Der FC Bayern München muss bis zum Schluss zittern, weil Wolfsburg die Träume des SV Meppen spät zerstört. Dafür winkt dem 1. FC Köln der Klassenerhalt. Eintracht Frankfurt winkt wiederum mit dem Zaunpfahl und zeigt Turbine Potsdam schmerzhaft, was mit finanzstarker Unterstützung möglich ist. Fünf Erkenntnisse zum 21. Spieltag der Bundesliga, der eindrucksvoll gezeigt hat, dass "Hype" der falsche Begriff für den Status quo ist.
FC Bayern München: Unnötiges Zittern bis zum Schluss
21 Abschlüsse hatte der FC Bayern München in Leverkusen, 21-mal hätte das 1:0 fallen können. Doch dem Team von Alexander Straus wollte das goldene Tor zum Titel nicht gelingen. Auch deshalb, weil die ganz großen Chancen Mangelware waren. Nur zwei Schüsse gingen auf das Tor der Werkself, mit 1,7 erwartbaren Toren hat der Datenanbieter "Opta" eine vergleichsweise geringe Torwahrscheinlichkeit errechnet.
Leverkusen machte die Räume eng, ließ Bayern kaum durch die Halbräume oder das Zentrum kombinieren. Die Gäste wiederum wirkten fast schon etwas gelähmt. Spielte die große Chance, den Titel zu gewinnen, hier eher eine negative Rolle? Ein wenig lässt sich der träge und bisweilen unkreative Auftritt des FC Bayern auch durch die Belastung in den vergangenen Monat erklären – inklusive einiger Ausfälle.
Trotzdem war von den Tabellenführerinnen mehr zu erwarten. Langsam vorgetragene Angriffe, viel zu kleinteilige Seitenwechsel und wenig Tiefe im Spiel – mit einer solchen Leistung wird es selbst gegen Turbine Potsdam schwer. Die Brandenburgerinnen stehen als Absteigerinnen zwar schon fest und sind klare Außenseiterinnen, wenn es am letzten Spieltag nach München geht. Doch um Potsdam zu schlagen, wird es mehr Tempo benötigen als gegen Leverkusen.
Das Zittern bis zum letzten Spieltag hätte sich der FCB ersparen können. Umso größer wird die Freude aber sein, wenn sie vor eigenem Publikum den Titel feiern können – und anschließend auf dem Rathausbalkon des Marienplatzes. Die Stadt München hatte bereits bestätigt, dass sie sich auf verschiedene Szenarien vorbereite und somit auch auf jenes, in dem nur eines der beiden Teams den Titel holt. Auch wenn der FC Bayern es noch nicht offiziell verkündet hat, so ist es nach unseren Informationen bereits sicher, dass die Frauen auch allein auf dem Marienplatz feiern würden.
VfL Wolfsburg zerstört den Meppener Traum spät
Dass die Meisterschaft bis zum letzten Spieltag offen ist, hat auch den Grund, dass Alexandra Popp in der 94. Minute beim SV Meppen den 3:2-Siegtreffer für den VfL Wolfsburg erzielte. Erst in der 88. Minute hatte Pauline Bremer für die amtierenden Meisterinnen ausgeglichen. Lange sah es also so aus, als würde den Meppenerinnen die Sensation gelingen.
Mit Blick auf die Tabelle ist es nochmal bitterer, dass der SVM in letzter Sekunde verlor. Zweimal gingen sie in Führung. Mit 20 Punkten hätten sie nun zwei Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge. So stehen sie auf dem 11. Platz und müssen am letzten Spieltag Eintracht Frankfurt auswärts besiegen.
Mut macht die Leistung gegen Wolfsburg aber allemal. Zumal Duisburg gegen Hoffenheim Punkte liegen lassen könnte und auch Köln im Saisonfinale gegen die SGS Essen eine schwere Aufgabe lösen muss. Die Hoffnungen der Aufsteigerinnen leben noch, aber ihr Weg zum Klassenerhalt ist nochmal schwerer geworden.
Eintracht Frankfurt in Potsdam: Zu Besuch in der Vergangenheit
Während sich auf der einen Seite ein Traditionsklub ein vorerst letztes Mal in der Bundesliga von seinen Heimfans verabschiedete, feierte auf der anderen Seite Eintracht Frankfurt den Einzug in die Qualifikation zur Champions League. "Rund 25 Jahre lang der Klassiker im deutschen Frauenfußball", schrieb die SGE anschließend auf Twitter: "25 Jahre Rivalität und spannende Duelle, in denen wir uns nichts geschenkt haben."
