Der Sportgerichtshof Cas verurteilt HSV-Abwehrspieler Mario Vuskovic zu vier Jahren Doping-Sperre. Wie ungerecht die Strafe ist, verrät der Blick auf Tennis und Olympia.
Mario Vuskovic, Verteidiger beim Hamburger SV, spielt seit zwei Jahren keinen Fußball. Dopingjäger sind überzeugt, dass er unerlaubte Mittel zu sich genommen und damit seine Leistungskraft gesteigert hat. Vuskovic beteuert seit der ersten Minute seine Unschuld und weiß seinen HSV hinter sich – der Klub glaubt ihm.
Der Internationale Sportgerichtshof Cas aber, und das ist das Entscheidende, glaubt dem Kroaten nicht und verurteilte ihn nun zu vier Jahren Sperre. Das heißt: Vuskovic, 22 Jahre alt, darf seinen Beruf erst wieder 2026 ausüben. Wenn er Glück hat, kehrt er zurück. Wenn er Pech hat, sind seine besten Jahre vorbei.
Es gibt Zweifel
Wir alle können nicht mit letzter Gewissheit sagen, ob Mario Vuskovic ein Opfer oder ein Täter in dieser Doping-Affäre ist. Ich weiß nur: Er hat keinen Menschen umgebracht, keine Frau unsittlich angefasst oder sonst irgendetwas Schlimmeres getan, das eine so lange Sperre rechtfertigt. Zweifel an einem Vergehen gibt es.
Nicht nur deshalb halte ich Vuskovic längst für bestraft genug. Zwei Jahre raus aus dem Profigeschäft heißt nämlich auch: Er würde Monate, wenn nicht sogar ein Jahr brauchen, um zu alter Form zu finden. Einnahme- und Prestigeverlust, Ängste und vielleicht Raubbau am Körper: Das alles gehört in so ein Urteil hinein.
Hier geht es auch um Menschlichkeit
Und womöglich könnte man im Unwissen, ob er wirklich gedopt hat oder nicht, zum Schluss kommen, dass man Gnade vor Recht ergeht. Das steht zwar nicht in den Regularien, die sich Nada, Wada und sonstige Doping-Experten auferlegt haben. Aber es geht hier um Menschlichkeit und Gerechtigkeit.
Bei Olympia drücken dieselben Instanzen beide Augen zu, wenn Chinesen oder vorher Russen massenhaft Doping begehen und Gold erschleichen. Weil mit ihnen Geld zu verdienen ist?
Derselbe Sportgerichtshof ließ Manchester City durchgehen, dass der Scheich-Klub den internationalen Fußball beschissen hat – er durfte in der Champions League spielen.
Anderes Vorgehen bei Tennis und Olympia
Aber Vuskovic? Unbedeutend für den ganz großen Sport. Ein junger Fußballer, der allenfalls eine Jugendsünde begangen hat, wenn überhaupt, und ohnehin leidet, dass seine Mannschaft ohne ihn auskommen muss. Er durfte nicht mal mit ihr trainieren. Vier Jahre Sperre? Das steht in keinem gesunden Verhältnis zur Sachlage. Man muss nur zum Tennis schauen.
Tennisprofi Jannik Sinner darf bei den US Open starten, obwohl Dopingtests nachweislich positiv ausgefallen sind. Er hat eine kurze Pause eingelegt, übrigens heimlich, und darf wieder ran. Vermutlich deshalb: Er ist Weltranglistenerster. An der Stelle der Cas-Richter würde ich aus schlechten Gewissen nicht eine Minute schlafen können.
Über den Autor
- Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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Verwendete Quellen
- sueddeutsche.de: Bemerkenswerte Widersprüche und Ungereimtheiten
- zdf.de: Dopingfall Sinner: Was klar ist und was nicht
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