München - Beim FC Bayern München wird es nie langweilig. Spätestens nach der 0:1-Niederlage im Achtelfinalhinspiel der Champions League beim FC Basel ist beim deutschen Rekordmeister richtig Feuer unter dem Dach und die Nerven liegen blank!
Kostprobe gefällig? Bitte sehr: "Hört auf mit eurem Scheiß-Handschlag. Jedes Mal dieser Handschlag. Das ist doch scheißegal. Wenn ich auf mich, aufs Spiel sauer bin, dann gebe ich halt mal keinen Handschlag. Sind wir denn hier im Mädchen-Pensionat? Das Spiel ist für euch nicht so wichtig wie dieser Scheiß-Handschlag jedes Mal. Die regen sich halt auch auf. Wir diskutieren nur über Handschlag und alle Nebensächlichkeiten und nicht mehr übers Fußballspiel."
Puuuh, jetzt mal ganz ruhig,
Bayern-Präsident Uli Hoeneß fauchte diese Worte in ein "sky"-Mikro, nachdem er auf den verweigerten Handschlag mit dem Trainer von
Doch warum ging Hoeneß bei dieser Nachfrage des Reporters hoch wie ein "HB"-Männchen?
Vermutlich weil sich in letzter Zeit einiges angestaut hatte beim Ober-Bayern. Nach den zuletzt eher durchwachsenen Darbietungen in der Bundesliga und dem Absturz auf den dritten Platz, den Diskussionen um die sportlichen (Nicht-)Leistungen von
"Das hat mich auch irritiert, schockiert. Heynckes geht extra raus. Das ist das Mindeste, dass man dem Trainer noch mal die Hand gibt. Bei Bayern hat man eine starke Mannschaft, man hat gute Spieler, die ausgewechselt werden. Von daher stimmt auch da einiges nicht. Es ist für einen Trainer immer ein Problem, wenn ein Führungsspieler sich nicht so vorbildlich verhält, wie er soll. Wenn man ausgewechselt wird, gegen einen deutschen Nationalspieler, dann klatscht man mit dem Trainer ab und alles ist gut. Ribery wäre gute beraten gewesen, sich hier professioneller zu verhalten."
Vermutlich sieht dies Hoeneß genauso. Doch öffentlich will er es natürlich nicht zugeben. Und dass es nach der schwachen Partie in der Kabine der Bayern lautstark zuging und sich die Spieler angeblich gegenseitig die Schuld zugeschoben haben sollen, deutet zumindest Stürmer
Doch woran hapert es momentan beim deutschen Rekordmeister? Franz Beckenbauer hatte die Antwort schon vor dem Spiel parat: "Ich wünsche mir einen, der dem ein oder anderen mal in den Hintern tritt", sagte er in die TV-Kameras und schob gleich nach: "Ein absoluter Leader wie Stefan Effenberg oder Lothar Matthäus oder wer auch immer ist im Moment nicht sichtbar."
Philipp Lahm ist als Kapitän zwar in der Pflicht; doch als großer Wortführer ist er noch nicht in Erscheinung getreten. "Das ist nicht sein Naturell", meint der "Kaiser". Und auch Trainer Jupp Heynckes feuerte die "Leader-Debatte" schon am Tag vor dem Spiel in Basel an: "Wir haben nicht viele extrovertierte Spieler. Doch das muss die Mannschaft im Kollektiv lösen." Wie das gelingen soll, erklärte der Übungsleiter auch gleich: "Meiner Meinung nach müssen die Spieler mehr miteinander reden und dirigieren."
Dies klappte während der 90 Minuten von Basel nicht wirklich. Doch dann wohl besser nach der Partie in der Spielerkabine. Was bleibt? In der Champions League ist trotz der 0:1-Niederlage noch nichts verloren und die Bayern können weiter vom Heim-Finale am 19. Mai träumen. Dies sehen die Verantwortlichen genauso.
"Ich bin der Meinung, 1:0 ist ein Ergebnis, das uns alle Chancen öffnet. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass wir das im Rückspiel nicht schaffen können. Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass wir das noch schaffen können", gab sich Hoeneß dann doch noch optimistisch. Und Gomez meinte: "Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir zu Hause gegen Basel das Ding drehen werden."
Was dazu nötig sein wird, verdeutlichte dann Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beim Bankett nach Mitternacht: "Ihr müsst jetzt aggressiv spielen und Ihr müsst die alte Sepp-Herberger-Weisheit "Einer für Alle, Alle für Einen" jetzt wieder aus dem Hut zaubern - und am Sonntag geht es los."
Am Sonntag reist der FC Schalke zum Bundesliga-Topspiel nach München. Sollte Franck Ribery hier wieder glänzen und die Münchener einen Heimsieg einfahren; ja dann hat Hoeneß vielleicht doch wieder Recht. Denn dann interessiert sich vielleicht wirklich niemand mehr für diesen "Scheiß-Handschlag", der keiner war. (jfi)
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