Kaum macht der 1. FC Nürnberg mal gute Schlagzeilen, da kommen auch schon wieder interne Probleme ans Tageslicht. Sportdirektor Olaf Rebbe, der im gerade zu Ende gegangenen Wintertransferfenster Millionenerlöse erzielte, muss plötzlich gehen. Warum?

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Auch Miroslav Klose hatte damit nicht gerechnet. "Das müssen wir alle erst einmal sacken lassen. Er war täglich bei uns. Es ist nicht einfach", sagte der FCN-Trainer kurz nach der Entlassung von Sportdirektor Olaf Rebbe. Allein das zeigt: Diese Entscheidung kam plötzlich.

Rebbe war als Kaderplaner für die Lizenzspieler und das Scouting zuständig. Zuvor hatte er bei PAOK Saloniki, Huddersfield Town, beim VfL Wolfsburg und bei Werder Bremen gearbeitet. Seine Entlassung löst Verwunderung aus: Die Nürnberger hatten in der jüngsten Transferphase so viel Geld wie noch nie eingenommen - auch dank Rebbe.

"Nach dem Ende der jüngsten Transferphase ist es zu unterschiedlichen Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung des 1. FC Nürnberg gekommen. Wir danken Olaf für die bis dahin geleistete Arbeit, insbesondere in der Wintertransferphase", versuchte Sportvorstand Joti Chatzialexiou, die Entscheidung in der offiziellen Mitteilung zu erklären.

Rebbe stritt sich mit Reporter

Die Bilanz von Rebbe kann sich sehen lassen: U17-Weltmeister Finn Jeltsch wurde mit sofortiger Wirkung für knapp zehn Millionen Euro an den VfB Stuttgart in die Bundesliga verkauft. Stürmer Stefanos Tzimas, der im Sommer für sagenhafte 25 Millionen Euro zu Fabian Hürzelers Brighton & Hove Albion wechselt, brachte weiteres Geld ein. Dem Club bleibt davon zwar am Ende nur noch eine einstellige Millionensumme, weil er zuvor die Kaufoption über 18 Millionen Euro ziehen musste. Doch dass der Wechsel von Tzimas überhaupt zustande kam, hing auch mit den guten Kontakten von Rebbe zu seinem Stammverein PAOK Saloniki zusammen.

Laut übereinstimmenden Berichen von "Bild" und "nordbayern.de" beklagte sich Rebbe aber über die fehlende Wertschätzung innerhalb des Vereins, auch weil er die Millionenerlöse vor allem sich und nicht Sportvorstand Chatzialexiou zuschrieb. Nach seinem erfolgreichen Transferfenster sei er nahezu selbstherrlich aufgetreten, heißt es in einem Bericht. Am Rande des 4:3-Auswärtssiegs gegen den 1. FC Magdeburg kam es schließlich zu einem Eklat: Rebbe lieferte sich eine verbale Auseinandersetzung mit einem Reporter der "NN", dabei soll er sich über die schlechte Berichterstattung nach der Transferperiode beschwert haben.

Kritik an Rebbes Kaderplanung

Dazu kommen Meinungsverschiedenheiten zwischen Chatzialexiou und Rebbe. Letzterer war vom alten Sportvorstand Dieter Hecking nach Nürnberg geholt worden, der am Ende eine alles andere als erfolgreiche Zeit erlebte. Unter Hecking und Rebbe geriet der FCN mehrmals hintereinander in den Abstiegskampf und verkalkulierte sich bei Neuzugängen nicht selten.

Spieler wie Christoph Daferner (eine Million Euro), Kanji Okunuki (300.000 Euro) oder Joseph Hungbo (280.000 Euro) konnten die Erwartungen in Nürnberg nicht erfüllen, Talente aus dem Nachwuchs wie Nathaniel Brown und Can Uzun mussten die Lücken füllen. Gerade der unausgewogene Kader war jahrelang ein Kritikpunkt, wenn es um Nürnberg ging.

Auch Sportvorstand Chatzialexiou zeigte sich schon zu seinem Amtsantritt nicht zufrieden mit dem Kader, dem Aufgabenfeld also, das auch in Rebbes Hand liegt. Schon das wird dem Sportdirektor nicht unbedingt gefallen haben. Dass der neue FCN-Trainer Miroslav Klose erst mit einem neuen Spielsystem das Fehlen eines klassischen Abräumers im defensiven Mittelfeld wirklich kaschieren konnte, tat sein Übriges. Nach einem schwachen Start ist der FCN nun zumindest sportlich mal wieder auf einem guten Weg.

Doch die Differenzen zwischen Sportvorstand und Sportdirektor konnten dadurch wohl trotzdem nicht ausgeräumt werden. Rebbes Vertrag ging beim Club nur noch bis 2025, eine Verlängerung wäre unter den Umständen sowieso nicht möglich gewesen. Jetzt hat der FCN früh und für Außenstehende überraschend die Reißleine gezogen.

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