FC Bayern: sieben! Barcelona: null! Mit verblüffender Leichtigkeit schießt der deutsche Rekordmeister die vermeintlich beste Vereinsmannschaft der Welt aus der Champions League. Charaktertest bestanden - und es könnte der Beginn einer neuen Ära sein.

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Das war für die Spieler des FC Barcelona ein bisher ungekanntes Gefühl, wie man auch an ihren hängenden Köpfen nach dem Spiel sehen konnte. Noch nie haben sie in der Champions League sowohl das Hin- als auch das Rückspiel verloren. Und schon gar nicht auf diese Art und Weise.

Um das noch einmal zu verdeutlichen: Die Rede ist von der katalanischen Fußballmacht, die seit Jahren die absolute Nummer 1 in Europa ist. Die den modernen Fußball eigentlich erfunden hat. Bei der der beste Fußballer der Welt spielt. Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: War das ein historischer Moment? Der Beginn einer neuen Ära?

Der ewige Bremser, Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer, sieht das ganz anders. Im ZDF-Interview nach dem Spiel sagte er, von Wachablösung könne noch keine Rede sein, denn noch hätte man den Titel nicht gewonnen. Auch FCB-Trainer Jupp Heynckes relativierte Bayerns Überlegenheit: "Barcelona ohne Messi oder mit Messi ist schon ein Unterschied."

Dass an diesem Abend trotzdem etwas Außergewöhnliches passierte, merkten auch die Zuschauer. Im großen Rund des beeindruckenden Camp Nou waren die meiste Zeit nur die Fans des deutschen Rekordmeisters zu hören. Denn jeder konnte es sehen: Die Bayern gewannen nicht einfach nur gegen die Katalanen - sie machten mit ihnen, was sie wollten.

Natürlich verlor Barcelona auch in der Vergangenheit schon Halbfinal-Spiele in der Champions League, aber wie das passierte, macht den Unterschied aus: Letztes Jahr scheiterten die Katalanen an Chelsea und 2010 an Inter Mailand. Diese beiden Teams verbarrikadierten damals einfach das eigene Tor und schafften die Sensation nur mit viel Mühe und wenig Ästhetik.

FCB perfektioniert das Barca-Spiel

Das war in den beiden Spielen gegen den FCB ganz anders. Hier gaben die Münchener mit schnellen Kombinationen, überragendem Offensivspiel und souveräner Abwehrleistung den Ton an. Es ist schon länger her, dass Xavi und Iniesta diejenigen waren, die dem Ball hinterher laufen mussten - und nicht umgekehrt. Der FC Bayern München war wie Barcelona sonst – nur noch besser. Das schnelle, direkte Spiel wurde perfektioniert und mit einer kräftigen Portion Abgeklärtheit garniert.

Es war der letzte Schritt auf dem Weg zum Gipfel des Fußball-Olymps, ungeachtet dessen, ob die Münchener den Titel wirklich holen. Ein Weg, der sich abgezeichnet hat: Der früheste Deutsche Meister in einer der stärksten Ligen der Welt steht nun zum dritten Mal innerhalb der letzten vier Saisons im CL-Finale.

Jetzt trifft der FC Bayern am 25. Mai in Wembley auf Borussia Dortmund, die vermeintlich einzige Mannschaft, die den Bayern derzeit überhaupt Paroli bieten kann. In der Bundesliga reichte es in der Vorrunde bisher nur zu einem Remis (Rückspiel in Dortmund kommenden Samstag) und auch im DFB-Pokal war es mit einem 1:0-Sieg denkbar knapp. Sollte das Team auch in London gewinnen, ist der Titel als "neue beste Mannschaft der Welt" wohl mehr als angebracht. Das wissen auch die Bayern, denn zum Schluss ließ sich Jupp Heynckes dann doch zu einer Aussage hinreißen, die die Machtverhältnisse zwischen den beiden Finalisten und damit in ganz Europa klarstellen soll: "Dortmund kann noch nicht Bundesliga, Pokal und Champions League gewinnen. Da ist der FC Bayern schon ein bisschen weiter."

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