Ja ja, der FC Bayern München ist schon Deutscher Meister. Das ist etwas dröge. Wissen wir. Langweilig ist die Bundesliga trotzdem nicht. Denn was sich auf den unseren Plätzen abspielt, ist spannender als jeder Tatort. Von Hannover 96 bis Eintracht Braunschweig - noch kann jedes Team ganz lockerleicht absteigen. Wen es trifft und wer es noch ans rettenden Ufer schafft, sagen wir ihnen im Abstiegscheck.
Also ehrlich, wer braucht denn da den Kampf um die Meisterschaft, wenn der Abstiegskampf Dramatik vom Feinsten liefert? Besonders schön finden wir, dass sich auch noch die halbe Liga daran beteiligt. Langweilig dürfte den Fußballfans bis zum letzten Spieltag jedenfalls nicht werden. Immerhin sind von Hannover 96 bis Eintracht Braunschweig noch sechs Mannschaften akut abstiegsgefährdet. Und auch Werder Bremen und Eintracht Frankfurt können sich ihres Ligaverbleibs noch nicht ganz sicher sein - auch wenn wir diesen beiden Vereinen den Klassenerhalt hiermit offiziell zutrauen. Welche Chancen die sechs restlichen Kellerkinder haben, auch in der nächsten Saison an der Bundesligahöhensonne teilhaben zu dürfen, fassen wir in unserem Abstiegscheck zusammen:
Hannover 96
Hannover 96 hat 29 Punkte. Das wäre in Ordnung, wenn wir erst den 20. Spieltag hätten. Nach 28 Spielen ist das jedoch eine äußerst magere Ausbeute. Aber das wissen sie bei Hannover wohl selbst. Dennoch sind wir der Überzeugung, dass die Niedersachen in der ersten Liga bleiben werden. Die Spieltagsplaner von der DFL waren nämlich so nett, Hannover in den verbleibenden Spielen ausschließlich gegen direkte Konkurrenten antreten zu lassen. Und unter dem neuen Trainer und zertifizierten Jungspund Tayfun Korkut sah das 96-Spiel auch gar nicht mehr so schlecht aus. Auch wenn Andre Hoffmann vor dem Spiel am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig beim "NDR" meint: "Das wird wenig mit Fußball zu tun haben, da geht es ausschließlich um den Kampf."
Klassenverbleibsfaktor: 75 Prozent
Restprogramm: Braunschweig (A), HSV (H), Frankfurt (A), Stuttgart (H), Nürnberg (A), Freiburg (H)
SC Freiburg
Der SC Freiburg hat einen problematischen Präzedenzfall geschaffen: Nach der Über-Saison 2012/13, dem darauffolgenden Ausverkauf der Mannschaft und dem nun resultierenden Abstiegskampf wünscht man "kleinen" Mannschaften gar nicht mehr, dass sie es bis in die Europa League schaffen. Denn Freiburg und Konsorten sind nicht der FC Bayern, der diese vermaledeite Dreifachbelastung mal schnell im Vorbeigehen wegsteckt. Hoffnung auf den Klassenverbleib dürfte den Freiburgern jedoch machen, dass sie nun schon seit vier Spielen ungeschlagen und mit Hannover 96 punktgleich sind. Der Aufwärtstrend ist unverkennbar. Das freut uns. Denn auch wenn Trainer Christian Streich gerade kleinere Probleme mit einem gewissen fränkisch-niederländischen Trainer hat, der auf den Namen Gertjan Verbeek hört, so würde uns der badische Kauz doch sehr fehlen.
Klassenverbleibsfaktor: 80 Prozent
Restprogramm: Stuttgart (A), Braunschweig (H), Gladbach (H), Wolfsburg (A), Schalke (H), Hannover (A)
1. FC Nürnberg
Nach dem 2:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart am 27. Spieltag hatte man in Nürnberg schon das Wort "Befreiungsschlag" auf den Lippen. Dann folgte die etwas unglückliche Niederlage gegen den SC Freiburg am vergangenen Wochenende. Aber dieses Auf und Ab kennen die Nürnberger bestens. Ist ja nicht der erste Abstiegskampf, den sie bestreiten. Und daher wissen sie auch: Oft kommt es auf den Schlussspurt an. Der gleicht im Fall der Franken jedoch eher einem Berglauf mit Hindernissen. Denn noch hat der FCN nur 26 Punkte auf dem Konto und das Restprogramm hat es ganz schön in sich. Das könnte tatsächlich noch richtig eng werden für den "Club". Aber immerhin: Mit Wiederaufstiegen kennt sich Nürnberg ja auch aus.