Ein "Wir", das sich für Potsdam eher ironisch anfühlen dürfte. Schließlich inkludiert dieses "Wir" die Vergangenheit des 1. FFC Frankfurt. Jener Klub, der den Fußball der Frauen in Deutschland neben Turbine Potsdam maßgeblich geformt und geprägt hat. Offiziell war von einer Fusion die Rede. Tatsächlich war es aber das Ende einer Ära und der Beginn einer neuen.
Es ist letztendlich bezeichnend, dass die Eintracht die Geschichte des 1. FFC mit diesem "Wir" vereinnahmt, obwohl von der Vergangenheit nicht mehr viel übrig ist. Dabei geht es auch keineswegs um Kritik am Modell. Dass die SGE sich derart im Fußball der Frauen engagiert, ist wichtig und die Art und Weise ist angemessen und wohltuend für die Entwicklung des Sports. Was sonst mit Frankfurt passiert wäre, hat man nun hautnah in Potsdam erleben dürfen.
Nur ist Geschichtsschreibung im Fußball der Frauen ohnehin schon ein Problem, weil sich Klubs und Verbände bei einer ehrlichen Aufarbeitung häufig querstellen. Die Vereinnahmung der Erfolge des Vorgängerklubs erscheint vor diesem Hintergrund nicht richtig. Gerade im starken Kontrast zu Turbine Potsdam, die nicht das Glück hatten, von einem finanzstarken Fußballklub zu profitieren. Frankfurt war dementsprechend zu Gast in der Vergangenheit. Doch die Gegenwart ist eine andere.
1. FC Köln auf dem Weg zum Klassenerhalt
Eine andere Gegenwart hat sich auch der 1. FC Köln erhofft. Fast schon sinnbildlich dafür war Selina Cercis Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 beim SC Freiburg. Die ehemalige Potsdamerin fiel den Großteil der Saison wegen eines Kreuzbandrisses aus, seit einigen Wochen ist sie zurück. In ihren vorherigen acht Einsätzen gelang ihr aber nur ein Assist.
Nun aber umkurvte sie die Defensive des SC mit einem guten Dribbling und traf zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison. Befreiend. Für sie, aber auch für den Effzeh, der sich am Ende über einen 3:1-Sieg freuen konnte. Die Erwartungshaltung war nach einem guten Transfersommer und wachsenden Investitionen eine andere, doch es scheint, als würde man mit einem blauen Auge davonkommen.
Ein Punkt beträgt der Vorsprung auf Meppen und sieben Tore Differenz haben sie dem punktgleichen MSV Duisburg voraus. Selbst eine Heimniederlage gegen Essen könnte so am Ende reichen, wenngleich sich Köln nicht darauf verlassen sollte. Eine letzte Aufgabe muss der Effzeh noch bewältigen und dann dürfte im Sommer einiges passieren, um den eigenen Ambitionen gerecht werden zu können.
Bundesliga: Kein "Hype"!
2.282 – so viele Menschen besuchten im Schnitt ein Bundesliga-Spiel der Frauen am vergangenen Wochenende. Im Dietmar-Hopp-Stadion in Hoffenheim waren es 1.575 Fans, die den 4:0-Sieg der TSG gegen Werder Bremen sahen, in Meppen kamen 3.544 Zuschauerinnen und Zuschauer, um ein spektakuläres Spiel zu sehen.
Um die positive Entwicklung bei den Frauen zu zeigen, werden oft die großen Stadien herbeigezogen, die in dieser Saison gut gefüllt wurden. Frankfurt, Wolfsburg, Freiburg, Köln – in der Tat sind es diese Bilder, die hängenbleiben werden. Doch auch Spieltage wie der 21. zeigen den Fortschritt. In der Saison 2013/14 kamen im Schnitt 1.185 Menschen pro Spiel, jetzt sind Zahlen jenseits der 2.000 durchaus üblich.
Von einem "Hype" kann hier längst keine Rede mehr sein, da dieser Begriff per Definition einen baldigen Einbruch der Zahlen impliziert. Doch das Wachstum hält an, die Highlights mit großen Ausreißern nach oben nehmen zu und selbst durchschnittliche Spieltage ziehen deutlich mehr Fans an als früher. Das unterstreicht einen nachhaltigen Trend und keinen Hype.
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