Entsprechend seiner Vereins-Philosophie trifft der FC St. Pauli eine weitreichende und bemerkenswerte Entscheidung, die im deutschen Profifußball Signalwirkung haben könnte.

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Zweitligist FC St. Pauli arbeitet in seinem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) künftig nicht mehr mit Beratern und Agenturen zusammen. Der Klub teilte mit, dass diese Regelung für alle minderjährigen Spieler im NLZ gelte. Damit positioniere sich der FC St. Pauli klar gegen die Kapitalisierung des Jugendfußballs, hieß es in der Mitteilung. Einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte der Klub.

St. Paulis Sportdirektor Andreas Bornemann in Braunschweig
St. Paulis Sportdirektor Andreas Bornemann freut sich am 1. September 2023 auf das Nord-Derby bei Eintracht Braunschweig. © picture alliance / Peter Boehmer

"Die meisten Vereine haben das Problem erkannt."

Andreas Bornemann

"Das Thema wird in sämtlichen Fußballgremien kritisch diskutiert, und auch die meisten Vereine haben das Problem erkannt", sagte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann der "SZ": "Wir wollen jetzt den ersten Schritt machen und hoffen, dass andere unserem Beispiel folgen werden."

St. Paulis Nachwuchschef Benjamin Liedtke vor dem Heimspiel gegen Dynamo Dresden 2021
Benjamin Liedtke, hier am 3. Oktober 2021 vor dem Heimspiel gegen Dynamo Dresden, leitet beim FC St. Pauli das Nachwuchsleistungszentrum. © picture alliance / Peter Boehmer

NLZ-Leiter Benjamin Liedtke ergänzte: "Wir setzen auf den partnerschaftlichen Dialog mit den Spielern und deren Familien und persönlichem Umfeld." Dies sei keine Entscheidung gegen Berater im Fußball generell, sagte Liedtke, der sich dessen bewusst ist, dass dieser Weg des Klubs möglicherweise zu Unmut bei Spielerberatungs-Agenturen führen könne. Es gehe "vielmehr darum, im Jugendfußball den Fokus auf das persönliche Umfeld der Spieler zu legen, nicht auf Agenturen und den Markt."

Der FC St. Pauli lebt sein Jugendkonzept mit Namen "Rebellution"

Zudem lehnt der FC St. Pauli externes, kommerzielles Individualtraining im NLZ ab. Der Klub verfolgt im Nachwuchsbereich ein Konzept mit dem Titel "Rebellution – ein anderer Jugendfußball ist möglich". Dazu gehört auch ein laut Klubangaben "umfassendes pädagogisches Konzept". Liedtke: "Wir machen Spieler nachhaltig besser und erarbeiten mit ihnen die Kompetenzen, um im Leistungssport bestehen zu können." (dpa/sid/hau)

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