Zehn mutmaßliche Akteure eines riesigen Wettskandals in der österreichischen Bundesliga müssen sich vor Gericht verantworten. Unter den Beschuldigten finden sich auch die Ex-Profifußballer Dominique Taboga und Sanel Kuljic. Die Anklage lautet auf schweren gewerbsmäßigen Betrug, wofür bis zu zehn Jahre Gefängnis drohen.
Heute Freitag startet im großen Schwurgerichtssaal des Grazer Landesgerichts der erste Strafprozess gegen zehn mutmaßliche Manipulateure der österreichischen Fußball-Bundesliga. Sie müssen sich an vorerst zehn Verhandlungstagen verantworten. Im Zuge dieses Wettskandals sollen die beiden in Österreich festgenommenen mutmaßlichen Drahtzieher albanischer Herkunft unter anderem mit dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Sanel Kuljic operiert haben. Kuljic seinerseits soll laut dem Sender "ServusTV" den Ex-Fußballprofi Johannes Lamprecht angeheuert haben, um weitere Spieler für abgekartete Matches zu gewinnen. Einer dieser Fußballer war Dominique Taboga. Der einstige Kapitän der Mannschaft aus Kapfenberg spielte zuletzt in Grödig und war jener Mann, der die gesamte Causa ins Rollen brachte.
Schlüsselfiguren gefasst
Im November vergangenen Jahres suchte Taboga die Polizei auf und erstattete Anzeige, da er angeblich zu einer versuchten Spielmanipulation erpresst wurde. Nach und nach lieferte der ehemalige Verteidiger dann aber ein umfangreiches Geständnis ab. Der Fall erhielt neue Brisanz. Dem österreichischen Bundeskriminalamt gelang folglich der bisher härteste Schlag gegen die Wettmafia. Die extra formierte "Task Force Wettbetrug" hatte die Operation "Rinas" eingeleitet - benannt nach dem Flughafen der albanischen Hauptstadt Tirana, um auf die internationale Dimension des Skandals zu verweisen. Mehrere mutmaßliche Schlüsselfiguren wurden aus dem Verkehr gezogen. Die Gruppe ist dringend verdächtig, im Zeitraum von November 2004 bis Oktober 2013 bis zu 18 österreichische Fußballspiele manipuliert zu haben.
Bis zu zehn Jahre Haft
Die Vorwürfe gegen die Drahtzieher des Fußball-Wettskandals wiegen schwer. Sie sind angeklagt wegen "Verdacht des schweren gewerbsmäßigen Betruges". Es droht eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren. Zwischenzeitlich wurden in dem Kriminalfall sogar mehr als 40 Personen als Beschuldigte geführt. Unabhängig von dem startenden Prozess wird gegen 15 zusätzliche Fußballer weiter ermittelt.
Die österreichische Liga hat Dominique Taboga bereits lebenslang gesperrt. Ihm wurden "Verstöße gegen die ÖFB-Rechtspflegeordnung" zur Last gelegt. Taboga selbst präsentierte in einem Interview bei "ServusTV" schockierende Details. "Knapp vor meiner eigenen Verhaftung hatte ich sogar Selbstmordgedanken. Ich hatte auch einen Abschiedsbrief verfasst und habe mich bei meiner Frau und den Kindern verabschiedet", erklärte der ehemalige Fußballprofi. Seine Frau aber konnte ihn überreden, weiterzukämpfen und alles zu beichten. Taboga sei klar gewesen, dass er gewerbsmäßigem Betrug nachging. Er hatte jedoch keine Angst vor einer Haftstrafe, sondern vielmehr davor, dass seine Spielerkarriere beendet sei, wenn alles auffliegt. Im Interview meinte Taboga auch: "Es sind immer mehrere Leute am Werk. Fußball ist ein Mannschaftssport und da kann man kein Spiel alleine verschieben."
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