Klassenverbleibsfaktor: 40 Prozent
Restprogramm: Mönchengladbach (H), Wolfsburg (A), Leverkusen (H), Mainz (A), Hannover (H), Schalke (A)
VfB Stuttgart
"Absteigen geht auf keinen Fall", sagte VfB-Verteidiger Antonio Rüdiger in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den SC Freiburg am Samstag. Er spricht damit aus, was sich das ganze Schwabenland denkt. Mit nur 24 Punkten und Platz 16 liegt der Abstieg allerdings sehr wohl im Rahmen des Möglichen - auch wenn das die Stuttgarter sehr lange nicht wahrhaben wollten. Und um das Restprogramm ist Stuttgart auch nicht zu beneiden. Unter anderem müssen sie nämlich am letzten Spieltag beim FC Bayern München antreten. Das macht nie besonders viel Spaß. Allerdings hat der VfB in dieser Saison seine fußballerische Qualität schon des Öfteren bewiesen. Und Huub Stevens trauen wir auch zu, noch das eine oder andere Motivationsass im Ärmel zu haben.
Klassenverbleibsfaktor: 55 Prozent
Restprogramm: Freiburg (H), Gladbach (A), Schalke (H), Hannover (A), Wolfsburg (H), Bayern (A)
Hamburger SV
Die HSV-Verantwortlichen werden sich nach dieser Saison ganz scharf überlegen müssen, ob sie je wieder die Worte "Europa League" oder womöglich sogar "Champions League" in den Mund nehmen - zumindest im Zusammenhang mit Saisonzielen. Der Verein ist auf den eigenen Erwartungen wie auf einer Bananenschale ausgerutscht. Slapstickartig, wie so vieles, was rund um den HSV in dieser Saison passiert ist. Der Titel "Bundesliga-Dino" wird immer mehr zur Bürde. Doch diese müssen die Hamburger, falls es so weiterläuft, demnächst nicht weiter mit sich herumtragen. Das Problem der Nordlichter ist vor allem die fehlende Konstanz. Seit sieben Spielen sieht die Ergebniskurve des HSV bergiger aus als ein Alpenpanorama. Auf die Siege gegen Dortmund und Nürnberg folgte jeweils eine Niederlage und ein Unentschieden. Der HSV kriecht mehr, als dass er spurtet. In dieser Verfassung wird es für das Team von Mirko Slomka unglaublich schwierig, den Abstieg oder zumindest die Relegation noch zu verhindern.
Klassenverbleibsfaktor: 30 Prozent
Restprogramm: Leverkusen (H), Hannover (A), Wolfsburg (H), Augsburg (A), Bayern (H), Mainz (A)
Eintracht Braunschweig
Eintracht Braunschweig ist in der äußerst gemütlichen Lage, dass niemand irgendetwas vom Team um Trainer Torsten Lieberknecht erwartet. Die Braunschweiger können befreit aufspielen, wie es im Fachjargon heißt. Und könnten damit Stuttgart und Hamburg noch gehörig auf die Pelle rücken. Immerhin haben sie mit 22 Zählern derzeit nur zwei Punkte weniger als der VfB und der HSV. Ob es für die Eintracht am Ende reicht, hängt vor allem von diesen Konkurrenten ab. Aber wir sind uns sicher, würde die Saison noch ein kleines bisschen länger laufen, Braunschweig hätte beste Chancen auf den Klassenverbleib. Sie sind nur leider etwas spät in der ersten Liga angekommen.
Klassenverbleibsfaktor: 20 Prozent
Restprogramm: Hannover (H), Freiburg (A), Bayern (H), Hertha (A), Augsburg (H), Hoffenheim (A)
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