Mit der Entscheidung für Marco Rose als neuen Trainer bei Red Bull Salzburg überrascht der Klub ein wenig. Die Konkurrenz reibt sich schon die Hände und hofft auf eine schwierige Umbruch-Saison der Bullen. Sie könnte sich zu früh freuen.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Das Ende einer gewiss nicht immer ganz einfachen Liaison glich dem einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Oscar Garcia und Christoph Freund übertrafen sich mit blumigen Abschiedsworten für den anderen und es mutet seit Donnerstagabend fast so an, als zerbreche die die große Liebe eines Lebens.

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Liebesbriefe an den Verein

"Für mich war es eine Ehre, zwei Saisonen lang Trainer dieses Vereins und dieser Spieler gewesen zu sein", schrieb Garcia in einem offenen Brief und wies der Red-Bull-Zentrale sogar zu, sich in Salzburg auch neben dem Platz enorm weiter entwickelt zu haben.

"Ich möchte noch anmerken, dass ich nicht nur beruflich erfolgreich war, sondern auch als Mensch. Ich nehme viel mit und gehe als besserer Trainer und vor allem als besserer Mensch dank euch allen."

Freund ist auch erleichtert

RB-Manager Freund wiederum bedankte sich artig bei Garcia und dessen Trainerteam, ließ aber zwischen den Zeilen auch durchblicken, dass in seinen Worten nicht nur Wehmut mitschwingt, sondern vielleicht auch eine Spur Erleichterung.

"Gemeinsam können wir auf eine äußerst erfolgreiche, wenn auch sehr intensive Zeit zurückblicken", sagte Freund.

Erfolgreich, aber anstrengend

Diese "intensive Zeit" beinhaltete nicht nur die erfolgreichste Ära eines RBS-Trainers überhaupt mit vier Titeln und einem sagenhaften Punkteschnitt von 2,26 Zählern pro Spiel.

Es gab auch genug Scherereien und Reibungspunkte, bis hin zu einem Beinahe-Eklat vor rund einem Jahr, als Garcia auf totalen Konfrontationskurs mit Freund und den Red-Bull-Bossen ging.

Die Geschehnisse nach den Verkäufen von Naby Keita und Bernardo zum deutschen Ableger nach Leipzig schwangen lange nach. Und Garcias Bonmot von "Liefering A und Liefering B" dürfte noch eine ganze Weile im kollektiven Gedächtnis bleiben.

Garcia ist weg, doch warum kommt Letsch nicht?

Nun ist der zwar erfolgreiche, aber im Umgang nicht immer pflegeleichte Garcia weg. Red Bull nimmt noch ein paar Euro an Ablösesumme von der AS St.-Etienne ein.

Dass jetzt nicht Thomas Letsch vom FC Liefering der neue Trainer der Profis wird, mag den einen oder anderen überrascht haben.

Letsch hat immerhin bewiesen, dass er im Seniorenbereich arbeiten kann - und er hat in der Filiale für Nachschub beim FC Red Bull Salzburg gesorgt.

Trotzdem hat ein anderer offenbar mehr Eindruck hinterlassen und verspricht für die Zukunft die bessere Perspektive.

Roses Durchbruch: Der Youth-League-Triumph

Marco Rose heißt der neue Trainer, ein 40-jähriger Deutscher, der bisher lediglich in der Regionalliga Nordost den FC Lok Leipzig im Seniorenbereich betreut hat.

Alle anderen seiner Stationen nahm Rose in diversen Jugendmannschaften, zuletzt vier Jahre davon in Salzburg.

Der fast schon sensationelle Sieg mit Salzburgs A-Jugend in der UEFA Youth League war für Rose und seinen Co-Trainer Rene Maric der Schritt ins Glück.

Erstmals überhaupt haben die Salzburger - die seit neun Jahren zuverlässig an der Qualifikation für die Champions League scheitern - gesehen, dass mit ihrer Art des Fußballs unter Umständen doch ein Staat zu machen ist. Dass der Salzburg-Fußball reichen kann, um nicht nur mithalten, sondern auch triumphieren zu können.

Natürlich liegen zwischen dem Jugendfußball und jenem in der "echten" Champions League Welten. Bei den Jugendlichen handelt es sich doch immer noch um ein Coaches Game: ein Spiel, das zu großen Teilen von der Seitenlinie bestimmt wird - während im Profibereich in erster Linie immer noch die Qualität der Einzelspieler im Zweifel das System schlägt.

Volle Identifikation mit Salzburg

"Ich freue mich auf die bevorstehende Aufgabe", sagte Rose zu seiner Einführung pflichtschuldig. "Ich bin nun seit vier Jahren beim FC Red Bull Salzburg und kann mich mit dem eingeschlagenen Weg zu 100 Prozent identifizieren."

Ziel müsse es "weiterhin sein, junge Spieler zu entwickeln. Zugleich wollen wir aber auch mit attraktiven und erfolgreichen Fußball überzeugen", betonte der neue Trainer.

Trainer-Duo sollte passen

Nun gibt es einige, die sich vom Trainerwechsel und der einmal mehr zu erwartenden Fluktuation im Kader Chancen auf eine weniger erfolgreiche Salzburger Saison machen.

Aber zum einen hat Salzburg Situationen dieser Art schon einige Male ohne größere Einbrüche überstanden. Und zum anderen ist zu erwarten, dass mit Rose und Maric an der Spitze des Trainerteams einige gerade für die Red-Bull-Philosophie wichtige Elemente in Zukunft noch mehr verstärkt werden.

Prototyp des Salzburger Philosophie

Rose ist ein klarer Verfechter der Gegenpressingschule, hätten sich die Salzburger einen Trainer backen müssen, Rose wäre wohl eine Art Prototyp gewesen.

Und Maric ist zwar erst 24 Jahre jung und bildet damit mit seinem Chef das jüngste Trainerduo der gesamten Liga - aber er ist eben auch ein Fachmann auf den Gebieten der Neuroathletik oder Kognition. Zwei Themenfelder, die im modernen Fußball der Zukunft ziemlich sicher noch mehr an Bedeutung gewinnen werden.

Die Verwissenschaftlichung des Fußballs wird durch das neue Salzburger Trainergespann ganz sicher nicht verschleppt, eher im Gegenteil.

Konkurrenz darf sich nicht zu früh freuen

Das muss nicht jedem gefallen, aber es ist eben zeit- und auf höchstem Fußball-Level auch standesgemäß. In dieser Beziehung hätte Salzburg kaum zwei bessere Trainer finden können.

Die Hoffnungen der Konkurrenz aus Wien oder Graz auf eine holprige Saison der "Bullen" sollten besser nicht zu laut formuliert werden.

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