Auf Adi Hütter und den FC Red Bull Salzburg kommen spannende Zeiten zu. Roger Schmidt hat es verstanden, aus der Mannschaft eine Einheit zu schmieden. Womit muss Hütter jetzt rechnen?
Beste Freunde werden Adolf "Adi" Hütter und Roger Schmidt in diesem Leben wohl nicht mehr. Eine Episode vom vergangenen Herbst hängt beiden nach. Nach dem Salzburger Derby zwischen Red Bull und dem SV Grödig hatten sich die beiden Trainer mächtig in die Haare gekriegt, am Ende verließ Schmidt wutentbrannt die Szenerie. Von fehlendem Respekt war die Rede und Überheblichkeit: Das hatten sich beide gegenseitig an den Kopf geworfen.
Ein gutes halbes Jahr später könnte man zumindest auf die Idee kommen, Adi Hütter würde gerne einmal bei Roger Schmidt anrufen und ihn um Rat fragen. Hütter hat sich für den schwierigsten Job im österreichischen Fußball entschieden: Er hat den FC Red Bull Salzburg übernommen. Den Abonnementsmeister der Bundesliga, den designierten Doublesieger. Die Mannschaft von Roger Schmidt.
Nur hat Adi Hütter gar keine Lust, sich mit seinem ehemaligen Kontrahenten in Verbindung zu setzen. Plakativ verpackt er das in zwei Sätze, die klar das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten transportieren: "Roger Schmidt hat in Salzburg Spuren hinterlassen, das ist ganz klar. Aber ich bin ein Trainer, der nicht in den Spuren von anderen geht, sondern neue Wege sucht."
Wie viel darf der neue Trainer?
Es sind die Kardinalfragen bei den Roten Bullen: Wie weit kann, darf oder soll ein neuer Trainer eine Mannschaft umbauen, die zuletzt so ziemlich jeden Rekord gebrochen hat, den man im österreichischen Fußball brechen kann? Die ein Spiel gespielt hat, wie es das Land nur selten zuvor gesehen hat? Und die endlich auch auf internationaler Ebene gezeigt hat, dass sie mit den Großen mithalten kann?
Adi Hütter weiß um die Besonderheiten des Klubs. Als Spieler erreichte er mit dem Vorgängerklub Austria Salzburg vor 20 Jahren das Uefa-Cup-Endspiel, führte die zweite Mannschaft zur Regionalligameisterschaft und war danach Co-Trainer und Trainer der Red Bull Juniors. Nach einer heftigen internen Schlammschlacht wurde Hütter aber vor fünf Jahren gefeuert.
Mit dem SV Grödig, einer Mannschaft aus einem Salzburger Vorort, schaffte er nicht nur den Aufstieg in die Bundesliga, sondern als Neuling auch sofort den Sprung in die Europa League. Mit einem Spielstil, der dem von Red Bull schon ziemlich nahe kommt.
Adi Hütter passt ins Bild der "Bullen"
Hütter passt einfach zu gut ins Beuteschema der "Bullen". "Die Spielphilosophie, wie Grödig aufgetreten ist, ist nicht so weit weg von unserer", sagt RB-Sportdirektor Ralf Rangnick, der rasch nach Schmidts feststehendem Abgang erste Kontakte zu Hütter aufgenommen hatte und sich unter anderem gegen den ebenfalls interessierten deutschen Zweitligisten 1860 München durchgesetzt hat.
Nach vielen Trainer- und damit verbundenen Philosophiewechseln hat sich Red Bull seit dem Amtsantritt Rangnicks dafür entscheiden, dass Konzepte immer über den ausführenden Personen stehen müssten. Mit Hütter hat sich der Klub deshalb auf einen Trainer konzentriert, der möglichst wenig am bestehenden Korsett ändern oder sich selbst komplett neu erfinden müsste.
Die grundsätzliche Spielidee bleibt Salzburg erhalten. Hütter kündigte auf seiner ersten Pressekonferenz sogar an, die technischen Elemente ebenso verbessern zu wollen wie das Stilmittel der schnellen Balleroberung. Dabei war Salzburg in beiden Disziplinen der Konkurrenz zuletzt meilenweit voraus. Der heimischen Liga ist Red Bull offenbar entwachsen.
Ende Juli wartet die erste große Herausforderung
Das erste - und gefühlt wichtigste - Saisonhighlight steht schon Ende Juli an. Also gerade einmal fünf Wochen nach den ersten Trainingseinheiten, die Hütter leiten wird. Die Qualifikation für die Champions League ist das erklärte Ziel und die große Sehnsucht des Klubs. Hier soll die Marke platziert werden, gegen Großmächte wie Bayern München, Real Madrid oder Manchester United.
"Das ist unser großes Ziel", sagt Hütter, wie es schon ein Dutzend anderer Trainer bei ihrem Antrittsgespräch in Salzburg gesagt haben. Aber der 44-Jährige geht noch einen Schritt weiter: "Wir wollen die Gruppenphase nicht nur erreichen, sondern da dann auch eine gute Rolle spielen. Ich habe keine Angst vor der Aufgabe, sondern bin ein Mensch, der hohe Ziele hat und diese klar verfolgt."
Das Vertrauen in Hütter von Salzburger Seite ist groß. Es ist aber nicht grenzenlos. Bei der Wahl seines Co-Trainers darf der neue Coach offenbar nicht völlig frei selbst entscheiden. Red Bull schwebt derzeit eine andere Lösung vor. Ein Trainer aus dem Nachwuchsbereich von 1899 Hoffenheim soll es angeblich werden - dem Ex-Klub von Ralf Rangnick.
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