nach Deutschland nicht zu früh käme. Zeit brauchen würde Davies - da waren sich alle einig.
Sie wurden spätestens im Top-Spiel gegen Borussia Dortmund am 9. November 2019 eines Besseren belehrt. Davies absolvierte damals sein bis dahin bestes Spiel im Bayern-Trikot. Im Fachmagazin "kicker" kassierte er dafür die Note 2.
Wer vor dem Spiel erwartet hatte, dass Dortmund vor allem über die starke rechte Seite Akzente setzen würde, sah sich getäuscht. Achraf Hakimi und
Davies degradiert Sancho zum Statisten
Auch defensiv stand Davies seinen Mann gegen einen anderen hochgelobten 2000er: Jadon Sancho musste bereits nach 36 völlig wirkungslosen Minuten vom Feld. Sancho war angeschlagen, doch das sei nicht der Grund für die Auswechslung gewesen, stellte BVB-Trainer Lucien Favre nach der Partie klar.
Er war schlichtweg mit der Leistung des jungen Engländers nicht zufrieden. Davies hatte ihm das Leben schwer gemacht.
94 Prozent erfolgreiche Pässe, drei gewonnene Dribblings, dazu neun von elf gewonnene Zweikämpfe waren die eindrucksvolle Bilanz beim 4:0 über Dortmund: Davies begeisterte die Arena mit seinem hoch engagierten, furchtlosen Spiel. Er erinnerte an den jungen David Alaba, Eigengewächs des FC Bayern.
Für den häufig kritisierten Sportdirektor Hasan Salihamidzic ist Davies ein echter Transfertreffer. "Ich freue mich sehr, dass sich der FC Bayern und Alphonso langfristig binden. Alphonso passt mit seiner Geschwindigkeit, seiner Spielfreude und seiner professionellen Einstellung ideal zu unserer Mannschaft", freute sich der frühere Allrounder über die vorzeitige Vertragsverlängerung.
"Auch menschlich ist er ein Gewinn. Wir alle haben hier die Aufgabe dafür zu sorgen, dass Alphonso seine sehr guten Leistungen weiter stabilisiert, dass er die nächsten Entwicklungsschritte genauso konzentriert und mutig setzt wie bisher", ließ "Brazzo" zudem wissen.
Davies' märchenhafter Aufstieg
Noch beeindruckender als seine Leistungen ist Davies' Geschichte. Er wurde in einem Flüchtlingslager in Ghana geboren. Seine Eltern waren vor dem Bürgerkrieg in Liberia geflohen.
Früh bekam die Familie Davies die Chance, nach Kanada auszuwandern und landete über Windsor in Edmonton, wo er mit dem Fußballspielen begann und früh erwachsen werden musste. "Mit zehn Jahren passte Davies auf seinen Bruder und seine Schwester auf. Während andere Kinder mit Spielzeug oder Videogames spielten, wechselte Alphonso Windeln und machte das Essen", erinnerte sich sein Jugendtrainer Nick Huoseh in der Dokumentation "Becoming Canadian. The Alphonso Davies Story".
2015 wechselte Davies zu den Vancouver Whitecaps. Schon mit 15 debütierte er in der nordamerikanischen Profiliga MLS. 2017 wurde er Stammspieler in Vancouver. Im selben Jahr vertrat er sein Land mit 16 Jahren beim Gold Cup, wo er mit drei Treffern den goldenen Schuh gewann.
Mit 17 ging es nach München. Mit 18 traf er zum ersten Mal in der Bundesliga und mit 19 glänzte er vor ausverkauftem Haus im wichtigsten Bundesliga-Spiel der Saison in der Allianz Arena. Märchenhaft.
Davies kam eigentlich als Flügelstürmer nach München, doch schon der ehemalige Cheftrainer Niko Kovac entdeckte Davies' Potenzial auf der Linksverteidiger-Position.
Die Umstellung ist Davies noch immer anzumerken. Er verlagert sein Gewicht manchmal auf den falschen Fuß, wenn ein Gegenspieler zum Dribbling ansetzt, und verliert so zu schnell die Balance.
Vor dem Spiel gegen Dortmund war ihm zudem anzumerken, dass ihm noch die Selbstverständlichkeit fehlt, wann ein offensiver Vorstoß Sinn ergibt und wann nicht.
Glänzender Abend beim FC Chelsea
Wer jedoch an Davies' entschlossenen Spurt denkt, der am 25. Februar in London im Achtelfinal-Hinspiel beim FC Chelsea das 3:0 durch Robert Lewandowski einleitete, weiß: Davies hat auch diesbezüglich Routine gewonnen. Für seinen Auftritt an der Stamford Bridge kassierte Davies im "kicker" die Note 1,5.
Auf das Rückspiel gegen Chelsa warten die Bayern und Davies aufgrund der Coronakrise noch. Es hätte am 18. März stattfinden sollen. Sie haben die Zeit genutzt und einen neuen Vertrag ausgehandelt und unterschrieben.
"Er wird Weltklasse", adelte Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß den jungen Davies kurz vor seinem Abschied von der Bayern-Bühne. Hoeneß muss es wissen. Niemand hat in der Bundesliga-Geschichte des FC Bayern München mehr fertige und künftige Stars unter Vertrag genommen als der Weltmeister von 1974.
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