Am Samstag startet die Bundesliga in ihre 41. Saison, mit neuem Sponsor und einigen frischen Gesichtern verteilt auf die zehn Teams. Der Meister bleibt der Meister - oder könnte daran jemand ernsthaft zweifeln?

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Red Bull Salzburg war in der vergangenen Saison das Maß aller Dinge und darf seine Sonderstellung beim offiziellen Auftakt-Match gegen den SK Rapid am Samstag gleich unter Beweis stellen. So eindeutig die Meisterfrage bereits vor dem ersten Anstoß geklärt scheint, so eng geht es dahinter zu.

Nicht zuletzt das Beispiel SV Grödig hat gezeigt, dass in der Bundesliga auch für die Kleinsten einiges möglich ist. Doch wie sind die Teams vor dem ersten Spieltag aufgestellt? Und wer kann dieses Mal für Furore sorgen? Das Power-Ranking zur neuen Saison.

Red Bull Salzburg

Die Bullen stehen über allem. Keiner der heftig umworbenen Offensivkräfte hat den Klub verlassen, die fantastischen Vier Soriano, Alan, Mane und Kevin Kampl, in der abgelaufenen Saison für 81 Tore zuständig, blieben Red Bull treu. Einzig der Trainer hat den Klub verlassen, Roger Schmidt wurde von Adi Hütter ersetzt. Dessen Aufgabe ist es, die hervorragende Arbeit Schmidts im Prinzip "nur" fortzusetzen. Dann sollte die Mannschaft auch in dieser Saison zu stark für den Rest sein. Eine kleine Gefahr besteht dann, wenn die Bullen erstmals in die Champions League einziehen sollten und darüber das Tagesgeschäft Bundesliga vernachlässigen. Ansonsten führt der Weg zum Titel mit großer Wahrscheinlichkeit nur über Salzburg.

Austria Wien

Die Trainerhistorie seit dem Meisterschaftstriumph vor etwas mehr als einem Jahr geriet zur Farce, bis endlich in Gerald Baumgartner zum aktuellen Übungsleiter erkoren wurde. Die Mannschaft hat eine große Zahl an Leistungsträgern verloren, allen voran Torjäger Philipp Hosiner (zu Stade Rennes). Auch die Abgänge von Kaja Rogulj und Thomas Jun schmerzen sehr. Immerhin - und das macht Hoffnung - konnte die Austria mit Mario Leitgeb, Jens Stryger Larsen und Marco Meilinger einiges an Qualität zukaufen. Coach Baumgartner verspricht nach der schwachen letzten Saison einen spektakuläreren Fußball, eine "hohe Spielkultur, den Spielaufbau von hinten heraus, mit weniger mit hohen Bällen." Besonders vertrauen kann die Mannschaft auf die recht sichere Abwehr und Torhüter Heinz Lindner dahinter. Aggressives Pressing soll die Austria auszeichnen, was aber erst langwierig einstudiert werden muss. Da ist es gar nicht so schlecht, dass die Mannschaft nicht international vertreten ist. Für den FAK geht es mit zwei, drei anderen Teams um Platz zwei.

Rapid Wien

Ausquartiert ins Happel-Stadion, muss Rapid die gesamte Saison dort bestreiten. Das ist kein zu unterschätzender Nachteil. Dazu kommt der personelle Aderlass: Marcel Sabitzer, Guido Burgstaller, Terence Boyd, Christopher Trimmel und Branko Boskovic sind weg - allesamt Leistungsträger und prägende Figuren der Mannschaft. Trainer Zoran Barisic hat die große Aufgabe vor der Brust, trotzdem wieder eine schlagkräftige Truppe zu basteln. Helfen sollen dabei unter anderem Robert Beric, Stefan Schwab und Srdjan Grahovac. Immerhin kann Barisic auf eine eingespielte Mannschaft vertrauen, die gelernt hat, auch mit schlimmen Rückschlägen umzugehen. Platz zwei ist das heimliche Ziel, damit würde Rapid den Erfolg der letzten Saison wiederholen. Auch die Qualifikation für das europäische Geschäft sollte trotz der personellen Verluste machbar sein.

Sturm Graz

Entgegen dem allgemeinen Trend zum schnellen Umschaltspiel nach frühem Ballgewinn will Graz einen etwas anderen Stil pflegen: Den des Ballbesitzfußballs. "Wir wollen schön und diszipliniert spielen, viele Abschlüsse suchen. Jedoch nicht immer direkt nach vorne, manchmal muss es auch in die Breite gehen", kündigt Trainer Darko Milanic an. Der Slowene muss nach einer enttäuschenden vorigen Saison auch endlich besseren Fußball spielen lassen und die nötigen Ergebnisse einfahren. Die Fans murren schon lange, es muss etwas passieren. Unheimlich viel wird davon abhängen, wie Milanic das Gros an jungen Spielern integriert und sie auf Linie trimmen kann. Gelingt das, ist mit Graz im Rennen um die internationalen Plätze zu rechnen. Immerhin ist Marco Djuricin wieder voll fit, der wichtigste Spieler im Kader. Das Ziel sei die Qualifikation für den Europacup. Das kann funktionieren - es kann aber auch wieder in einer großen Enttäuschung enden.

