Der FC Bayern München kann nicht mehr feiern, Pep Guardiola ist kein Franz Beckenbauer und für den Hamburger SV bleibt Demut ein Fremdwort. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen Lehren aus dem jeweiligen Spieltag der Bundesliga.

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1. Erkenntnis: Die Bayern wissen nicht mehr, wie man vernünftig feiert

Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wie nervige Großeltern anhören, die ihren gelangweilten Enkeln langatmige Geschichten erzählen, müssen wir feststellen: Früher war alles besser! Na gut, vielleicht nicht alles. Aber Vieles!

Was haben wir schon für unfassbare Dramen erlebt, als es um die deutsche Meisterschaft ging. Die Saisonfinals 2000 und 2001 beispielsweise, als die Bayern Bayer Leverkusen beziehungsweise dem FC Schalke 04 noch kurz vor Schluss die Meisterschale entrissen. Auf der Siegerseite wurde mit Eckfahnen gejubelt, auf der Verliererseite weinten gestandene Männer in die TV-Kameras. Und im Anschluss herrschte beim neuen deutschen Meister grenzenlose Freude bei der Überreichung der Schale.

Und heutzutage? Da trottet ein Mario Mandzukic mit einem Blick auf die Bühne, als hätte er sich kurz vorher das Finale von Germany's Next Topmodel in der Wiederholung anschauen müssen. Und bei der Überreichung der Schale werden Thomas Müller und Manuel Neuer beim Versuch eines Jubeltanzes - getreu dem Motto: irgendwie müssen wir uns doch jetzt freuen - von ihren Teamkollegen nur irritiert angeguckt. Emotionsloser als in diesem Jahr wurde die Meisterschaft auf dem Rasen wohl noch nie zelebriert. Oder, wie es ein User in den sozialen Netzwerken formulierte: "Bayerns Meisterfeier ist so spannend wie eine Wahl in Nordkorea".

2. Erkenntnis: Pep Guardiola ist kein Franz Beckenbauer

Immerhin sorgte Bayern-Trainer Pep Guardiola während der Feierlichkeiten für den einen oder anderen Schmunzler in unseren Gesichtern. Im Anschluss an die obligatorische Weißbierdusche, bei der in diesem Jahr Jerome Boateng den Duschkopf spielte, ließ Guardiola mit seinen bierversifften Händen die Meisterschale fallen. Herzallerliebst war auch, dass sich Guardiolas Tochter weigerte, ihrem nach Bier stinkenden Papa ein Küsschen zu geben.

Süüüüüüß, sagen Sie? Schon richtig. Doch wir, als alles hinterfragende Journalisten, sehen das naturgemäß kritischer. Wenn Guardiola nicht mal seine Kinder im Griff hat, kann er sich dann überhaupt noch gegenüber den millionenschweren Bayern-Stars behaupten? Ganz klar: Guardiolas Autorität ist dahin. Der Spanier ist nunmal kein Franz Beckenbauer. Denn wäre der "Kaiser" noch Bayern-Trainer, würde in München Ordnung herrschen. Und auch solche infantilen Biersauereien würde es dann schlicht nicht geben: "Bier ist in Bayern ein Nahrungsmittel. Ein Nahrungsmittel verschüttet man nicht, das trinkt man", sagte Beckenbauer bei "Sky". Unser Kompromissvorschlag: Nächstes mal nicht mit Bier, sondern einfach mit Kölsch feiern.

3. Erkenntnis: Der HSV hat es immer noch nicht begriffen

Wir widmen uns an dieser Stelle dem Hamburger SV und stellen hierfür den Satiremodus mal kurzzeitig aus - auch weil das, was Heiko Westermann vor dem Gegentor zum 0:1 in Mainz machte, schon genug Satire war. Dennoch, wir müssen ernst bleiben und mit diesem Verein schonungslos abrechnen - und da setzen wir auf knallharte Worte.

Lange Zeit haben wir mit unseren Gefühlen gerungen. Wir wussten nicht, ob wir wollen, dass so ein Traditionsverein absteigt. Nach dem 34. Spieltag sind wir uns sicher: Der HSV muss runter! Und gleich noch einmal: Aber der HSV muss runter! Hamburg mag eine tolle Stadt sein und tolle Fans haben - aber diese Mannschaft hat den Klassenverbleib nicht verdient!

Wer in den entscheidenden Wochen fünfmal in Serie verliert, gehört in die zweite Liga. Wer 75 Gegentore in einer Saison kassiert, gehört in die zweite Liga. Und: Wer sich wie Sportchef Oliver Kreuzer vor den Relegationsduellen gegen Paderborn oder Fürth als "Favorit" bezeichnet, gehört erst Recht in die zweite Liga. In Hamburg herrscht weiterhin der Größenwahn. Und das hört erst auf, wenn am kommenden Sonntag der Fall in die zweite Liga besiegelt ist.

Und jetzt: Satiremodus wieder an.

4. Erkenntnis: Eintracht, wir werden dich vermissen

Schlechter als Hamburg waren in diesem Jahr nur zwei Mannschaften: Eintracht Braunschweig und der 1. FC Nürnberg. Auch sie haben den Abstieg verdient. Aber insbesondere die Eintracht werden wir vermissen. Es liegt ja irgendwie in der Natur des Menschen, dass man stets zu den Kleinen hält. Und kleiner als Davari, Boland, Kratz, Theuerkauf und Co. geht es in der Bundesliga nicht.

Neben den fantastischen Fans, die ihr Team auch nach dem Abstieg wie einen Deutschen Meister feierten, weinen wir auch Trainer Torsten Lieberknecht nach. Der analysierte nach der 1:3-Niederlage in Hoffenheim: "Wir sind sicherlich nicht heute abgestiegen". Am Tag des Abstiegs eine durchaus kühne Behauptung.

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