Die Vorstadt-Klubs sind auf dem Vormarsch: Die Bundesligisten Wolfsberger AC, SV Grödig und SCR Altach machen den Platzhirschen aus Wien langsam die Spitzenplätze streitig. Und das schon seit vergangener Saison. Woran liegt das?

Mehr News zum Thema Fußball

Die Dichte im österreichischen Profifußball wird immer größer. Die vermeintlich Kleinen müssen mittlerweile gefürchtet werden. Dazu zählt beispielsweise der Drittligist Pasching, der 2013 überraschend den ÖFB-Cup holte. Oder der SKN St. Pölten aus der Ersten Liga, der am Donnerstag den PSV Eindhoven im Kampf um die Europa League ärgern will.

Auch in der österreichischen Meisterschaft lassen die Vorstadt-Klubs Traditionsclubs wie die Wiener Austria und Rapid Wien hinter sich. Sturm Graz, in den Jahren 1999 bis 2001 dreimaliger Champions-League-Teilnehmer, spottete vergangene Saison noch über die "Village People" (Leute vom Dorf) aus Grödig. Mittlerweile dümpelt Graz im Mittelfeld der Tabelle herum, während Grödig sich wie vergangene Saison oben festsetzt.

Wiener Austria hat zu wenig Qualität

Warum aber gelingt es den kleinen Vereinen aus Wolfsberg mit 24.993 Einwohnern, Altach mit 6.346 Einwohnern und Grödig mit 6.992 Einwohnern den Großklubs aus Wien den Rang abzulaufen? Die genannten Vereine stehen in der Tabelle aktuell auf den Plätzen zwei bis vier. Antworten auf diese Frage hat der ehemalige Profi und jetzige Trainer Frenkie Schinkels. Die Wiener Austria, derzeit auf Platz acht, habe seiner Meinung nach zuletzt keine Spieler mit hoher Qualität hinzugeholt.

Nach dem Erfolgsjahr inklusive Meistertitel 2012/2013 mit Trainer Peter Stöger habe man sich vom Erfolg blenden lassen. "In der Champions League hätte sich die Austria entwickeln sollen, man hat aber sportlich zwei bis drei Schritte zurück gemacht", so Schinkels und legt nach: "In dieser Zeit hat der Vorstand trotzdem auf ein paar Spieler gehört, die sich schon seit Längerem sehr überschätzt haben." Welche Spieler Schinkels damit meint, lässt er offen.

Nun habe die Austria mit Gerald Baumgartner einen Trainer, der ein aufwendiges System mit viel Pressing, Kampf und taktischer Disziplin betreibe. Die Spieler seien allerdings nicht in der Lage, dieses umzusetzen. "Sie haben zu wenig Qualität oder sie wollen nicht", erklärt Schinkels.

Ähnlich hart resümiert er über den schwachen Saisonstart Rapids, derzeit auf Platz fünf. "Rapid konzentrierte sich auf den Bau des neuen Allianz-Stadions und vergaß dabei eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die um einen Titel mitspielen kann", so Schinkels. Zudem habe man mit dem Verkauf von Marcel Sabitzer, Terrence Boyd und Guido Burgstaller die ganze Offensivabteilung hergegeben und dieses Trio nicht gleichwertig ersetzt.

Die Kleinen netzwerken und scouten besser

Seine Kritik an der Wiener Klubs solle allerdings die Leistungen der Überraschungsteams in der Bundesliga nicht schmälern, so Schinkels. Grödig, Wolfsberg und Altach sei es mit intensivem Scouting gelungen, gute Mannschaften zusammenzustellen. Das betont auch Grödig-Manager Christian Haas in den "Salzburger Nachrichten": "Ich beobachte den Spielermarkt in Österreich seit Jahren und traue mich zu behaupten, dass ich die Entwicklung aller österreichischen Spieler genau verfolge."

Außerdem verfüge der Verein über ein gutes Netzwerk an Spielerberatern. Zudem würden ehemalige Nationalteamgrößen wie Grödig-Trainer Michael Baur oder WAC-Coach Didi Kühbauer junge Talente zu einem Team einen und entsprechend motivieren.

Trotz all dieser Positiv-Entwicklungen haben die kleinen Klubs laut Schinkels im Kampf um die Meisterschaft keine Chance: "Salzburg spielt um den Titel, alle anderen gegen den Abstieg."

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.