Wolfsberger AC

Der Star bleibt der Trainer. Didi Kühbauer ist einer der aufstrebenden Coaches der Liga und will das in dieser Saison mit den Kärntnern fortführen. Dabei wird Kühbauer der gestiegene Konkurrenzkampf im Kader sicherlich behilflich sein. Mit ruhiger, akribischer Arbeit hat sich Wolfsberg mittlerweile in der Bundesliga etabliert, die Rahmenbedingungen sind im Vergleich zu anderen kleineren Standorten nahezu perfekt und voll auf einen längerfristigen Aufenthalt in der höchsten Spielklasse ausgelegt. Eine Problemzone könnte der Angriff werden. Vergangene Saison erzielten die Wolfsberger nur 50 Tore und jetzt sind auch noch Daniel Segovia und Christian Falk nicht mehr da. Aber Kühbauer wird sich auch hierfür die geeignete Lösung einfallen lassen. Ein Platz im gesicherten Mittelfeld erscheint realistisch.

SV Ried

Zwischen Platz vier und Platz acht war Ried bisher am Ende der Bundesliga-Tabelle platziert, zuletzt wurde der Klub dreimal in Folge Sechster. Spötter behaupten, dass mehr Mittelmaß kaum möglich sei. Für Ried aber ist das Jahr für Jahr eine große Leistung, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Das ist auch heuer das erklärte oberste Ziel. Und ganz nebenbei eifert Ried in seinem Spielstil auch der Übermannschaft aus Salzburg nach. Mit Oliver Glasner ist der ehemalige Co-Trainer von Roger Schmidt nun Chefcoach in Ried und es verwundert nicht, dass Glasner dieselbe Aggressivität und Kreativität wie in Salzburg auch bei den Oberösterreichern implementieren will. Das Problem: Seine Mannschaft ist jung und hat mit Rene Gartler ihren besten Torjäger verloren. Ried dürfte wieder im Mittelfeld landen. Und das wäre schon ein Erfolg.

Admira Wacker:

Der Klassenerhalt in der letzten Saison war wegen des Acht-Punkte-Abzugs schon erstaunlich. Mit der nötigen Geschlossenheit hat das Team um Trainer Walter Knaller aber die Überraschung geschafft. In der Sommerpause ging mit Stefan Schwab aber der wichtigste Spieler von Bord. Immerhin kam im Gegenzug mit Christoph Knasmüllner eins der (ehemals) größten Talente des Landes. In erster Linie vertraut die Admira aber auf junge, hungrige Spieler aus dem eigenen Stall. Sportlich sieht alles sehr ordentlich aus. Nun müssen die finanziellen Probleme im Hintergrund noch in den Griff gebracht werden. Die Admira wird nicht groß oben angreifen können, für den Klassenerhalt dürfte es aber allemal reichen.

SCR Altach

Das Gerüst der Aufstiegsmannschaft ist geblieben, die Spielidee mit dem 4-3-3 und einer offensiven Ausrichtung auch. Aber der Kader ist für Bundesligaverhältnisse nur unterer Durchschnitt, das Kollektiv wird einiges auffangen müssen. In allen Mannschaftsteilen fehlt es an individueller Qualität. Einigen Akteure wird auf mittelfristige Sicht der Durchbruch in der Bundesliga durchaus zugetraut. Aber ob das für diese Saison schon reicht? Hoffnungsträger sind Sechser Philipp Netzer, Torjäger Hannes Aigner und Trainer Damir Canadi. Der hat sich mittlerweile einen Ruf als selbstbewusster Offensivfanatiker erworben, der immer noch einen taktischen Kniff auf Lager hat. Das Beispiel Grödig sollte nicht blenden: Altach muss von der ersten Minute an gegen den Abstieg kämpfen. Aber: Mit Teamgeist und einem ausgeklügelten Plan ist auch mehr möglich. Und beides scheint Altach mitzubringen.

Wiener Neustadt

13 Spieler stehen nicht mehr im Kader, dafür sind neun neue Akteure dabei. Immerhin haben de facto nur vier echte Stammkräfte den Verein verlassen. Trotzdem muss Trainer Heimo Pfeifenberger die vielen neuen Gesichter erst in sein System pressen. Und das wird, angesichts von 84 Gegentoren zuletzt, mit einer abgewandelten Taktik aufwarten: Pfeifenberger will wie einige Teams bei der WM auch mit einer Dreierkette in der Abwehr spielen lassen. Die Niederösterreicher sind wie fast immer ein klassischer Abstiegskandidat und eine Wundertüte. Und eine ähnlich schwache Mannschaft wie den letztjährigen Absteiger Wacker Innsbruck wird es kaum mehr geben. Es wird eng für den SCWN.

SV Grödig

Der Trainer: weg. Die drei wichtigsten Spieler: weg: Die Infrastruktur: schlecht. Was dem Sensations-Aufsteiger der letzten Saison bleibt, ist die verinnerlichte Spielidee. Diese soll Michael Baur als Nachfolger von Adi Hütter fortführen. Eine sehr große Aufgabe für den nahezu unerfahrenen Trainer, der zuletzt in der Regionalliga West bei USK Anif aktiv war. Die Mannschaft wird sich erst finden müssen und kann trotz ihres attraktiven Spielstils nicht auf die bedingungslose Unterstützung ihrer Fans bauen. Die Standortnachteile wurden in der letzten Saison perfekt umgangen. Noch einmal wird das kaum möglich sein. Der Rest der Liga weiß nun, auf was es sich gegen Grödig einstellen muss. Das zweite Jahr wird brutal schwer für den Dorfklub. Der Abstieg sollte als realistisches Szenario einkalkuliert werden.

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