Borussia Dortmund wollte die Winterpause zur Neuausrichtung nutzen. Gelungen ist das nur in vereinzelten Bereichen. Die Leistungsträger müssen endlich funktionieren, um Jürgen Klopps vollmundige Ankündigungen nicht sofort wieder ad absurdum zu führen.

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Es war ein frostiger Freitagabend, an dem Borussia Dortmund die Bundesliga aufs Neue erschrak. Dortmund war in der Hinserie wie aus dem Nichts nach ganz oben geprescht und nun erhofften sich die Verfolger, dass dieser forsche BVB doch bitteschön bei Bayer Leverkusen verlieren solle. Doch daraus wurde nichts. Dortmund siegte mit 3:1 und wurde später Deutscher Meister.

Ziemlich genau vier Jahre später ist die BayArena wieder Schauplatz eines Dortmunder Rückrundenauftakts. Auch dieses Mal ist der Druck enorm - und doch so anders. Der BVB spielt längst nicht mehr um den Titel, aus der trauten Zweisamkeit mit dem FC Bayern München hat sich die Borussia längst verabschiedet. Es geht gegen den Abstieg.

Nach 15 Punkten aus den ersten 17 Spielen wird Dortmund noch ein paar Wochen unten festhängen, der Abstand zur ersten Tabellenhälfte beträgt bereits acht Punkte. Trainer Jürgen Klopp hat seine gesamten Hoffnungen auf die Winterpause und einen geregelten Trainingsbetrieb gesetzt. Das hat im Vergleich zur völlig missratenen Sommervorbereitung auch deutlich besser funktioniert. Für BVB-Verhältnisse waren aber auch die vergangenen Wochen nicht durchweg positiv.

Neues Jahr, alte Probleme

Drei Spieler fehlten wegen Länderspiel-Abstellungen (Mitchell Langerak, Pierre-Emerick Aubameyang, Shinji Kagawa), Sebastian Kehl und Erik Durm verletzten sich ebenso wie Sven Bender. Die alten Probleme verfolgten die Borussia auch im Winter. Klopp setzte alles daran, die typischen BVB-Elemente, bestehend aus Gegenpressing und schnellem Umschaltspiel, wieder klarer herauszuarbeiten - mit mäßigem Erfolg.

Zwar sind wichtige Spieler wie Mats Hummels oder Ilkay Gündogan körperlich und mental frischer, andere wie Marco Reus, Jakub Blaszczykowski oder Henrikh Mkhitaryan sind nach langen Verletzungen wieder zurück. Was aber weiterhin fehlt, ist die Selbstverständlichkeit in den Abläufen auf dem Platz.

In den vier Testspielen der Vorbereitung gelangen dem BVB nur vier Tore. Zudem haperte es in der Defensive an der Abstimmung und im Mittelfeld am nötigen Druck nach vorne. Die Zielsetzung ist immerhin nun auch beim Letzten angekommen, der gesamte Klub hat sich voll und ganz dem Klassenerhalt verschrieben. Alles andere sind Tagträumereien, die Trainer Jürgen Klopp nicht mehr durchgehen lassen will.

Kevin Kampl überzeugt in der Vorbereitung

Ein Lichtblick ist Wintertransfer Kevin Kampl. Der hat den BVB-Fußball schnell verinnerlicht und wird von Klopp sofort zu einer tragenden Figur des Teams aufgebaut. Auch, weil Kagawa und Aubameyang die komplette Einspielphase verpassten, wird Kampl ein enorm wichtiger Baustein in den ersten Wochen sein.

Weltmeister Mats Hummels, der seine mit Abstand schwächste Halbserie im schwarz-gelben Trikot hinter sich hat, wird ebenfalls im Fokus stehen. Der Abwehrchef muss endlich mit Leistung überzeugen und vorangehen. Stürmer Ciro Immobile setzt sich selbst unter Druck ("Ich muss mehr geben!").

Wird Roman Weidenfeller wieder die Nummer eins?

Spannend wird zudem sein, ob Torwart Roman Weidenfeller die unverhoffte Chance nutzen kann, die sich ihm durch Langeraks Abstellung zur australischen Nationalmannschaft bietet. Von Kagawa sollte man nicht zu viel erwarten, der Japaner hat schließlich erneut eine wichtige Vorbereitung verpasst.

Die Verweise auf die angeblich viel zu große Qualität der Mannschaft müssen nun endlich mit Leben gefüllt werden, der BVB braucht Punkte. Dafür muss dringend die frappierende Auswärtsschwäche behoben werden. Keine andere Mannschaft hat in der Fremde weniger gepunktet als die Borussia (nur vier Zähler) und so oft verloren (sieben Mal).

Umso wichtiger wird der Start in Leverkusen werden. Das Selbstvertrauen der Spieler war in den letzten Zügen der Hinrunde derart angeknackst, dass sich der BVB nur noch wie eine Karikatur seiner selbst über die Plätze schleppte. Ein Sieg in Leverkusen wäre ein starkes Signal der Mannschaft: an sich selbst und an die Konkurrenz.

Eine erneute Niederlage würde aber den großspurigen Ankündigungen Klopps gleich wieder einen herben Dämpfer versetzen. "Wir werden ein erbitterter Jäger sein", hatte der Trainer Klopp prophezeit. Am Samstagabend muss seine Mannschaft nun Taten folgen lassen.

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