Und wieder haben die Mannschaften, die oben stehen, nicht gewonnen. Will denn keiner aufsteigen?
Vor zwei Wochen noch, als der Vorsprung sechs Punkte betrug und die Rivalen reihenweise stümperten, konnte man noch aus voller Überzeugung behaupten: Ganz gleich, was der Hamburger SV als Tabellenführer anstellt - er steigt auf.
Heute, nach zwei Heimpleiten in Folge, sieht das anders aus. Gestern, beim 1:2 gegen den Karlsruher SC, stellten sich zwei Fragen. Erstens: Wie deppert kann man sein? Zweitens: Was wollen die in der ersten Liga?
Es fehlten die spielerischen Mittel, um Torgefahr auszustrahlen
Ein Volksfest mit 57.000 Zuschauern im Stadion reicht halt nicht, um eine Fünfer-Abwehrkette des Gegners auseinanderzureißen. Wie beim 2:4 gegen Braunschweig fehlten die spielerischen Mittel, um Torgefahr auszustrahlen.
Wie die Hasenfüße schlichen die Hamburger übers Feld. Die Anfeuerung von den Rängen lähmten ihre Beine, weil sie offenbar wissen, dass sie in dieser Phase der Saison mehr zu verlieren als zu gewinnen haben.
Die Konkurrenz vergeigt weiter
So geht das jetzt seit Wochen. Drei Spiele in Folgen konnten die Hamburger nicht gewinnen und verloren dabei zwei der drei Spiele. Das ist für eine Mannschaft, die das Ziel vor Augen hat, eine erbärmliche Ausbeute.
Der HSV hat zwar als Tabellenzweiter mit drei Punkten Vorsprung noch alle Aufstiegschancen, denn die Konkurrenz vergeigt weiter. Paderborn, Magdeburg, Düsseldorf, Elversberg und nicht mal Köln konnten gewinnen.
Aber beste Zweite Liga aller Zeiten? Nicht, wenn man die Tabellenspitze sieht. Das deutsche Fußballvokabular hat den wenig schmeichelhaften Begriff "Schneckenrennen" zur Beschreibung des Aufstiegskampfs aufgenommen.
Maximal 63 Punkte wird der Zweitliga-Meister holen können. Das hat dem 1. FC Köln zuletzt 2019 zum Wiederaufstieg gereicht. Der Hamburger SV kann bestenfalls auf 62 Punkte kommen, der 1. FC Magdeburg auf 59 Zähler.
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Am Ende hängt alles an der Qualitätsfrage
Die Kölner haben schon neun Niederlagen auf dem Buckel, die Hamburger sechs und die Magdeburger sieben. Das alles ist kein Ausweis von Qualität, mit der man 2025/26 in der Bundesliga bestehen könnte.
Schon eine einigermaßen stabile Siegesserie würde jetzt zum sicheren Aufstieg genügend. Aber keiner in diesem Schneckenrennen der Hasenfüße tut sich mit Dominanz und Souveränität auf dem Rasen hervor.
Schon steht der Vorwurf im Raum, dass zu viele Spieler gar nicht aufsteigen wollen, weil mit dem Aufstieg auch ihre Arbeitsplätze in Gefahr geraten könnten. Das ist natürlich Quatsch. Am Ende hängt alles an der Qualitätsfrage.
Man muss der Wahrheit ins Gesicht blicken: Die 2. Liga ist zwar spannend und begeistert die Massen, weil jede Prognose von der Realität überholt wird. Aber Erstliga-reif kickt da gerade nichts, was Richtung Oberhaus tippelt.
Über den Autor
- Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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